Gebärdensprache

  • Mein Sohn fünf jährig ist frühkindlicher Autist und kommuniziert im Moment nur mit Gebärdenspräche Anita Portmann. Wem geht es ähnlich? Oder hat jemand Tipps für mich oder sonstige Informationen?

  • [size=12] Hallo Ryan
    Schön ist, dass ihr eine Kommunikationsform für euren Sohn gefunden habt. Das zeigt, dass ihm der Sinn der Sprache bekannt ist. Er setzt Gebärden ein, wenn er sich mitteilen will oder wenn er sich etwas von euch wünscht. Möglicherweise wird sich die Lautsprache über die Gebärden entwickeln. Bei einem Autisten ist es durchaus möglich, dass die Entwicklung der Lautsprache erst nach dem 6. bis 10. Lebensjahr einsetzen wird.


    Unser Sohn entdeckte die Lautsprache ab seinem 5. Lebensjahr. Es dauerte sehr lange bis sich ihm der Sinn der Kommunikation erschlossen hat. Gebärden haben wir ihm auf Anraten unserer Logopädin nicht angeboten. Sie war der irrtümlichen Meinung, dass wenn er gebärdet, er die Lautsprache nie anwenden wird. Wir wussten damals noch nichts über Autismus. Mit Einsetzen der Lautsprache versuchte er vermehrt sich auch mit selbst erfundenen Gebärden Gehör zu verschaffen. Später in der Sprachheilschule schnappte er vermehrt Gebärden auf und wendete sie für sich auch an. Anhand Gebärdenbüchern eignete er sich mit der Lautsprache auch die entsprechenden Gebärden an. Er verband das geschriebene Wort mit der Gebärde.


    Die Fähigkeiten zum Gebärden ist ihm heute wieder abhanden gekommen. Er ist nun im 4. Jahr in die Regelschule integriert und in seiner Umgebung gebärdet niemand mehr. Momentan ist sein natürliches Interesse für die Gebärden erloschen. Ich finde das eigentlich sehr schade.


    Auf dem Weg unserem Sohn die Sprache näher zu bringen haben wir aus Unwissenheit vieles falsch gemacht. Heute würde ich ihm, so wie ihr es auch macht, unbedingt Gebärden anbieten. Gleichzeitig würde ich versuchen ihm zu den Gebärden, die Buchstaben, das heisst, das geschriebene Wort zeigen. Mit der Zeit kann er so die Verbindung von der Gebärde zum geschriebenen Wort und später vielleicht sogar zur Lautsprache machen. Um die Freude an der Sprache bei unserem Sohn zu wecken, haben wir vieles ausprobiert. Wir sprachen über Handpuppen zu ihm. Das mochte er, da war er immer aufmerksam. Wir verbanden Sprache mit Musik. Ich las ihm stundenlang Bilderbücher vor. Ich wusste lange nicht, ob er von dem, was ich ihm erzählte, etwas verstand, später stellte sich heraus, dass er vieles aufgenommen hat. Kinderbücher, die ich ihm als Kleinkind vorgelesen habe und die ich später beim Leseerwerb mit ihm lesen wollte, schmiss er weg, weil er sich noch an die ganze Handlung erinnerte.


    Aus meiner Erfahrung kann ich dir nur raten, deinem Sohn weiterhin vieles anzubieten. Alles einzusetzen was ihm Freude macht, sei dies Vorlesen, Spielen, evt. sogar gemeinsamen Gamen. Hauptsache ihr macht es zusammen mit ihm und er kann erleben, was er duch die gegenseitige Kommunikation für sich erreichen kann. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, nichts für Unmöglich zu halten und an deinen Sohn zu glauben.


    Liebe Grüsse
    Monica (size]

  • Hallo Ryan


    Es gibt unterschiedliche Mittel zur unterstützten Kommunikation. Eine hilfreiche Website ist http://www.activecommunication.ch. Zudem hilft es sicher, sich bei Fachleuten hinsichtlich der für deinen Sohn passenden Möglichkeiten zu informieren. Heilpädagogen, Logopäden, Autismus-BeraterInnen sollten Bescheid wissen.


    Wesentlich ist bei allen, dass dein Sohn lernt, nonverbale und später nach Möglichkeit verbale Sprache kommunikativ einzusetzen. Genau so, wie das Monica beschrieben hat.


    alles Gute


    Edith Vogt

  • Hallo Ryan


    Ich arbeite häufig mit Gebärden und habe gute Erfahrungen damit gemacht. Ich finde es wichtig, dass am Anfang Gebärden für Esswaren, Spielsachen und Aktivitäten eingeführt werden, die das Kind besonders gerne mag. Die Motivation die Gebärden anzuwenden ist dann am grössten, und das Kind lernt, dass Kommunikation eine Funktion hat.


    Auch sollte man darauf achten, am Anfang genügend Hilfestellung anzubieten. Bei den meisten Kindern genügt es nicht, die Gebärde nur vorzumachen, sondern man muss es zuerst einige Male führen, bis es diese selbständig ausführen kann.


    Wenn man dem Kind zur Gebärde auch immer den klaren Begriff des betreffenden Gegenstandes oder der Aktivität vorsagt, so fangen die meisten früher oder später an, parallel zur Gebärde zu artikulieren.


    In der Regel möchte man dem Kind mit den Gebärden nicht die Gebärdensprache beibringen, sondern ihm primär eine erste Möglichkeit zur Kommunikation bieten und ihm auf diese Weise eine Brücke zur gesprochenen Sprache bauen.


    Liebe Grüsse


    Claudia Maria