Spezialinteresse

  • Hallo zusammen,


    unser Sohn ist 11 Jahre alt (Diagnose atypischer Autismus, Asperger) und hat seit je her Spezialinteressen. Am Anfang waren es Spielzeugautos, Handy's und nun elektronische Artikel aller Art wie PC's, Labtops, Telefone, Radio und natürlich immer noch Handys. Er kennt sich bestens aus mit Kabel, Stecker, Funktionen und Anwendungen. Aber er ist ein richtiger Sammler und geht eigentlich fast täglich auf Erkundungstour bei Nachbarn, in Elektrogeschäften, Sammelstellen etc. Auch in den Ferien war dies oft ein Thema. Leider nicht so erfolgreich, da im ehemaligen Ost-Deutschland (Ostsee) nicht Unmengen von gebrauchten und teilweise noch gut funktionierenden Geräte rumliegen. Da leben wir hier wirklich in einer Wohlstandsgesellschaft.


    Die Sammelwut wird für uns oft zur Belastung, da diese oft nicht kontrollierbar ist (verschwindet mit dem Velo und kommt nach einer halben Stunde wieder). Wir möchten unseren Sohn in seiner Selbständigkeit auch nicht dauernd einschränken.


    Kennt jemand auch solche Themen? Wie geht Ihr damit um?


    Eine Möglichkeit wäre, ihm in einem kontrollierten Rahmen ein entsprechendes Angebot bieten zu können. Zum Beispiel in einem kleinen Elektrogeschäft, Brocki oder ähnliches. Einmal in der Woche für eine beschränkte Zeit (Raum Zürich, linkes Zürichseeufer etc.) Es wäre ein Versuch wert. Kennt jemand von Euch ein solches Geschäft und hat sogar ein solches? Hätte jemand Kontakt zu den Verantwortlichen, die sich einen solchen Einsatz vorstellen könnten?
    Unser Sohn ist sehr kommunikativ und offen.


    Freue mich auf alle Anregungen :)


    Mit lieben Grüssen


    Snoopy

  • Hallo Snoopy
    unseren beiden Söhne (fast 10 und 8, beide Asperger) haben auch Spezialinteressen. Diese Spezialinteressen waren immer etwas, was ich als positiv erlebt habe. Zum einen, weil die Beschäftigung mit ihnen die Buben zufrieden macht und beruhigt. Und auch, weil sie es uns ermöglichen, sehr schöne Momente mit unseren Söhnen zu erleben. Bei der Beschäftigung mit ihren Spezialthemen sind die Jungs gelöst und glücklich (was sie sonst leider im Alltag ja nicht immer sind), sie bekommen auch Anerkennung (nicht nur von uns, auch z.B. von Schulkollegen) und so konnten wir schon manche schwierige Situation entspannen oder überbrücken.
    Und nicht zuletzt: Ich bekomme durch meine Söhne Einblick in Wissensgebiete, die ich mir selber eher nicht angeeignet hätte, und entdecke dabei mit ihnen zusammen sehr spannende Dinge!
    Konkret kann ich dir allerdings nicht helfen, ich kenne niemanden, der ein solches Geschäft hat. Die Idee finde ich aber gut. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich bei den Spezialinteressen lohnt, sich auch mitzuinteressieren und den Kindern Türen zu öffnen.
    Ich hoffe, Ihr findet eine gute Lösung!
    NOA

  • Vielen Dank Kopernikus und NOA für Eure hilfreiche Antworten!


    Kopernikus: Ja schade, dass wir nicht gerade in der Nähe wohnen. Solch ein Computergeschäft wäre gerade das Richtige. Der Tipp bezüglich Repair-Café ist super. Hab mich schon schlau gemacht, es finden in Zürich gleich zwei Cafés im Laufe eines Monats statt. Wir werden auf jeden Fall mal hingehen.


    Noa: Natürlich bringen die Spezialthemen sehr viel positives. In die Tiefe gehen und sich mal wirklich mit einem Thema auseinandersetzen, ist absolut toll - auch für uns Eltern. Da sind wir absolut dabei. Auch bietet es die Möglichkeit, sich später auf einem solchen Gebiet ausbilden zu lassen.
    Leider ist bei unserem Sohn das Sammeln mit einem richtigem Zwang verbunden und das macht es im Alltag nicht leicht.


    Eine Gute Zeit und nochmals vielen Dank!


    Snoopy

  • Hallo Snoopy


    Du könntest von meinem Sohn geschrieben haben. Er ist inzwischen 15 und hat genau wie Deiner eine Vorliebe für alles Elektronische. Alte Geräte werden von ihm auseinander genommen, zerpflückt und einzelne Teile verwendet er dann für etwas anderes. Auch bei uns hat es leider ein Mass angenommen, das nicht mehr gut ist. Sein ganzes Zimmer war voll damit. Als wir das einschränkten wollten, begann er die Sachen an versteckten Stelle zu horten.
    Wir haben dann auch Regeln machen müssen (die mal besser, mal schlechter funktionieren). So hat er eine Werkstatt, in welcher er mechen darf, danach aber wieder räumen muss. Weiter hat er eine Kiste im Zimmer, diese darf er füllen mit seinen Schätzen, ohne dass ich ihm die weg nehmen darf. Aber alles was im Zimmer ausserhalb dieser Kiste ist, wandert in den Müll.


    Es ist schwierig und ein ständiges Verhandeln. Vor allem auch, weil er teilweise Dinge auseinander nimmt, die gefährlich sind und sicherlich auch gesundheitsgefährdend.


    Liebe Grüsse
    Patch