Anständiges Kind

  • Guten Tag
    Unser Sohn (6) hat das Asperger-Syndrom. Er besucht in der Schule die Psychomotorik. Die letzten zwei Male beschimpfte er die Lehrerin. Mein Mann versuchte zu erklären. Heute habe ich unserem Sohn eine Überraschung versprochen, wenn er sie Lehrerin nicht beschimpft. Er tat dies dann auch nicht.
    Als heute die Lehrerin kam, begrüsste er sie stolz auf schwedisch mit hejhej. Sie erklärte ihm, dass sie mit Frau Sowieso angesprochen werden wolle. Also "Guten Tag Frau Sowieso". Ich sagte ihm, dass er dies in Zukunft so machen solle und danach darf er sie ja noch auf schwedisch begrüssen. Ich erklärte der Lehrerin auch, dass hejhej höflich sei und er höflich gegrüsst habe. Als die Stunde fertig war, sagte die Lehrerin, dass es gut ging. Aber sie erwarte von uns, dass wir ihr ein anständiges Kind bringen müssen. Sie erwarte dies von allen Kindern. Jedes Kind solle ihr gleich viel Respekt entgegenbringen. Als er ihr noch erklärte, dass er eine Belohnung bekommt, erntete ich nur noch einen verständnislosen Blick.
    Wir haben die Lehrerin am Anfang mit Diversen Unterlagen inkl. einer "Betriebsanleitung" bedient.
    Übrigens habe ich ein "anständiges" Kind gebracht. Sie hat es nur nicht bemerkt.
    Viele Grüsse
    Svalbard

  • Hallo Svalboard,


    aus Deinen Schilderungen erlebe ich bei der Psychomotorikerin ein grundsätzlich fehlendes Verständnis für autismusspezifische Fragestellungen und auch eine grundlegend fehlende Menschenkenntnis. Für den weiteren Prozessverlauf der Therapie wird es wichtig sein mit der Therapeutin aktiv den Dialog zu suchen und herauszufinden, aus welcher Haltung Sie Ihre Therapie heraus gestaltet.
    Wenn sich ein wechselseitiger Dialog entwickelt und sich Euer Sohn in der Therapie wahrgenommen fühlt, so steht ja alles zum Besten. Sollte sich jedoch Euer Ersteindruck bestätigen, so ist es wichtig diese Wahrnehmungen transparent zu machen und allenfalls um eine fachliche Unterstützung von Dritten zu bitten. Zu oft werden solche Wahrnehmungen nicht ernst genommen und abgetan, obwohl Eltern doch ein feines Gespür für solche Situationen haben und mit Ihrem wachen Ersteindruck die Situation recht klar und sensibel aufnehmen.
    viel Erfolg in den weiteren Schritten mit eurem Sohn!


    hejhej,

  • Ich finde es immer wieder haarsträubend, wie viele Fachleute offenbar keine Ahnung vom Thema Asperger haben. Von einer Psychomotorik-Therapeutin müsste man doch erwarten können, dass sie sich zumindest kundig macht, um was es bei ihren Klienten geht und wie sie "ticken". Auch wenn in den Ausbildungen offenbar das Thema Asperger noch nicht vermittelt wird, sollte eine Therapeutin sich auf ihre Fälle einstellen und eine gewisse Offenheit gegenüber den Kindern mitbringen.
    Unsere Psychomotoriktherapeutin hat auch noch nie vorher mit einem Aspergerkind gearbeitet. Sie sieht es als Chance, etwas dazuzulernen. Sie war bei der Abklärung auf Anhieb bereit, ihre Anweisungen zu korrigieren, um noch besser auf unseren Sohn eingehen zu können. Offenbar ist das in der Psychomotorik nicht selbstverständlich.
    Es ist mühsam, zu erleben, wieviel Kämpfe man als Eltern tagtäglich austragen muss, um etwas Verständnis zu bekommen, sogar bei Fachleuten. Auf diesem Gebiet muss noch viel passieren.

  • Ich finde es immer wieder haarsträubend, wie viele Fachleute offenbar keine Ahnung vom Thema Asperger haben. Von einer Psychomotorik-Therapeutin müsste man doch erwarten können, dass sie sich zumindest kundig macht, um was es bei ihren Klienten geht und wie sie "ticken". Auch wenn in den Ausbildungen offenbar das Thema Asperger noch nicht vermittelt wird, sollte eine Therapeutin sich auf ihre Fälle einstellen und eine gewisse Offenheit gegenüber den Kindern mitbringen.
    Unsere Psychomotoriktherapeutin hat auch noch nie vorher mit einem Aspergerkind gearbeitet. Sie sieht es als Chance, etwas dazuzulernen. Sie war bei der Abklärung auf Anhieb bereit, ihre Anweisungen zu korrigieren, um noch besser auf unseren Sohn eingehen zu können. Offenbar ist das in der Psychomotorik nicht selbstverständlich.
    Es ist mühsam, zu erleben, wieviel Kämpfe man als Eltern tagtäglich austragen muss, um etwas Verständnis zu bekommen, sogar bei Fachleuten. Auf diesem Gebiet muss noch viel passieren.


    Hallo zusammen


    also wenn ich diese Zeilen lese kommen bei mir wieder alte Erlebnisse hoch die auch wir mit unseren Kindern in der Spielgruppe oder im Kindergarten erlebt haben es waren etwas andere Situationen aber solche unverschämte Anschuldigungen und Unverständnis gegenüber der Eltern oder deren Kinder erlebten wir viele Male ab und zu ja heute noch


    wenn ihr die nötigen Infos betreff eurem Kind der Psychmotoriklehrerin gegeben habt sollte so etwas eigentlich gar nicht passieren man muss sich fragen ob diese Person überhaupt den richtigen Beruf erlernt hat denn wenn man eure Zeilen liest hat sie so gar keine Ahnung von Autisten


    ich spüre auch heraus dass es eurem Kind und euch als Eltern nicht sehr wohl ist bei dieser Person und wenn solche Kleinigkeiten so ein Drama sind kann ich euch nur empfehlen auf euer Bauchgefühl zu hören und auch wie es eurem Sohn in der Stunde geht...wenn es nicht besser geht würde ich das Gespräch nochmals suchen oder sonst eine andere Therapeutin suchen


    eine Therapie kann nur fruchten wenn das Vertrauen und die Chemie zwischen eurem Kind und dem Therapeuten stimmt und auch zu euch Eltern sonst hat es keinen sinn die Kinder kommen nicht weiter und man verliert viel Energie und wertvolle Zeit die man anders besser einsetzen könnte


    ja solche Sachen kommen immer vor und man trifft es immer wieder mal an auch wenn die Kinder grösser werden wir haben bei unseren 3 Kindern bei allen sehr gute Therapeuten sei es in der Physio Ergo Psychomotorik Logopädie usw und haben schon viel zusammen erreicht für unsere Kinder es stimmte halt die Chemie das Vertrauen und man arbeitet zusammen auch mit uns Eltern und das spüren unsere Kinder


    ich wünsche euch viel Kraft und Glück und für euer Kind das sich alles zum Guten wendet liebe Grüsse Filzlaus :)

  • Ja, das kennen wir auch!


    Leider gibt es auch unter Fachleuten manchmal sehr ignorante und selbstgerechte Menschen, die ein grosses Verlangen nach "positiver Spiegelung" haben. Oder sie erwarten von uns Eltern, dass wir das Kind so abliefern, dass es für sie bequem ist und sie in Ruhe ihr Therapiekonzept "abspuhlen" können. Gerne vergessen sie dabei auch, was eine Familie oft zeitlich und familienorgansiatorisch leisten muss, um das Kind zur Therapie zu bringen.


    Die Therapeutin unterstellt den Eltern in diesem Fall, dass es ihr Versagen sei, wenn das Kind nicht subito das perfekte Begrüssungsritual beherrscht. Sie fordert den ihr gebührenden Respekt von Seiten des Kindes und behandelt aber gleichzeitig die Eltern ziemlich respektlos. Es ist auch nicht besonders respektvoll sich einfach zu weigern eine andere Kultur/Art der Wahrnehmung zu verstehen. Schliesslich reisen wir ja auch nicht in ein anderes Land und ignorieren einfach mal die dort geltenden Sitten und Regeln.


    Wir Eltern müssen unsere Zeit und Energie in Menschen investieren, die uns und unseren Kindern auf Augnhöhe und mit Offenheit begegnen können. Und die gibt es zum Glück ja auch.


    Ich würde in diesem Fall die Therapeutin wechseln, denn eine offene und gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten, sowie ein respektvoller Umgang ist unabdingbar für das längerfristige Gelingen einer Therapie.



    L.G.


    Data

  • Ich könnte ganze Bücher darüber schreiben, wie schlecht wir Eltern eines Aspergers, der jedoch erst mit 16 Jahren abgeklärt wurde, von sogenannten Fachleuten über Jahre hinweg behandelt wurden. Mehr als einmal wurde mir ganz direkt gesagt, dass ich schuld an den Problemen meines Sohnes sei. Ich habe das bis heute noch nicht ganz weggesteckt, obwohl ich weiss, dass wir all die Jahre unser Möglichstes getan haben, um unseren Sohn quasi über die Runden, d.h. durch die Schule etc. zu bringen.


    christa