Alltag und Freunde und Ängste

  • Guten Tag zusammen


    Mich würde einmal interessieren wie Ihr die folgenden Alltagsprobleme meistert oder angeht?


    HAt euer Kind auch Nicht-Asperger Freunde beim SPielen ? Wenn ja, wie verläuft das? Wie ist das Verständnis von den anderen gegenüber?
    Wie verhaltet Ihr Euch wenn Euer Kind andere Kinder provoziert, weil es die Grenze nicht kennt zwischen Lustig/Nicht-Lustig?
    Wie geht ihr mit den Ängsten von euren Kindern um? Kennt ihr das dass euer Kind euch alle paar minuten ruft: Mami wo bist du ? (hier... ah ok ).


    Ufff wie ihr seht habe ich viele Fragen die mich gerade beschäftigen und ich manchmal ein bisschen anstehe und denk: wie reagier ich am besten?
    VIelen DAnk für Eure Rückmeldungen !

  • Hallo Mondschein,


    gerade hatten wir den seltenen Fall wieder einmal, dass unser Kind am freien Nachmittag abgemacht hat. Ich kann Dir zu unserer Situation folgendes sagen:


    Meistens bleibt es beim einen Mal, ein Kind kommt selten mehr als das eine Mal zu uns "spielen", eigentlich kann ich gar nicht "spielen" sagen, denn das tut jedenfalls unser Kind dann nicht (auch sonst nicht; jedenfalls nicht so, wie man das gemeinsame Spielen kennt). Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, dass ich die Zeit auf höchstens 2 Stunden begrenze, denn diese Zeitspanne kostet mich, unseren Junior und auch den Besucher enorme Anstrengung. Alles muss nach dem Willen unseres Kindes gehen und möglichst nur das, was es sonst auch tut, seinen Interessen nachgehen. Für den Besucher ist dies meist langweilig und nervig. Ich versuche zu animieren, zu beruhigen, Gemeinsamkeiten zu finden, oft ohne Erfolg.


    Zum einen sollte der Sozialkontakt gefördert werden, andererseits klappt dann rein gar nichts. Ich bin ehrlich gesagt froh, wenn keine Abmachungen stattfinden, so können wir diese Nachmittage dort verbringen, wo unser Sohn am liebsten ist.


    Wie erlebst du diese Kontakte?


    Du schreibst die Grenzen lustig/nicht lustig. Ich vermute, da kann man nicht von Grenzen reden. Es ist einfach für die Kinder sehr schwer einzuschätzen, was empfindet das Gegenüber als lustig? Was ist nicht so lustig? Da sind wir wieder bei einem Punkt, den alle Betroffenen kennen: Ironie, Witz, Direktheit, Distanzlosigkeit...


    Es grüsst dich
    kilian02

  • Hallo kilian02


    Zitat:
    "Meistens bleibt es beim einen Mal, ein Kind kommt selten mehr als das eine Mal zu uns "spielen", eigentlich kann ich gar nicht "spielen" sagen, denn das tut jedenfalls unser Kind dann nicht (auch sonst nicht; jedenfalls nicht so, wie man das gemeinsame Spielen kennt). Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, dass ich die Zeit auf höchstens 2 Stunden begrenze, denn diese Zeitspanne kostet mich, unseren Junior und auch den Besucher enorme Anstrengung. Alles muss nach dem Willen unseres Kindes gehen und möglichst nur das, was es sonst auch tut, seinen Interessen nachgehen."


    ...deine Zeilen könnten von mir sein, so bekannt kommt mir das vor. Nur ist das bei uns einige Zeit her. Alle Bemühungen, Freundschaften aufzubauen, zu unterstützen, scheiterten! Mein Sohn (Asperger-Syndrom betroffen) ist jetzt knapp 20 Jahre alt. Das grundsätzliche Verhalten hat sich aber nicht geändert: Kontakt entsteht, wenn überhaupt, dann nur über die "eigenen" Themen. Die Folgen: Vereinsamung, Kontaklosigkeit, Fokussierung auf die Spezialinteressen! Für mich als Mutter ist das mit grosser Belastung und auch mit Trauer verbunden! Wie geht ihr damit um??


    grüsse


    soleil

  • Guten morgen zusammen


    Nun.... genau so wie Du es beschreibst Kilian02 ist es bei uns Ich merke dass es unseren Sohn überfordert wenn länger Besuch da ist. Und doch wünscht er sich diese Treffen! Er ist es der abmachen will. Aber es ist oft auch kein Spielen. Er bestimmt und wenns dann nicht so ist dann gibt es ein Gezetter. Für mich sind diese Stunden jeweils sehr streng (Ich mache es gerne aber doch wieder mit gemischten Gefühlen).
    Er soll ja seine sozualen kontakte haben und dies auch geniessen können. Nur frag ich mich oft ob es wirklich ein Geniessen ist. Auch merk ich dann halt dass die anderen Jungs um einiges Wilder und Grober sind. Und er oft "drunter" kommt. Das selbe ist beim Spielen. Er hat klare Vorstellungen was gespielt werden soll /Unfall mit den Autos/Seilbahn/ aber die anderen Kinder können das nicht nachvollziehen.
    Auch diese Grenze zwischen Ärgern und foppen und nicht merken dass es der andere nicht mehr lustig findet. Er foppt dann viel und wenn die anderen dann auf ihn losgehen fängt er an zu weinen. Und da find ich dann ist die Grenze sehr klein.


    Wie macht ihr das aber mit dem abmachen?

  • Hallo zusammen,


    gerade heute Morgen hatte ich mit meinem 6-jährigen Sohn wieder so ein Beispiel. Eine Mutter eines Kindergarten-Kindes hat sich bei mir gemeldet, um morgen Nachmittag etwas abzumachen mit ihrer Tochter und ihr (haben uns schon 2 mal getroffen). Mein Sohn hat das Mädchen eigentlich sehr gerne. Im Moment stellt er sich aber so auf stur. Nein, er will überhaupt nicht. Er will unbedingt in ein ganz bestimmtes Hallenbad morgen (ohne Rutschbahn oder etwas besonderes). Abmachen kommt gar nicht in Frage. In einem normalen Hallenbad hält es ihn dann höchstens eine Stunde, denn schwimmen kann er nocht nicht. Ich war ziemlich enttäuscht.
    So geht es eigentlich immer. Er macht 1-2 mal ab (Initiative kommt meistens von mir, er freut sich dann auch) und danach will er dann nicht mehr viel vom anderen Kind wissen.
    Ich versuch's einfach immer wieder ab und zu.... es ist anstrengend, aber ich geb die Hoffnung nicht auf. Aber wie Kilian sagt, relaxter ist die Freizeit, wenn wir einfach zu zweit oder in der Familie (zu dritt) etwas machen, vorallem in der Natur.
    Nun kommt die wärmere Jahreszeit und die Kinder sind wieder mehr draussen und können sich ihre Gschpädli selber aussuchen, wobei hier auch wieder das Risiko besteht, dass sie gehänselt werden. Das hat man dann nicht unter Kontrolle. Mein Sohn exponiert sich da immer sehr, geht auf die Kinder mit fast übertriebener Aufdringlichkeit zu mit seinen speziallen Interessen (z.Z. ausrangierte Handys oder Nanos) und bekommt das dann leider zu spüren.


    Ich wünsche Euch allen viel Geduld und frohe Stunden ;)


    Liebe Grüsse
    Snoopy

  • Kilian02


    Für mich sind diese Kontakte sehr anstrengend. Ich finde es zwar toll dass seine Freunde mit ihm abmachen wollen und das immer wieder!
    (und das kommt oft von den anderen aus). Aber dennoch merk ich einfach dass es nach einiger Zeit anstrengend wird. Und ich möchte ja dass diese Treffen schön werden und nicht immer nur mit weinen und ärgern und so verlaufen. es ist, finde ich , schwierig die balance zu finden.

  • Hallo zusammen


    Ich habe mir angewöhnt, die Treffen jeweils ausserhalb der "Haushalte" zu organisieren. Da unser Sohn leidenschaftlicher Skateboardfahrer ist, gehen wir wöchentlich in einen Skatepark, dort trifft er dann auf Kinder, die die gleiche Leidenschaft pflegen. Somit gibt es auch selten Probleme. Wir versuchen auch, Kinder aus seiner Klasse dazu zu motivieren, sich dort mit ihm zu verabreden. Ab und zu ist dann auch eine Mutter bereit, sich uns mit ihrem Kind anzuschliessen. Hier habe ich leider schon oft erlebt, dass die Mütter nicht gewillt sind, mit ihren Kindern einen spassigen Nachmittag zu verbringen. Lieber schieben sie die Kinder ab in fremde Obhut und sind selbst nur unwillig mit dabei.
    Auch das Kindesalter spielt für unser Kind überhaupt keine Rolle, er macht eh keinen Unterschied von Kindern und Erwachsenen, für ihn sind es alles Menschen, er geht auf alle gleich zu (was dann wiederum bei Erwachsenen schlecht ankommt). Und er trifft dort keine Babies und Kleinkinder. In deren Umgebung hält er es nicht aus, ich vermute, die Stimmlage, das Schreien, Weinen kann er akustisch nicht ertragen.
    Wie ihr auch beschreibt, ist das Abmachen ansonst sehr, sehr energieraubend. Ich versuche, dies möglichst zu vermeiden und wie gesagt ausserhalb zu kompensieren.
    Liebe Grüsse
    kilian02

  • Hallo zusammen,


    viele Freunde hat er auch nicht unser Sohn. Doch ich merke, dass zum Beispiel der eine gut ist, wenn es ums Thema Yu-Gi-Oh-Karten geht. Mit einem anderen trifft er sich, wenn es ums "Züsle" geht. Einer den besucht er gerne, da dieser freien Zutritt zum Comi hat. Einer experimentiert auch gerne und so kann er bei verschiedenen einfach ein Teilgebiet abdecken. Da er den anderen wenig Freiraum lässt, wenn es darum geht, wie und was gemacht wird, ist es gut, wenn er sich nicht zu oft mit den selben Kollegen trifft, da es diesen sonst zuviel wird mit unserm Sohn. Unser Alltag mit den drei Buben ist ausserordentlich anstrengend und es wird bei ihnen viel gestritten. Es geht oft wild und handfest zu und her. Doch ich tröste mich immer wieder damit, dass unser Sohn ein einmaliges Übungsfeld hat, wenn er Tag täglich mit seinen Brüdern sein Verhalten üben kann. Der eine seiner Brüder ist sehr tollerant und lässt ihn im Spiel häufig bestimmen, doch nicht immer und ich sehe, wie unser Sohn über die letzten Jahre gelernt hat, dass auch er Kompromisse eingehen muss. Das lässt Hoffnung aufkommen, dass unsere Kinder sich auch weiter entwickeln werden und bis dann werden wohl noch viele Spähne fliegen..


    Liebe Grüsse


    Rosina

  • Hallo zusammen


    Meine Söhne haben nur wenige, aber ausgewählte Freunde. Die Initiative zum Abmachen muss in der Regel vom Anderen ausgehen, sonst passiert gar nichts. Der Ältere hat seine wenigen Freunde dazu gebracht, dass sie dieses Verhalten akzeptieren und sich bei ihm, immer wieder melden (mittels Face-book, Natel, etc.)
    Er trifft sich mit seinen Freunden vielleicht ein bis zwei Mal pro Monat. Die Treffen strengen ihn an, er geniesst zwar das Zusammensein mit Ihnen, aber, wenn er das Gefühl hat, dass es ihm jetzt reicht, wird er ziemlich unausstehlich. Teilweise übernachten die Freunde bei ihm, am nächsten Tag braucht unser Sohn dringend eine Auszeit. Er ist dann immer sehr froh, wenn sich seine Freunde verabschieden. Er benötigt dann regelmässig eine Regeneration von einem bis zwei Tagen, bis er sich von seinem Besuch wieder erholt hat. Im Prinzip ist unser Sohn auch sehr gerne alleine!


    Der Jüngere war lange Zeit zufrieden, wenn er alleine spielen konnte und dabei nicht von anderen gestört worden ist. In den letzten Wochen haben sich seine Vorlieben aber verändert. Er ist jetzt in der Pubertät und wünscht sich nun neuerdings, Freunde zum Abmachen, er will nicht mehr alleine Spielen. Das Abmachen fällt ihm aber noch sehr schwer. Ich versuche nun eine vernünftige Balance zu finden, wieviel Hilfe er dazu noch braucht. Einmal organisiere ich ein Treffen mit der Mutter eines Kindes (dass er sich wünscht), das nächste Mal lasse ich es ihn selber versuchen, er kann in der Schule abmachen (das hat er bis heute noch nicht gewagt) er kann zu Hause telefonieren. Leider hatte er bis jetzt damit noch nicht Glück gehabt, das gewünschte Kind war telefonisch nicht zu erreichen. Weitere Hilfestellungen bietet nun auch die Schulbegleitung und hoffentlich bald auch ein Sozialtraining.


    Liebe Grüsse, monica