Hilfe bei den Hausaufgaben

  • Hallo
    Unser Sohn macht die Hausaufgaben selber. Ich weise ihn auf Fehler hin und bestehe darauf, dass der die Fehler gleich korrigiert. Im Moment hat er viel Freude dabei und macht die Aufgaben gerne (2. Klasse). Endlich geht mal was in der Schule.


    Nun ist mir zu Ohren gekommen, dass die Schule von "vorkorrigierten" Aufgaben spricht. Es hiess auch, dass er nur in der Schule bleiben darf, wenn er den Schulstoff im Klassenzimmer erarbeite. Im Moment ist dies nicht möglich. Er arbeitet viel mit der Assistentin im Nebenzimmer. Das heisst wohl dann soviel, dass wir anscheinend eine neue Schule suchen müssen.


    Frage:
    Wenn ihr eurem Kind bei den Hausaufgaben helft, weist ihr sie auf die Fehler hin? Sind die Hausaufgaben fehlerfrei? Wenn die Hausaufgaben fehlerhaft sind, kommt doch der Auftrag zur Korrektur als nächste Hausaufgaben zurück. Die Schule erwartet ja die Mithilfe der Eltern. Verstehe ich was falsch?


    Vielen Dank für eure Inputs.


    Liebe Grüsse
    Svalbard

  • Hallo Svalbard,


    da gehen die Meinungen weit auseinander!


    Bei meinem Sohn (Autist) war das ganz anders. Er ging bis Sommer in eine Private Schule, in der es gar keine Hausaufgaben gab. Die Schule wollte genau das verhindern, was Du tust. Mit dem Kind lernen und büffeln, und mit perfekten Hausaufgaben in der Schule erscheinen. Dies schreibe ich jetzt wertfrei. Für diese Schule hat das einfach nicht gestimmt.
    Jetzt geht mein Sohn in eine Heilpädagogische Schule - teilintern. So mach er seine Hausaufgaben dort.


    Die anderen Kinder sind keine Autisten und gehen in die Regelklassen.
    Ich helfe überhaupt nichts bei den Hausaufgaben - stehe aber bei Fragen zur Verfügung.
    Mit meiner Haltung versuche ich den Kindern zu vermitteln, dass sie die Aufgaben selbstständig machen und von sich aus fragen müssen, wenn sie nicht weiter kommen - nicht einfach aufhören und sagen: ich wusste nicht wie?
    Ich frage die Kinder ob und was sie als Hausaufgaben haben und mache Stichproben im Hausaufgabenheft.
    Ich habe das mit den Lehrpersonen abgesprochen und wenn sie die Hausaufgaben nicht oder nur teilweise gemacht haben, müssen sie einen Gutschein abgeben.


    Die Hausaufgaben dienen der Repetition. Das heisst: das Gelernte wird durch die Hausaufgaben vertieft. Es ist nicht das Ziel, dass das Kind mit perfekt gelösten Hausaufgaben erscheint - Fehler werden in der Schule besprochen und korrigiert.



    Ich möchte Dir einen kleinen Denkanstoss geben.....aus meiner Kindheit.
    Für mich war die Schule nach der 2. Klasse der blanke Horror. Meine Mutter wollte nur das beste und hat jeden Tag neben mir gestanden und gebüffelt. Was nicht richtig war, wurde ausradiert und nochmals von vorne begonnen. Was nicht schön geschrieben war, wurde ausradiert und von vorne begonnen.
    Jeden Tag kam ich mit perfekt gelösten Hausaufgaben.
    Die Lehrerin ging davon aus, dass ich alles verstanden habe und der Druck auf mich wurde grösser.
    Bei jeder Prüfung versagte ich mehr - und es waren 1000 andere Gründe, warum das so war....aber bestimmt nicht an der Tatsache, dass ich stets perfekte Hausaufgaben hatte.


    Liebe Svalbard, ich möchte Dir bestimmt nicht vorhalten, Du machst alles falsch. Du bist Mutter und jede Mutter will das beste für ihr Kind und ich finde es toll, dass Du Dir so viele Gedanken machst, wie Du Deinem Kind helfen kannst. Du bist offen für Neues und anderes, was für alle eine Chance ist.
    Ob meine oder Deine Sichtweise richtig ist, oder von jedem einen Teil, das musst Du ausprobieren. Picke Dir das raus, was für Dich stimmt und suche das Gespräch mit der Schule - oft erhält man auch von den Lehrern gute Imputs, wie man es anders oder besser machen kann, da bekanntlich jedes Kind anders ist.


    viel Glück!

  • Hallo Svalbard


    Deine Art mit den Hausaufgaben Deines Sohnes um zu gehen hat mich an mich erinnert :) .
    Nach dem Motto nur das Beste für das Kind.


    Ich habe aus verschiedenen Gründen seit einiger Zeit jedoch die Strategie geändert, und habe das Gefühl so ganz gut zu fahren.


    In der Regel erledigt mein Sohn die Hausaufgaben alleine. Ich bin in der Nähe falls Fragen auftauchen. Ich werfe auch des öfteren (nicht jeden Tag) noch einen Blick auf Aufgaben und Hefte. Um zu schauen ob er den Stoff auch verstanden hat. Wenn ich merke, dass viele Fehler auftauchen weil er den Stoff nicht richtig verstanden hat, was gerne mal vorkommt, gehen wir dem gemeinsam auf den Grund. Doch seine Hausaufgaben nachkorrigieren um Fehler zu beheben oder seine "kakelige" Schrift aus zu besser unterlasse ich bewusst. Er ist wie er ist, das reicht und ist gut so.
    Dies zu akzeptieren ist nicht immer einfach für mich, doch das Beste für uns beide :) .


    Herzliche Grüsse
    bronti

    KENNTNIS IST KEINE BÜRDE, TOLERANZ KOSTET NICHTS; VIELFALT IST NICHT GEFÄHRLICH.

    Susanne Schäfer

  • Hallo miteinander


    Ein interessantes Thema, das du angeschnitten hast, Svalbard!


    Bei uns (Sohn in der 2. Klasse) läuft es folgendermassen: Er macht die Hausaufgaben alleine an seinem Pult, kann mich aber jederzeit rufen, wenn er Probleme hat. Bei für ihn schwierigen Aufgaben setze ich mich auch neben ihn und gebe ihm Inputs, wie er die Aufgaben am besten lösen kann. Mit den Lehrpersonen tausche ich mich übers Kontaktheft oder über Post-it-Zettel aus, die ich auf die Hausaufgaben klebe. Dort heisst es dann beispielsweise: "Hatte Mühe mit dem Zehnerübergang." oder "Benötigte viel Hilfe". Ich notiere aber auch, wenn er etwas gut alleine lösen konnte. So sind die LPs informiert und wissen auch gleich, welche Themen sie mit ihm noch intensiver anschauen müssen. Dieser Austausch funktioniert sehr gut und ist effizient.


    Ich versuche allerdings, meinen Sohn nicht zu oft zu korrigieren. Wenn er mal nicht so schön schreibt oder ausmalt, dann denke ich mir, die LPs sollen ruhig sehen, wie er arbeitet. Gleichzeitig erwarte ich ein gewisses Mindestmass an Einsatz und Sorgfalt. Hier die Balance zu finden ist wirklich nicht immer einfach.


    Oftmals ist es halt auch so, dass ich meinem Sohn die Aufgaben daheim in mehr Ruhe erklären kann, als dies vielleicht in der Schule möglich ist. Deshalb finde ich es auch i.O., wenn ich ihn z.B. auf Rechnungsfehler hinweise. Wie erwähnt gebe ich den LPs dann aber ein Feedback, wie stark ich geholfen habe oder wie viele Fehler er gemacht hat.


    Svalbard: Ich hoffe, ihr findet auch eine Lösung, die für euch alle stimmt. Viel Erfolg!


    Kiaora

  • Hallo zusammen


    Ich denke auch, dass da jeder wohl seinen Weg mit seinem Kind und dessen Lehrern finden muss. Bei uns ist das so, dass die "normalen" Kinder die Aufgaben selbständig machen. Ich merke, dass es für sie kein Problem auch mal mit Fehlern oder unvollständig gelösten Aufgaben in die Schule zurück zu gehen, sich dort zu melden, sich fehlende Informationen zu holen, etc. Für unser autistisches Kind (integriert in der Regelschule) sieht das aber anders aus. Ich habe erstens den Eindruck, dass er in der Schule vor lauter Eindrücken nicht den ganzen Schulstoff mitkriegt. So kann schlecht vertieft werden, was nicht aufgenommen wurde. D.h. für mich sind dann die Aufgaben ein guter Anhaltspunkt um festzustellen, was und wieviel er mitgekriegt hat und allenfalls noch Erklärungen nachzuliefern. Bezüglich Korrekturen machen wir das so, dass der Junge die Aufgaben zuerst selbständig löst. Er zeigt mir die Aufgaben eigentlich immer, darf aber selbständig entscheiden, ob wir sie korrigieren oder nicht. Auch da ist meine Erfahrung in der Zwischenzeit so, dass er dann korrigieren möchte wenn er unsicher ist, den Rest packt er unkorrigiert ein, was er auch darf. Wenn er eine Korrektur wünscht, legen das nach Absprache mit den Lehrern und mit dem Jungen offen, d.h. er streicht das falsche Resultat mit Bleistift durch und schreibt das richtige nebendran. Bei uns sind die Lehrer so zufrieden, denn sie können sehen, was er wirklich selber kann, der Junge ist zufrieden, weil er eigentlich sehr gerne alles richtig macht und die Fehler auch korrigieren will und wir sind zufrieden, weil er so bezüglich Schulstoff zwar manchmal eine Verzögerung, aber insgesamt keinen allzu grossen Rückstand hat.


    Euch auch weiterhin gutes Gelingen mit der Schule, das ist ja sooo ein grosses Thema...! Liebe Grüsse, Monika

  • Hallo zusammen
    Vielen Dank für die Inputs. Da habe ich wohl etwas falsch verstanden mit den Aufgaben.


    Unser Sohn macht diese zu Hause eigentlich auch selbständig, wenn er den Stoff begriffen hat. Dann zeigt er mir diese. Je nach Tagesform sind die Aufgaben super gelöst. Manchmal sind sie schludrig und unleserlich und mit vielen Fehlern. Da habe ich ihn hingewiesen, dass hier was falsch ist oder dass das kein Mensch lesen kann. Danach haben wir die Arbeit halt radiert und nochmals gemacht. Ich dachte immer, dass es besser sei, wenn die Aufgaben gleich richtig gemacht sind.


    Wenn ich das richtig verstehe, ist wichtig, dass die Aufgaben gemacht sind. Wie, ist weniger wichtig. Ich werde mal schauen, was passiert, wenn ich mich nur noch passiv um die Aufgaben kümmere.


    Vielen Dank.
    Svalbard

  • Es ist mal Zeit, über die Erfahrungen des letzten halben Jahres zu schreiben.


    Wenn ich nicht mit ihm Aufgaben gemacht hätte, so wäre ihm gar keinen Schulstoff vermittelt worden. 1 Schulraussschmiss, 1 Klassenraussschmiss und 1 gefährdete Klassenintegration später, bin ich immer noch die Einzige, die ihm Schulstoff vermittelt.


    Alle andern, versuchen ihn zu erziehen. Mit der Holzhammermethode soll er jetzt altersentsprechend sozialisiert werden. Wenn er deswegen wütend wird, heisst es, dass er Morddrohungen gegen andere ausspreche.


    So ist unser Junge nicht tragbar. Ist doch allen klar.


    Bald haben wir nur noch sieben Jahre vor uns.

  • Lieber Svalbard


    ich leide mit dir und deinem sohn. wir stehen vor unserem 1. schulrausschmiss und wissen noch nicht wie und vor allem wo es im herbst weitergeht... bin dauernd am telefonieren und renne besprechungen nach, am montag heisst es spd für ein gespräch (von uns gewünscht).


    kann jemand eine schule für unseren kindern gründen???


    liebe grüsse
    mie

    "Those who mind don't matter and those who matter don't mind"

  • Alle andern, versuchen ihn zu erziehen. Mit der Holzhammermethode soll er jetzt altersentsprechend sozialisiert werden. Wenn er deswegen wütend wird, heisst es, dass er Morddrohungen gegen andere ausspreche.

    Svalbard

    Genau das ist es, was mich jeweils wütend macht: Dass "man" (=Lehrer, Betreuer, Pädagogen, Therapeuten....) ein Kind erziehen muss das nicht der 08/15-Norm entspricht! Problematisch ist zudem der Ausdruck "altersentsprechend sozialisieren". Lasst Euch den mal auf der Zunge vergehen! Welches Kind ist schon "altersentsprechend sozialisiert"? Gibt es Tabellen und Bücher wo drin steht, "mit 12 Jahren ist ein Kind so sozialisiert: ............"?


    Worauf ich hinaus will: Der Erziehungs-Ansatz gerade bei autistischen Kindern ist falsch wenn das zu einem Überdruck führt. Klar braucht es Regeln und ein bestimmtes Grundverhalten, gerade in einer Gruppe. Aber es gibt doch sicher genügend Literatur und Methoden die zeigen, wie man mit autistischen Kindern in der Schule umgehen kann und soll. Ich weiss es von mir selbst: Bei Druck, Drohungen und Erziehungsversuchen usw. mache ich zu, ziehe mich zurück, kann nicht mehr reden und grolle in mich hinein. Selber habe ich auch Angst davor, dass ich bei Überdruck ausflippe und Gegenstände zerstöre. Kommt selten vor, aber eben, es passiert. Wenn man mich hingegen machen lässt, mich auch mal in Ruhe lässt, nicht immer auf mich einredet, dann bin ich entspannt und "sozialisiert". Das sind meine Erfahrungen aus der Schulzeit und jetzt als Erwachsener mit Familie und im Berufsleben (leichtes Asperger-Syndrom).


    Die Erziehungsmassnahmen sind vielleicht ein Zeichen von Überforderung: Man weiss nicht mehr was tun, also greift man in die praktische Kiste von Erziehungsregeln die mehr oder weniger gesellschaftlich akzeptiert sind.

    Ich wünsche dir, Svalbard, und auch dir, Mie, weiterhin viel Kraft und Ausdauer! Euer Einsatz für eure Kinder beeindruckt mich sehr, achtet aber auch darauf, dass ihr auch zu euch selbst Sorge hält!


    qd5

  • danke qd5!


    genau so reagiert auch meinen sohn... lieber in ruhe lassen und vieles geht von allein :-)


    schönes we!
    liebe grüsse
    mie

    "Those who mind don't matter and those who matter don't mind"

  • Liebe Svalbard
    liebe Mie


    Dieses Thema geht in die ähnliche Richtung, wie das Thema "welche Rechte mitzureden haben wir Eltern".


    Unsere Kinder haben Rechte und Pflichten. Das Recht auf Integration, die Pflicht dem Unterricht regelmässig teilzunehmen. Schülern und Lehrern freundlich zu begegnen, seine Hausaufgaben zu machen, etc. Sie haben auch die Pflicht, sich nach ihren Möglichkeiten zu integrieren. Damit dies gelingen kann steht ihnen die Schulbegleitung zur Seite.


    Wenn ein Schulausschluss bevorsteht ist vieles schief gegangen. Das ist schädlich für das betroffene Kind, für seine Eltern aber auch für seine Schulkameraden. Was kann man tun, damit es nicht dazu kommt? Was macht man, wenn es geschehen ist?


    Eine erfolgreiche Schulintegration ist leider alles andere als selbstverständlich. Ich kann das Umfeld nicht verändern, also muss ich mit meinem Kind arbeiten, damit es integrationsfähig bleibt. Ich versuche ihm zu erklären, worin er sich von seinen Schulkameraden unterscheidet. Ich versuche ihm die Wahrnehmung der anderen Kinder näher zu bringen. Wenn in der Schule etwas vorgefallen ist, verlange ich von den Lehrern und der Schulbegleitung, Aufklärung. In der Regel werde ich von der Schulbegleitung informiert, wenn mein Sohn ausgerastet ist. Wir versuchen gemeinsam zu klären, was dem Ausraster vorausgegangen ist. Sind andere Kinder daran massgeblich beteiligt, wurde in der Klassenstunde darüber gesprochen. Den Kindern wird erklärt, wie ihr Verhalten auf unseren Sohn wirkt, es wird dargelegt, warum er ausgerastet ist. Allen Kindern wird Hilfe angeboten, damit es nicht mehr zu solchen Situationen kommt... Bis zum nächsten Vorfall, es sind ja schliesslich Kinder! Ausserdem kann ich auch verstehen, dass sie es manchmal lustig finden, unseren Sohn auf die Palme zu bringen. Hilfreich wäre dann nur, wenn sie auch wüssten, wie sie ihn wieder besänftigen können.


    Damit die Integration gelingt braucht es viel Toleranz. Toleranz von uns, von den Lehrern, von den Kindern und ihren Eltern und auch von unseren autistischen Kindern. Damit dies gelingt braucht es eine Annäherung von beiden Seiten. Wir Eltern, Schulbegleiter und Lehrer sind dauernd am Übersetzen. Wir erklären die autistische Welt den Anderen und versuchen die neurotypische Welt unseren Autisten erklärlicher und durchschaubarer zu machen. Hierbei hilft mir ein Buch, dass in einfachen Worten erklärt, wie die neurotypischen Kinder und Jugendlichen die Umwelt wahrnehmen. Es heisst "wenn Bretter manchmal vor den Köpfen kleben... und man im Sitzen miteinander gehen kann ", Autor: Karla Schneider & Vanessa Köneke, Verlag: Kleine Wege.


    Ich wünsche sehr, dass sich Wege zum Wohle eurer Kinder finden und diese, wenn sie Älter sind, mit guten Gedanken und Gefühlen an ihre Schulzeit zurückdenken können.


    Liebe Grüsse, monica