Ist ein Macho oder Tussie zu sein normal?

  • Immer wieder werden autistische Mitmenschen übergebührlich stigmatisiert, während der brutale Macho oder das oberflächliche eitle Tussie von uns immer wieder als völlig 'normal' empfunden werden. Stereotypen wie Macho oder Tussie sind akzeptiert währen autistische Menschen auf diese Akzeptanz noch lange warten müssen.
    Wo bleibt denn nur die vielgerühnte Ausgewogenheit?

  • Als Autist wird man geboren!


    Als Tussi oder Macho wird man nicht geboren!


    Tussi's und Macho's wurden von der Gesellschaft, sprich uns, kreiert. Kann man in den alten Filmen zu genüge anschauen. Mit dem Tussi- und Machogehabe wird meist etwas überspielt.
    Heute sind magersüchtige Frauen und ganzkörperrasierte, sixpack Männer "in". Wird uns von den Medien so vorgegeben. Das ist der Mensch der heutige Zeit.


    Sobald jeder sich selber so akzeptiert, wie er ist, werden wir auch bereit sein, andere zu akzeptieren, wie sie sind.

  • Ich bin mir nicht so sicher, Fritz, ob du recht hast. Ich denke, es kommt immer sehr auf das Publikum oder die Leute an. In meinem Freundeskreis sind Menschen mit Beeinträchtigungen (jeglicher Art) eher akzeptiert als jemand der sich 'verstellt' und Tussi ist oder sein möchte.
    Manchmal, wenn ich deine Beiträge lese, habe ich den Eindruck, du suchst nur Fehler bei den Anderen. Ich weiss, dass ich meinen Autismus nicht 'abstellen' kann, aber ich versuche auch, mich mit Menschen zu umgeben, die mich so akzeptieren wie ich bin. Ich wurde in meinem Leben zudem öfters wegen meiner Stoffwechselstörung gemobbt oder stigmatisiert oder ausgeschlossen als wegen meiner ASS. Vielleicht musst du selber einmal umdenken. Ich habe den Eindruck, du siehst dich (und alle anderen mit einer ASS) immer als Opfer.
    Ja, es gibt immer wieder grosse und kleine Probleme im Leben. Manche sind durch die ASS bedingt, andere einfach 'normal'. Wir sind nicht alle gleich, das wäre ja auch langweilig. Du sagst immer wieder, man soll Menschen mit einer ASS mit ihrer 'Andersartigkeit' akzeptieren. Vielleicht musst du auch die Andersartigkeit der NTs einfach mal akzeptieren...

  • Es gibt so viele "Eigenarten" wie es Menschen gibt. Ich stimme Jris und Emma voll und ganz zu. Man sieht in der Regel immer nur das, was man sehen will und nicht das, was eigentlich ist. Meines Erachtens ist das Schubladisieren von Menschen ein Werk derer, die sich krampfhaft ein Weltbild erschaffen um sich nicht weiter damit beschäftigen zu müssen.
    Wenn Machos Machos sein wollen oder Tussis halt eben Tussis, dann geht mich das nichts an. Das ist deren Ding und nicht meins. Ich urteile deswegen nicht über diese Leute, warum auch? Jeder soll auf seine Façon glücklich werden.
    Oh ja, wie langweilig wäre die Welt, wenn alle gleich wären! Man stelle sich vor, es gäbe nur Schwarz und Weiss. Wo blieben all die schönen Farben? Es gibt so viele davon, und wir ASS sind eine. Das finde ich, mal abgesehen von so diversen Schwierigkeiten dennoch wunderbar.

  • Ursprünglich war ich nicht der 'Opfertyp' aber über all die Jahrzehnte hinweg, ich bin Jahrgang 1964, wurde ich sehr hartnäckig und auch stur nur wegen meinen autistischen Andersartigkeit regelrecht stigmatisiert.
    Ein Beispiel, wenn ich im Betrieb eine gute Leistung vollbracht habe, war die Beurteilung bestenfalls betriebsam, bei einem gewöhnlichen (lateinisch vulgären von vulgaris) 08-15-Menschen war die genau dieselbe Leistung als hervorragend bewertet worden.
    Derartiges passiert beispielsweise bei Menschen mit Migrationshintergrung nicht unbestraft, weil es ja das Antirassimusgesetz gibt, bei behinderten und autistische Menschen darf man es ja völlig ungestraft machen.
    Da fehlt es mir schon an der vielzitierten Ausgewogenheit.
    In dieser Beziehung fahren Menschen mit (exotischen) Migrationshintergrung halt besser.

  • Fritz, dies mag deine Erfahrung sein - in deinem Umfeld, mit deiner Wahrnehmung und deinem Fokus auf bestimmte Themen. Deine Verallgemeinrung erschreckt mich jedoch, da es in meinen Ohren auch stigmatisierend tönt, auch wenn dahinter vielleicht eher deine Not, deine schlechten und sicherlich auch stigmatisierenden Erfahrungen, vielleicht auch deine Resignation (?) stecken könnten.


    Einen Migrationshintergrund zu haben, kann einem viele unnötige Steine in den Weg legen. Nicht nur, weil man vielleicht einen fremdländischen Namen hat, der schon Anstoss genug sein kann, man aber in zweiter oder dritter Generation hier lebt, wohnt, die Schulen durchlaufen hat und arbeitet...
    Manchmal erscheinen mir die Erfahrungen von Menschen mit Wurzeln aus einem anderen Land teilweise ähnlich denen von AutistInnen, die ja auch irgendwie aus einem anderen "Land" kommen...
    So komme ich mir als Aspie oft als Exotin vor und wünschte mir, es wäre anders.
    So fühle ich mich im "eigenen" Land oft als Fremde.
    So benehme ich mich auch immer wieder fremdartig und unverständlich für viele andere in meinem Umfeld.
    Doch es stehen Geschichten hinter solchen Erfahrungen, Menschen, die aus irgendeinem Grund ver"störend" wirken. Wieviel "Störung" ich selber bei anderen aushalte, brauche oder auch bewundere, zu verstehen versuchen möchte, kann ich oft selber entscheiden, indem ich mich mit denjenigen abgebe, die mir guttun - ob mit oder ohne Migration, Tussi- / Machotum, Behinderung, Arbeitslosigkeit, angepasstem Verhalten, Statussymbolen, Bildungsniveau, politischer (gleicher) Gesinnung etc. So habe ich es halt oft nur im Kleinen aber immerhin (!) selber in der Hand, wo ich Grenzen ziehen will, muss oder ob eine Grenzziehung überhaupt nötig und sinnvoll ist. Ziehe ich aber Grenzen, sollte ich mir bewusst sein, wieso ICH sie ziehe und nicht die Verantwortung anderen zuschieben!


    ... und unter Aspies ist mir auch nicht jedeR gleich sympathisch! Auch hier sind die Menschen sehr unterschiedlich, wie bei allen Menschen. Der Autismus ist EIN Persönlichkeitsmerkmal - und dies erst noch in einem Spektrum ;-) ...