Guten Tag zusammen
Ich bin ganz ganz neu hier und stelle mich doch kurz vor. Ich bin 33, Mami von 2 Kindern - 1.5 Jahre und 11 Jahre alt und bin als Nothelferinstruktorin und Tagesmami tätig.
Gestern fiel ein sehr sehr alter Stein vom Herzen - ich habe endlich eine Diagnose bezüglich meiner 11 Jahre alten Tochter erhalten.
Zur Vorgeschichte: schon ein paar Wochen nach der Geburt hatte ich das Gefühl das irgendetwas nicht stimmen konnte. Hatte ich sie auf dem Arm, stiess sie sich immer weg und wollte sich daraus lösen. Blickkontakt Welchen wir von Babys kennen war auch nicht vorhanden. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei - war ja mein erstes Kind, aber das Gefühl blieb trotzdem. Als sie dann sitzen konnte, fing sie mit dem Wippen an. Sei es im Auto, im Bett, im Hochstuhl, eigentlich überall. Die Sprachentwicklung war auch sehr sehr verzögert. Jedoch meinte eine lohopädische Anlaufstelle dass eine Beobachtung mit 2.5 doch noch zu früh sei. Ich liess es dann mit dem Absprechen beim KiA, weil ich an mir und meinem Urteilsvermögen zweifelte.
Mit ungefähr 6 Jahren wagte ich dann einen neuen Anlauf. Gründe dafür war immer noch das Betznässen, Wippen inkl. monotones Summen (hatte eher Angst dass sie sich Verletzt als das Wippen an sich mich störte), der Nachtschrei der seit 6 Jahren anhielt und die Sprache.
Und so überwies mich dann der Arzt in ein Zentrum. Dort fing die Testerei an. IQ Test, Persönlichskeitstest etc. Auswertung: IQ 110, im Kindergarten unterfordert deshalb eine Empfehlung nach einem Jahr Kiga direkt in die Schule, div. Andere Auffälligkeiten- evtl ADHS?!
Wir machten auf Empfehlung noch ein EEG zum schauen ob die Aussetzer und das Wippen eine neurologische Ursache hätte. Alle Hirnströme völlig unauffällig. Man solle doch alles beobachten und zum Psychiater. Gesagt - getan. Nach ein paar Sitzungen meinte der Herr dass ich ein kerngesund Kind hätte, ich müsse mir keine Sorgen machen. Also akzeptierte ich das und gab ihr und dem Verhalten Freiraum und nahm es so an.
In der Schule wechselten die Freundschaften im zwei Wochentakt. Die Noten waren hervorragend bis zur dritten Klasse. Hier häuften sich die Telefonanrufe; Ihre Tochter hat div. Unterlagen vergessen, sie hat wieder eine Auseinandersetzung mit anderen, sie provoziert und stichelt die Mitschüler, sie ist mit sich total beschäftigt und ist dadurch abgelenkt, daß Verhalten ihrer Tochter gegenüber anderen ist nicht akzeptabel, etc. Ein Elterngespräch nach dem anderen folgte, die Anrufe Mitte dritte Klasse fast wöchentlich. Auch zuhause stellen wir eine Veränderung fest. Sie liest sich Kaum mehr was sagen, hatte Wutanfälle, zog ihre Mauer hoch und kam in einen; ist mir egal Rhythmus.
Gespräch mit der Schule, mit dem KiA und dann eine Empfehlung für eine Psychologin. Ich hatte den Verdacht auf Asperger, die Psychologin Adhs. Nach ein paar Sitzungen machte sie einen Adhs Test mit meiner Tochter, denn Asperger oder ASS hielt sie für unmöglich. Testergebnis; Winzige Anzeichen, jedoch nur bei der Konzentrationsspanne. Alles andere wäre sie zu intelligent, zu überdurchschnittlich etc. Also kein Adhs, sie will mir aber Ritalin verschreiben. Ich wehrte mich dagegen und plötzlich bekam ich keine Termine mehr.
Ende vierte Klasse dann das Horrorszenario; mit ihrem Verhalten dürfe sie nicht auf die Schulreise, es sei nicht tragbar. Der Schulsozialpsychologe wurde dazu geholt. Ich bat um eine Lösung. Stiess aber nur auf taube Ohren. Kurz vor den Sommerferien erzählte ich dem Schulsozialpsychologe dass ich schwarz sehe für sie fünfte Klasse. Nicht weil sie es nicht schaffen würde, ich gebe aber der neuen Lehrerin knapp zwei Monate, welche meine Tochter mit Respekt entgegentreten wird. Danach werden die ganzen Probleme wieder anfangen, da sich meine Tochter zu sicher fühle und ihr auf Augenhöhe begegnen werde. Niemand glaubte mir.
Nach den Ferien, zwei Monate später, tadaa das erste Elterngespräch mit den gleichen Punkten. Ich bat dann um ein Gespräch mit den Lehrkräften, Schulleitung, IF und Schulsozialpsychologe. Als wir dann alle an einer Tafel sassen klopfte ich auf den Tisch und meinte: so kann es nicht mehr weiter gehen! Seit zwei Jahren doktern wir nun rum und versuchen. Meine Tochter hat sich zur Anführerin hoch gearbeitet, hat alle tyrannisiert, wurde gestürzt und ist nun Aussenseiterin die die genau gleiche Erfahrung macht, wie vorgängig ihre Mitschüler. Wie lange soll das noch so gehen??
Erleichterung in den Augen aller Beteiligten.
Die EB, Gesundheitsdirektion und das UPD wurden informiert und endlich hörte mir jemand zu und nahm sich Zeit.
Die EB reduzierte das Schulbesuch auf 2-3 Lektionen pro Tag, damit die Klasse sowie meine Tochter durchatmen können, der Rest ist Homeschooling. Gleichzeitig sind wir auf der Suche nach einer Schule im kleineren Rahmen mit pädagogischer Betreuung, da in der jetzigen Schule zuviel passiert ist und die Klasse gespalten ist. Jedoch eine neue Schule zu finden ist sehr schwierig, da alle voll sind oder zu weit weg. Eine hätte Platz gehabt, jedoch hätte sie jeden Tag 1 Std
Mit 4x umsteigen zur Schule gehen müssen. Mit 11 finde ich das zu viel und zumal weiss ich, dass sie das nicht prestieren kann.
Beim UPD hatte ich div. Vorgespräche plus das Interview. Gestern dann das Ergebnis: ASS. Jedoch für ein detailliertes Ergebnis, welche Form es denn genau sei, müsse der Test bis ins kleinste ausgewertet werden plus der Test mit ihr (weiss den Begriff nicht mehr), der spielerisch gemacht wird mit Blick auf ihren Charakter und Kompetenzen.
Nun haben wir aber Faktor Pubertät mitspielt und langsam bin ich mit meinem Latein am Ende. Ihre Reaktionen sind patzig, oft hat sie das Gefühl sie kann machen was sie möchte, Arbeitsverweigerung, Tests lernen für was auch (hat Gestern eine 2.5 nach Hause gebracht. Ihre Aussage; sei ja egal. Sind ihre Noten), sieht vieles für selbstverständlich, Wutanfälle mit Beleidigungen etc.
Oftmals weiss ich nicht wie ich reagieren soll. Nach der Diagnose gestern, erst recht nicht. Ich weiss es gibt kein Patentrezept. Die Schulreduktion, ihre Hobbys sie die momentan nicht ausführen kann, die Pubertät - all das ist bestimmt schwierig, jedoch gibt es gewisse Regeln die sie mittlerweile missachtet.
Gibt es irgendwelche Literatur die mir das ganze etwas näher bringt? Evtl. mit Tips für den Umgang? So dass ich ihre Welt, soweit es mir möglich ist, verstehen kann?!
Das ganze ist Neuland für mich. Diverse Sachen habe ich schon im Netz nachgelesen mit einem Aha-Effekt.
Vielleicht habe ich in gewissen Situationen auch zuviel von ihr erwartet, welche für mich Selbstverständlich sind.
Ich bin so froh wenn ich irgendwo diese Antworten auch nur teilweise nachlesen könnte.
Ich danke euch jetzt schon für Inputs
Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag.