Schulaktivitäten

  • Hallo miteinander, unser 12 jähriger Sohn hat sehr grosse Probleme mit schulischen Aktivitäten. Nächste Woche steht der Adventmarkt an, an diesem Tag haben sie morgens frei und nachmittags bis abends müssen sie in die Schule. Morgen Mittag sollte er Flyer für diesen Event verteilen. Nun wirft ihn dies so extrem aus der Bahn das er nur noch aggressiv ist seit heute nach der Schule. Wir haben die Diagnose erst seit kurzem und sind zur Zeit permanent überfordert. Nächste Woche findet ein Gespräch in der Schule statt, wo wrote Lösungen für ihn suchen wir sein Alltag erträglicher gestaltet werden kann. Können wir von ihn diese Aktivitäten verlangen? Oder machen wir alles nur noch schlimmer? Wir haben zur Zeit wahnsinnig Mühe von zumutbar und unzumutbar zu unterscheiden. Bitte um Hilfe..... Danke für eure Ratschläge

  • Hoi...geht dein Bub in dem fall in eine Regelklasse? Ist er selber über die Diagnose informiert? Wenn Abklärung etc erst kürzlich, ist er ev noch von dieser emotionalen Berg- und Talfahrt etwas mitgenommen? Kann er formulieren, was ihn an der Aktivität so stresst? Einfach, dass es nicht wie gehabt ist oder auch, weil viele Leute Lärm Gerüche usw? Hat er jemanden an seiner Seite, kann er Pausen machen? Ich glaube ich weiss was du meinst...das Abwägen, soll sich das Kind jetzt anpassen zusammenreissen oder wie auch immer...oder ist die Überforderung tatsächlich zu gross. Wenn es für ihn einfach nur schlimm ist, finde ich, soll er doch kneifen dürfen? Wo wohnt ihr denn? Habt ihr ne Beratung bzw Fachperson die zusammen mit euch und der Schule den geeignetsten Weg erarbeiten kann? Puuuh, toi toi toi...

  • Hallo


    Ich würde in dieser Situation probieren raus zu finden, was ihn an diesem Markt so stresst. Kann er es dir nicht sagen, musst du entscheiden, ob er hingehen muss oder fehlen darf. Da kannst du auf deine Instinkte vertrauen.
    Vielleicht hat er ja jemanden, der ihn begleitet und falls es zu viel wird, ihn aus der Situation rausnimmt. Oft ist ja das Unbekannte das Problem und dann ist es doch cool und lustig mit den anderen Kindern an so was teilzunehmen.
    Wenn du ihn fehlen lässt, musst du kein schlechtes Gewissen kriegen. Manchmal müssen unsere Kinder auch zu Hause bleiben, weil es der Schule zu viel wird, sie zu betreuen. Da interessiert sich auch keiner dafür, dass unsere Kinder nicht dabei sind.
    Ihr habt im Moment ja mit der neuen Situation sowieso Berg- und Talfahrt. Ein freier Tag wirkt da ev. Wunder.


    Wichtig ist im Moment nur, dass dein Kind spürt, dass du zu 100% hinter im stehst.



    Viel Glück!
    Vertraue darauf, dass es gut wird :thumbsup:
    Jris

  • Hallo
    Ich sehe es so, dass es sicherlich immer wieder Aktivitäten und Situationen gibt, von denen man Kinder auch ausschliessen kann, wenn sie es möchten. Als Beispiel das Flyerverteilen: Er hätte auf fremde Menschen zugehen sollen, konnte die Reaktionen nicht einschätzen usw. Also ziemlich viele Stressfaktoren. Und ja vielleicht ist er von der momentanen Situation mit der neuen Diagnose auch so gestresst, dass der Adventsmarkt nicht machbar sein wird. Aber im Allgemeinen finde ich es die bessere Variante, wenn man mit dem Kind zusammen eine Lösung sucht, wie solche Aktivitäten doch zu bewältigen sind. Denn wenn man es schafft teilzunehmen, wächst auch das Selbstvertrauen und man wird im Leben immer wieder mit ähnlichen Situationen konfrontiert. Manchmal kann man sie vermeiden, aber eben nicht immer. Und wenn man dann Strategien erlernt hat, wie man damit umgehen kann, ist es einfacher.
    Sehr hilfreich finde ich es, wenn man bei solch einem Anlass eine Aufgabe hat. Dann kann man sich nämlich darauf konzentrieren. Schön ist es, wenn man durch die eigentliche Aufgabe eher etwas im Hintergrund stehen kann. Also wäre z.B. verkaufen an einem Stand wohl eher weniger geeignet. Da steht man ja wahrscheinlich mit einem anderen Kind an einem Stand und man sollte sich auch noch mit ihm unterhalten. Dann kommen fremde Menschen zu einem und fragen etwas. Was wenn man keine Antwort hat? Was wenn diese Menschen nicht nett sind? Für mich wäre das ziemlich stressig und ich möchte da auch nicht teilnehmen. Aber vielleicht könnte er bei dem Anlass die Fotos machen? Da muss man nicht mit vielen sprechen und er wäre doch dabei und seine Aufgabe wäre auch wichtig. Oder er beobachtet einfach den Anlass und schreibt einen Artikel für die Schulzeitung? Oder er ist für die Technik verantwortlich? Also z.B. Weihnachtsbeleuchtung aufhängen, wenn vorhanden Musikanlage anschliessen usw. Dann während des Anlasses hat er nichts gross zu tun und muss vielleicht auch nicht unbedingt da sein, nach Abschluss baut er aber wieder alles ab? Oder gibt es einen Stand wo Essen verkauft wird? Dann könnte er das Essen bereitstellen und ein anderes Kind, mit dem er gut auskommt, oder eine Lehrperson verkauft es dann?
    Mir hilft so etwas immer extrem, auch z.B. bei Familienfesten. Früher habe ich da oft Fotos gemacht. Da war es ok, dass ich nicht immer am Tisch sass. Jetzt ist es mir am liebsten, wenn Feste bei mir zu Hause statt finden, da bin ich ja dann für sKochen usw. verantwortlich. Und sonst kümmere ich meistens um alle Kinder, die bei dem Fest dabei sind. Da kann ich auch etwas ausserhalb stehen.
    Frag doch deinen Sohn, ob es etwas gibt, dass er gerne machen möchte am Adventsmarkt. Und wenn es dieses Mal zu viel für ihn ist, ist es auch ok, wenn er zu Hause bleibt.
    Alles Gute und liebe Grüsse

  • Danke für eure schnellen Antworten, er geht in die 6 Klasse, normale Mittelstufe. Er war bis zur 4 Klasse ein super Schüler, seither wird es für ihn immer schwieriger, seine Noten sanken und er ist permanent am Anschlag. Nächste Woche haben wir einen Termin in der Schule wo es um Nachteilsausgleich usw. geht. Wir sind dafür das er in die 5.Klasse herunter geht, da er die letzten 2 Jahre viele absenzen hatte und viel Schulstoff versäumte. Wir Leben in Schaffhausen und unser Sohn ist der einzige mit ASS, wir werden nächste Woche auch begleitet zum Gespräch. Dann können wir auch einen geeigneten Plan für unseren Sohn zusammenstellen können. Auch wenn es uns im Moment wahnsinnig Kraft kostet, unser Sohn ist es uns Wert! Wir lieben ihn so wie er ist!! Wir sind froh das es sicher Foren gibt, und dankbar für eure Ratschläge.

  • In meiner Schulzeit, ich bin Jahrgang 1964, wollte die Lehrerschaft, dass ich plötzlich gerne Ballspiele machen MUSS. Es wurde mir damals so 'verordnet'.
    Ich machte, als autistischer Mensch, an fast allen schulischen Aktivitäten mit. Nur die Ballspiele behagten mir gar nicht.
    Man zeigte mir damals, selbst in diesem sehr kleinen Aspekt, keine Nachsicht.
    Gut das war in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts.
    Heute sollte man in den Regelschulen freilich nachsichtiger zu etwaigen autistischen Schülerinnen und Schüler sein. Flyer verteilen ist wirklich nicht jedermanns Sache wenn man autistisch ist. Kann ich sehr gut nachvollziehen.
    Weiter kann man Behaglichkeiten ganz sicher nicht so 'verordnen'.
    Weiter nimmt man gegenüber Kindern von allen möglichen (exotischen) Migrationshintergründe auch Rücksicht hier in der Schweiz.
    Autismus ist irgendwie auch eine andere Kultur, wo es freilich gilt Rücksicht zu nehmen, oder?
    Aspergistan ist nämlich auch ein Kontinent auf dieser Kugel.