Erziehung

  • Hallo zusammen


    Was mich in letzter Zeit stark bewegt ist die Erziehung unserer Kinder.
    Ich habe den Beitrag über das Belohnen gelesen. Auch weis ich das mit Autistischen Kindern stark mit "Belohnen" gearbeitet wird, und Erfolge erzielt werden.
    Trotz diesem Wissen bin ich nicht sicher ob dass, das ist was ich für meine Kinder möchte. Auch frage ich mich ob es nicht auch noch sehr gute Alternativen gibt?
    Wer kennt sich aus mit der Thomas Gordon Methode?
    Ich habe bei meinen Kindern die Erfahrung gemacht dass das aktive Zuhören wunder wirkt und mein grosser Sohn anfängt etwas zu erzählen und ab und zu Gefühle, und Ereignisse erzählt :thumbsup: . Und der Kleine sich so manchmal beruhigen lässt wenn er wieder mal einen heftigen Wutanfall hat was sehr oft vor kommt.
    Gerne würde ich etwas austauschen und Positives aber auch Negatives über diese oder andere Erziehungsmethoden erfahren.


    bronti

    KENNTNIS IST KEINE BÜRDE, TOLERANZ KOSTET NICHTS; VIELFALT IST NICHT GEFÄHRLICH.

    Susanne Schäfer

  • Liebe Bronti


    Meine Jungs haben mich bei der Erziehung mit Belohnungen dauernd ausgetrickst. Sie waren brav und folgsam, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Wenn sie die Belohnung einmal erhalten haben, war es für sie nicht mehr interessant. Das nächste Mal, bei gutem Verhalten wieder eine Belohnung zu erhalten, bot keinen Anreiz, es war für sie bedeutungslos. Dazu kam, dass sie als Kleinkinder am liebsten alleine spielten, am liebsten wollten sie in Ruhe gelassen werden.
    Weiter hatten sie Schwierigkeiten mich zu hören, beide haben schwere auditive Wahrnehmungsstörungen. Na ja, Mama soll nur verlangen, dass sie das Zimmer aufräumen, Tisch decken sollen etc., es war ihnen egal, sie liessen sich in ihrem Spiel nicht stören, sie stellten sich wie taub! (Das mit dem Aufräumen ist leider immer noch so!!!)


    Nun, da ich nicht wusste, ob sie mich wirklich gehört haben, oder mein Befehl für sie nur ein belangloses "Plätschern"/Nebengeräusch war, stand ich ziemlich ratlos da. Mir fiel auf, dass es wichtig war, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich konnte dies erreichen, indem ich vor sie hinkniete und ihren Augenkontakt erzwang. Ihre Aufmerksamkeit erreichte ich jedoch nur für 2 bis 3 Sekunden, dann hatten sie ihren Fokus wieder auf ihrem Interesse, dies reichte nicht aus um eine Botschaft bei ihnen anzubringen.


    Manchmal wurde ich auch wütend und schrie sie an, das nützte gar nichts, ich erreichte keinerlei Reaktion! Einmal, nachdem ich ihre Aufmerksamkeit erlangen konnte, versuchte ich es mit flüstern. Ich staunte nicht schlecht, aber das funktionierte, sie hörten mir verblüfft zu. In der Folge versuchte ich immer wieder etwas neues, durch die Abwechslung, wie ich sie ansprach, erreichte ich ihre Aufmerksamkeit, manchmal auch mit "Nonsens-Sprüchen": "schaut mal, der fliegende Elefant, etc. . Ich habe gelernt, dass, wenn ich sie überraschen konnte, ich ihre Aufmerksamkeit erreichte und sie haben gelernt mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken und mir zuzuhören. Ab dann klappte die Erziehung viel besser.


    Unser oberstes Gebot ist noch heute, dass jeder dem anderen zuhört. Die Kinder uns Eltern, aber auch wir Eltern unseren Kindern. Regeln sind diskutierbar, sie werden immer wieder an neue Gegebenheiten angepasst. Ich habe Glück gehabt, das Zusammenleben mit unseren zwei Jungs ist heute sehr angenehm. In der Regel wollen sie folgen, sie sind rücksichtsvoll und lieb.
    Liebe Grüsse, Monica

  • Hey Monica,


    das ist ja wirklich eine clevere Erziehungsmethode, werde ich mir merken!


    Und es ist ein sehr schönes Familiengebot einander mit Rücksicht zu begegnen und sich zuzuhören!


    Toll! :)


    Viele Grüße!

  • Hallo zusammen,
    was die Erziehung betrifft, da habe ich momentan auch so meine Probleme. Unser ältester Sohn, 10 Jahre alt, ist wohl ein Asperger. Mitte November sollte die Diagnose endlich stehen, dann wissen wir mehr, ob wir richtig liegen, oder der KJPD eher falsch.
    Auf jeden Fall macht uns diese Zeit der Unsicherheit grosse Schwierigkeiten. Nun fühlen wir Eltern uns durch die neue Erkenntnis, dass die Eigenarten unseres ältesten Sohnes wohl einen Namen haben, zwar erleichtert und wir haben das Gefühl am Ende einer langen Reise angekommen zu sein und trotzdem merken wir, dass wir erst gerade am Anfang einer weiteren Reiseetappe stehen. Eines der grösseren Probleme ist, dass unser ganzes Familienleben momentan aus dem Gleichgewicht gebracht ist. Die beiden Brüder, 8 Jahre und 5 Jahre, merken, dass mit ihrem älteren Bruder etwas geht. Ständig Gespräche in der Schhule, Abklährungen, wir Eltern verhalten uns anders wie früher und sie suchen neuen Halt, suchen sich ihren Platz im Familiengefüge. Dies geht momentan mit aufmüpfigem Verhalten einher, sie gehorchen einen Deut und vor kurzem hat mir die Lehrerin des Mittleren angerufen und gemeint, dass unser Sohn anders seie wie früher. Er benehme sich nicht wirklich gut, gehe Extrzüge, seie minimalistisch und mache nur gerade das Minimum. Wohlgemerkt ist er das typische Mittelkind, dass normalerweise am Wenigsten Schwierigkeiten macht, von den Dreien. Die Lehrerin meinte auch, dass ihr unserer Mittlerer so vorkomme, wie unser Ältester, den sie auch schon zwei Jahre unterrichtet hat. Damals hatten wir dauernd Gespräche, weil sich unser Asperger so schlecht benahm in der Schule und sie meinte er seie gestöhrt und gehöre in eine Behandlung. Auf meine Frage wo wir denn Hilfe bekommen könnten, meinte sie blos, dass sie dies auch nicht wisse und wir doch mal im Telefonbuch nach einem Psychologen ausschau halten sollen. Dicke Post, finde ich! Ein Verweis an den SPD währe ja schon mal ein guter Anfang gewesen. Na ja, hat halt so ihre Schwierigkeiten mit Kindern, die nicht 0815 sind. Totzdem, unsere beiden jüngeren Kinder sind momentan sooo schwierig und wir Eltern wissen wirklich nicht recht wie wir damit umgehen sollen. Es ist irgendwie klar, dass wir nicht alle drei gleich behandeln können, doch gerade dieses anders behandeln, des Aspergers, kommt den jüngeren beiden ja so quer rein und dagegen wehren sie sich mit allen Kräften. Sie scheinen irgendwie noch zu jung um zu verstehen, was da mit ihrem älteren Bruder läuft und trotzdem versuche ich dem Mittleren immer wieder zu zeigen, dass ich Freude daran habe wenn er keine Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben macht und wie toll ich dies finde, dass er im Schwimmkurs gut mitmacht... Dass sein älterer Bruder eben mit vielem Schwierigkeiten habe, da er eine andere Art habe, die Welt zu sehen wie er und dass wir ihm dabei eben oft helfen müssen und er deswegen ja auch Medikinet bekomme ( hat Zusatzdiagnose ADHS). Wie löst Ihr dieses Problem? Zwei Kinder in einer Familie, die kein AS haben und einer der betroffen ist? Was oder wie informiertet Ihr das betroffene Kind selber? Und wie sagt man es den Geschwistern? Wie verhaltet Ihr Euch gegenüber den einzelnen Kindern? Ich bin momentan überfordert und Kritik von aussen ertrage ich schon gar nicht. Es scheint mir ein Albtraum, wenn ich daran denke, wie wohl alle unsere neugierigen Nachbarn reagieren werden, deren Kinder mit unserem Ältesten zur Schule gehen und von der Lehrerin über die Eigenarten unseres Sohnes informiert werden, wenn dann endlich die Diagnose steht.
    Rosina

  • Liebe Rosina!
    Ich möchte nur kurz darauf eingehen, was du zum Schluss geschrieben hast:

    Es scheint mir ein Albtraum, wenn ich daran denke, wie wohl alle unsere neugierigen Nachbarn reagieren werden, deren Kinder mit unserem Ältesten zur Schule gehen und von der Lehrerin über die Eigenarten unseres Sohnes informiert werden, wenn dann endlich die Diagnose steht.

    Es ist ganz wichtig, darauf zu bestehen, dass ihr selber die anderen Kinder und Eltern informiert oder dies sogar unter Mithilfe von Fachleuten tut. Ihr solltet euch mit der Lehrerin darüber besprechen, wann und wie die Information stattfinden soll, z.B. an einem Elternabend. Vielleicht kann man eine Heilpädagogin beiziehen, oder sogar eine Ärztin. Ich habe schon gehört, dass Frau Dr. Manser und Herr Huber (vom KJPD Bern) irgendwo in die Schule gekommen sind. Fachlich begründete Aufklärung ist sehr wichtig, und vor allem solltet ihr das unter Kontrolle haben, was da geredet wird.


    Alles Gute, Nischi

  • Hallo Rosina


    Seit ich weiss, dass Lukas ein Kind mit atypischem Autismus ist, sage ich das den Leuten auch, also speziell natürlich denen, die Lukas schon kennen. Es kam häufig vor, dass die Leute fragten, was den mit Lukas los ist (nachdem ich ihnen z.B. sagte, dass Lukas in einer Sonderschule ist usw.) und ich ihnen nicht genau antworten konnte, weil ich keinen Namen dafür hatte. Jetzt ist es einfacher, weil die meisten Leute schon mal den Begriff Autismus gehört haben. Ich erkläre gleichzeitig dazu, dass es davon ja eine sehr grosse Bandbreite gibt und evtl. erzähle ich ein paar von Lukas' Eigenheiten. (Allerdings erwähne ich inzwischen nicht mehr, dass er diese Dinge wohl von mir hat ;) )
    Also wenn ich dich wäre, würde ich schon anfangen, über deinen Sohn zu berichten, wenn dir Bekannte oder Freunde begegnen. Viele werden (plötzlich?) mehr Verständnis für ihn haben.


    Ich weiss auch nicht so recht, wie ich mit dem jüngeren Sohn (5.5J.) umgehen soll. Schliesslich wird er eigentlich v.a. in seinen Augen deutlich benachteiligt und er muss oft zurückstecken, der Arme. Ich versuche auf seine Geduld zu plädieren und tröste ihn viel. Er geniesst es sehr, wenn Lukas nicht da ist, wenn ich mich mit ihm beschäftige und auch, dass er mit gewissen Dingen spielen kann, was er nicht kann, wenn Lukas da ist. Um genau zu erklären, was mit Lukas los ist, dazu fehlt das Verständis noch. Zum Glück verzeiht er Lukas jeweils sehr schnell wieder, wenn die beiden Streit hatten.


    Liebe Grüsse und alles Gute
    Susanne

  • Dir Susanne und Dir Nischi mal herzlichen Dank für Eure Antworten.
    Ich habe mich auch schon gefragt, ob ich eigentlich möchte, dass die Lehrerin die Mitschüler meines Sohnes über seine Diagnose informiert. Nur, wer würde dies denn hier bei uns tun? Ich fühle mich einfach schrecklich alleine gelassen und wüsste gar nicht, wer dies übernehmen würde. Die Tatsache ist ja, dass sich niemand so richtig verantwortlich fühlt, uns professionell zu unterstützen. Die Diagnose unseres Sohnes hängt ja noch immer in der Luft und wir warten auf Nachrichten des KJPD Luzern. Während den Abklährungen habe ich da immer wieder nachgefragt, welches denn geeignete Anlaufstellen seien, wo es geeignete Psychologen gäbe, welche Therapien hilfreich sein könnten. Sie meinte einfach kurz und bündig, dass es diese Hilfestellungen hier nicht geben würde und wir schon selber herausfinden müssten, welche Therapien unserem Kinde gut tun könnten und wo wir Auskunft bekommen könnten.Na auf so jemanden kann man wohl kaum zählen. Beiden Ärzten habe ich ein weiteres Problem bemerkt, dass sie entweder stur an der Ansicht festhalten, dass Asperger eine Modediagnose seie und dies eigentlich einfach unter AD(H)S laufen sollte. Oder sie beginnen sich intensiv damit auseinanderzusetzen, wissen aber auch noch nicht viel mehr wie wir Eltern. Unser Sohn bekommt in der Schule ja auch noch keine Unterstützung,(obwohl die ganzen Abklährungen weit vor den Sommerferien begonnen haben, also bevor das neue Schuljahr angefangen hat )das wollen die Verantwortlichen des SPD, des KJPD und der Schule ja dann erst bei feststehender Diagnose besprechen. Je länger die ganze Warterei dauert um so schwieriger und komplexer finde ich alles
    Rosina

  • Hallo Rosina


    Leider bekamen unsere Jungs die Autismusdiagnose erst als sie die Schulzeit hinter sich hatten und ich denke es wäre vieles anders gelaufen, wenn wir es früher gewusst hätten. Aber wir leben in der Gegenwart und sind dankbar, dass wir jetzt eine Erklärung für so manche Schwierigkeiten haben.


    Einer unserer Söhne ist dann in den Kanton Luzern gezogen und ist dort jetzt in einer Ausbildung. Er wird von der IV aktiv unterstützt wofür wir sehr dankbar sind. Für die Information von Berufsschule und Lehrbetrieb machten wir uns jedoch auch Gedanken. Da wurde uns die Nathalie-Stiftung empfohlen. Diese waren sehr hilfsbereit, und bereit auch in den Kanton Luzern gekommen. Leider scheiterte das ganze dann daran, dass weder der Lehrbetrieb noch die Schule, noch unser Sohn ein wirkliches Interesse an diesem Informationstreffen hatten.


    Dir möchte ich einfach sagen, versuchs doch mal mit der Nathalie-Stiftung Kontakt aufzunehmen. Denn wenn die Lehrperson von einer von deiner Familie unabhängigen Fachperson informiert wird, könnte sie die Tatsache, dass Authismus eben nicht AD(H)S ist besser annehmen.
    http://www.nathaliestiftung.ch/


    Was eine Therapiemöglichkeit anbelangt haben wir positives von Frau Dr. Claudia Manser gehört und auch Kontakt mit ihr aufgenommen. Eine Therapie kam dann jedoch nicht zustande, weil sie nur Kinder in die Therapie nimmt.


    Natürlich läuft alles viel einfacher, wenn die offizielle Diagnose da ist und ich wünsche dir, dass du nicht mehr lange darauf warten musst.


    Liebe Grüsse


    Antonella

  • Liebe Antonella,
    ich habe übrigens wirklich Kontakt mit der Nathalie-Stiftung aufgenommen und hatte mit Herrn Klipstiel einen offenen, kompetenten Mann am Telefon. Ich bin so mit ihm verblieben, dass ich mich bei ihm melden werde, sobald die Diagnoseabklährung abgeschlossen sind. Er meinte, dass er uns in Erziehungsfragen gerne weiter helfen werde. Fragen in Bezug auf die Schule werden wohl eher nicht möglich sein, da wir aus dem Kanton Luzern kommen und wieder ein ganz anderes Schulsystem haben. Da werden wir wohl weiterhin alleine gelassen...
    Herzliche Dank für Deinen guten Tipp.
    Rosina

  • Also wir nutzen den Entlastungsdienst von Pro Infirmis (für Angehörige von Menschen mit Behinderung) an einem Nachmittag in der Woche kommt jemand von Pro Infirmis vorbei und nimmt unseren Sohn mit Asperger für 3 - 4 Stunden für allerlei Unternehmungen mit. Diese Zeit nutze ich um mich mit dem kleinen Bruder zu beschäftigen. Wir unternehmen dann ebenfalls etwas ganz alleine zusammen. Beide Kinder geniessen dies sehr und ich hoffe, dass diese exklusive Zeit auch den Geschwister-Kindern das Gefühl gibt wichtig zu sein und so einige Turbulenzen aufgefangen werden können.


    Ansonsten wünsche ich Dir viel Kraft für die Abklärungen. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass es sehr schwierige Zeiten sind und dass die ganze Familie darunter leidet und alle aus dem Gleichgewicht geraten. Mir hat der Entlastungsdienst - welchen wir ebenfalls während der Abklärungsphase initiert haben - sehr geholfen und die zusätzliche Aufmerksamkeit war für den kleinen Bruder wie Balsam auf die aus dem Gleichgewicht geratenen und verunsicherte Kinderseeele.


    Alles Gute!
    smukke