Risperdal bei autistischen Kindern

  • Hallo miteinander




    Uns wurde heute vom Neurologen empfohlen, unserem autistischen Jungen das Medikament Risperdal zu verabreichen. Damit seine Wutanfälle, wenn etwas nicht in seiner geordneten Welt abläuft, weniger und gedämpfter werden. Wir sollen uns das überlegen. Hat jemand von Euch Erfahrungen mit diesem Medikament gemacht? Scheinbar werden autistische Kinder seit etwa 10 Jahren immer wieder damit behandelt. Wir möchten uns, bevor wir zu diesem Medikament greifen, noch etwas umhören.


    Caroline

  • Hallo Caroline
    Wir geben unserem Sohn (6) seit ungefähr Oktober 09 0.5 mg und seit Januar 10 0.75 mg Risperdal. Seine Wutanfälle sind massiv zurückgegangen. Er hat im Kindergarten auch fast keine Kinder mehr angegriffen. Auch seine Suizidgedanken sind sehr zurückgegangen.


    Im Moment können wir auch keine massive Gewichstzunahme feststellen. Er hat noch immer mehr als eine Stunde für das Mittagessen einzunehmen.


    Wir würden ihm wieder Risperdal geben. Die Lebensqualität der ganzen Familie ist massiv gestiegen. Wir haben jetzt nicht mehr den ganzen Tag Streit mit unserem Sohn.


    Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.


    Viele Grüsse
    Svalbard

  • Liebe Caroline,


    grundsätzlich bin ich nicht für Psychopharmakas.
    Unser Sohn kriegt trotzdem welche!?


    Für mich war das Entscheidende: gibt es noch Möglichkeiten von Aussen auf Joachim zu wirken (Therapien, andere Strukturen, Rythmen,anderes Verhalten von uns, andere Reaktionen von uns damit umzugehen ...), was eine Veränderung von seinem Verhalten bringen könnte, was haben wir noch nicht versucht? Ist die Schule auch bereit mit zu machen? Haben wir alle die Kraft dazu? Und können wir am gleichen Strick ziehen?


    Irgendwann haben wir uns sagen müssen, die Möglichkeiten von Aussen eine Veränderung von seinem Verhalten zu bewirken ist ausgeschöpft und nicht mehr möglich und wir gegannen schweren Herzen mit Psychopharmaka ( auch Risperdal) von Innen zu wirken. ( ab 2005)


    Mein Erfahrung: es scheint mir im Nachhinein wichtig das Risperdal sehr langsam einzuführen! Eine 0.5mg Tablette noch halbieren, 1-3 Wochen so belassen, ev. auf zwei Dosen morgens und abends verteilen. Es gibt das Medikament auch in Quicklet Form. Diese wird sehr schnell über die Mundschleimhaut aufgenommen und schohnt den Magen.


    Ja letztendlich brachte es ein Beruhigung seiner Aggressionen, Ängste und Zwänge. Es brauchte Zeit die beste Zeit zur Verabreichung zu finden. Er bekommt morgens und abends 0.25mg und um 15 Uhr 0.5mg in Quickletform. Dies hat sich am allerbesten so bewährt. Dies auszuprobieren brauchte einfach Zeit, doch es hat sich eindeutig gelohnt!


    Ich wünsche Euch ein gute Entscheidung und weiterhin viel Geduld und Erfolg!


    Mit ganz herzlichen Grüssen


    Monika

  • hallo caroline
    unser sohn bekommt jetzt seit dezember 2008 0,5 milligramm risperdal.inzwischen haben wir zu einem generika gewechselt:risperidon-teva0.5mg.seine wutanfälle und sein zorn sind rapide gesunken.leider hat er extrem zugenommen und zwar etwa 900gr.pro monat.im moment steigt sein gewicht nicht mehr so an.gottseidank bewegt er sich sehr viel,sonst wäre die gewichtszunahme noch stärker.aber wir würden sofort wieder risperidon geben,da unsere lebensqualität sich um einiges gebessert hat,als ohne medi.er ist viel umgänglicher und zufriedener geworden.hoffe dir damit geholfen zu haben.schönes wochwenende und viel chraft :thumbsup:
    liebe grüsse beatrice

  • Hallo Caroline
    Vielleicht brauchst du meine Antwort gar nicht mehr (bin erst seit heute hier angemeldet). Unser Sohn hat mit ca. 7 Jahren wegen Wutausbrüchen und aggressivem Verhalten Risperdal erhalten. Er hat innerhalb von 48 Stunden massiv allergisch reagiert (geschwollenes Gesicht, geschwollene Augenlider), worauf das Mediakament sofort abgesetzt und durch Dipiperon ersetzt wurde. Auch auf dieses Medikament reagierte er sofort allergisch. Anschliessend war guter Rat teuer, d.h. die Kinderpsychiaterin erklärte mir, dass es nun nichts mehr gebe und ich das Verhalten unseres Sohnes einfach aushalten müsse .....
    Seither sind 5 (z.T. sehr schwierige) Jahre ohne Medikamente vergangen. Heute ist unser Sohn ein liebenswerter, leicht zugänglicher, gut lenkbarer und ausgeglichener Bub.


    Kleine Zwischenfrage: Kann euer Sohn schlafen (einschlafen, durchschlafen)?
    Unser Sohn hat nämlich KEINE Nacht durchgeschlafen. Er ist 10-15 Mal pro Nacht erwacht und aufgestanden. Erst nachdem ich das Medikament Melatonin erlämpft hatte, besserte sich die Situation schlagartig! Seit er durchschlafen kann, ist sein Verhalten "normal".
    Dies vielleicht noch als kleiner Tipp.


    PS: Melatonin ist in der Schweiz nicht zugelassen und muss mit Arztzeugnis über eine Apotheke im Ausland beschafft werden. Entsprechend wird es auch nicht von der Krankenkasse übernommen.


    Liebe Grüsse
    Regula

  • Kurze Anmerkung zu Melatonin:


    Melatonin ist auch in der Schweiz erhältlich, es muss nicht zwingend über das Ausland besorgt werden.


    Wir geben Melatonin schon erfolgreich seit 4 Jahren und es ist "Gold" wert. Verschrieben wurde es von der Kinderneurologin und ist über die Spitalapotheke erhältlich. Die Spitalapotheke stellt das Melatonin selbst her (ist eigentlich ein körpereigenes Hormon, ich sehe es nicht als Medikament; keine Fremdstoffe, keine Nebenwirkungen - bei uns jedenfalls).


    Es wird nicht von der KK übernommen, aber zu sehen, wie ruhig das Einschlafen seither verläuft, das überwiegt die Kosten bei weitem.


    Lieber Gruss
    kilian02

  • Wir hätten noch einen Tipp: Wir geben unserem Bub (7, Asperger) täglich Truxal. Das hilft ihm beim Ein- und Durchschlafen (auch wir kämpften mit massiven Schlafstörungen) und tagsüber haben wir eine ähnliche Wirkung wie Risperdal. Unser Bub verträgt das Medikament sehr gut und unser Familienleben ist damit viel besser geworden

  • Hallo zusammen


    Bin erst vor kurzem auf dieses Forum gestossen. Unser Junge (5) fiel schon lange auf durch seine auffällige Verhaltensweise. Nun sind wir gerade in der Abklärung in der Autismusberatungsstelle. Da vorallem auch die enormen Wutausbrüche sehr an den Nerven ziehen, verschrieb unsere Ärztin Risperdal welches er nun gut eine Woche einnimmt.


    Unser Sohn nimmt nun seit 3 Tagen 1x 0.50mg. Ausser dass er müder ist als sonst, hat es noch keine offensichtliche Wirkung gezeigt. Die Ärztin sagt dass man schon noch erhöhen kann. Welche Dosierungen verabreicht ihr so?


    Lieber Gruss Tabea

  • Liebe Tabea,


    unser erwachsener Sohn bekommt morgens und abends ein halbe Tablette von 0.5mg. Durch den Tag nochmals 0.5mg jedoch in der Quicklet Form. Diese Form von Schaumtabletten werden sofort von der Mundschleimhaut aufgenommen, können jedoch nicht halbiert werden. Somit ist der ganze Magen- Darmtrakt geschohnt. Auf die gute Wirkung musst Du schon 14 Tage warten. Die Wutanfälle sind bis heute nicht weg, jedoch für uns alle tragbarer.


    Ich wünsche Euch guten Erfolg!


    Herzlich, Monika


    Unsere Erfahrung ist nicht zu schnell und zu oft an der Dorierung rumschrauben, da die Wirkung lange braucht.

  • Hallo


    Unser Sohn (8J.) kriegt nach dem misslungenen Versuch mit Ritalin und co. nun auch Risperdal. Ich musste schon sehr kämpfen mit mir, ihm das zu geben.(überhaupt Medikamente)
    Aber- wir haben hier ein völlig anderes Kind 8| 8o Ich wage fast schon zu sagen, eigentlich ein völlig unauffälliges 8) Wir können in's Restaurant, einkaufen und Zug fahren..was 'ohne' eher einem gratis-Theatereintritt für die anderen Leute gleicht..
    Das Risperdal nimmt ihm irgendwie von jedem "Spitz" den Gipfel weg. (mit MPH wurde er völlig autistisch) Er ist ruhiger, gelassener, weniger aggressiv, offener und viel flexibler.
    Wir geben ihm von der Lösung, was nun für unser Kind auch kein Problem mehr ist zu nehmen. Kriegen tut er bloss 0,2ml Abends und 0,2ml Morgens.
    Auch ich empfehle nicht zu schnell um zu dosieren- und was mir eine Ärztin noch empfahl ist, ab und an eher etwas runter zu gehen, damit man nicht plötzlich erhöhen muss...


    lg
    dani

  • Hallo zusammen


    Vielen Dank für eure Antworten. Die Medis scheinen Tatsächlich mit der Wirkung zu beginnen. Ich bin froh, dass wir mit der Dosierung schön langsam begonnen haben. Nun bleiben wir mal bei den 1x 0.5mg abends.


    Zitat: Dani:: Das Risperdal nimmt ihm irgendwie von jedem "Spitz" den Gipfel weg. (mit MPH wurde er völlig autistisch) Er ist ruhiger, gelassener, weniger aggressiv, offener und viel flexibler.
    So kann ich das auch bestätigen, und das ist ja auch die erhoffte Wirkung davon!


    Liebs Grüessli


    Tabea

  • Hallo,


    zu Medikamenten bei Autismus kann man stehen wie man möchte. Als Autist möchte ich nur darum bitten einen Punkt nicht zu vergessen:
    Hilft das Medikament gegen die Symptome (Wutausbrüche und Co) oder gegen die Ursache?
    Natürlich ist es ein angenehmeres Leben wenn der Autist in der Familie "sozialkompatibler" ist, kann ich gut verstehen.
    Aber überlegt bitte einmal, überspitzt ausgedrückt, was passiert wenn man an einem Schnellkochtopf das Ventil weglässt (Ausbrüche) aber die Herdplatte weiterhin aufgedreht bleibt (Ursache). Entweder geht die Umwelt in einem riesen BUMM (Super Ausbruch) kaputt, oder der Schnellkochtopf (der Autist) der den Druck weiter aushalten muss ihn aber nicht ablassen kann.


    Querdenkender

  • hallo querdenkender
    dein beispiel ist sehr gut getroffen.aber ich denke ,dass mann das ventil auch nicht auf dauer weg lassen kann,weil sonst die umgebung explodiert.mit den medis kann ich aber die ausbrüche mindern und deshalb auch wieder etwas luft bekommen und besser auf die ursachen zu achten!unser sohn nimmt seit 2 jahren risperidon und unser zusammen leben hat sich deutlich verbessert und ich glaube nicht ,dass es ihm schlechter geht mit dem medi!weil ausbrüche sind immer noch vorhanden,nur viel weniger kraftvoll!
    ich bin immer dankbar um beiträge von autisten,weil es mir hiflt simon vielleicht besser zu verstehen!!
    liebi grüäss
    beatrice

  • Hallo,


    ich wollte Medikamente nicht von Grund auf Verteufeln. Ich bin nur über den Trend (kommt besonders stark aus den USA) besorgt. Immer mehr Eltern lassen ihren Kindern ( die nicht selbst entscheiden können) Psychopharmaka geben. Sind die Kinder dann ruhig(gestellt) ist das Leben wieder in Ordnung. Wozu sich Gedanken machen? Die Pillen richten es ja!
    Da halte ich es als sprechender und erwachsener Autist einfach für notwendig darauf hinzuweisen, dass man eben die Symptomatik aber nicht die Ursache bearbeitet. Wenn sie HELFEN MIT dem Kind das Leben einfacher zu gestalten und man Probleme die man ansonsten nicht lösen konnte nun evtl. angehen kann und somit ALLE etwas davon haben: Ok!


    Man darf auch einfach nicht vergessen was diese Medikamente mit der Gehirnchemie machen und das es zu fast allen keine Langzeitstudien bei der Wirkung an Kindern gibt (was Folge/Entwicklungsschäden betrifft) noch für die Behnadlung von Kindern zugelassen sind!


    Querdenkender

  • Hallo
    Ich finde es toll das so viele Gedanken, Sichtweisen, Erfahrungen zusammen kommen. Erst das ermöglicht sich wirklich eine eigene und ganzheitliche Meinung zu bilden.


    Auch ich möchte dieser Diskussion noch ein paar Worte beifügen und vielleicht noch einen anderen Sichtwinkel eröffnen. Ich schreibe aus der Sicht von Eltern mit einem Asperger- Kind das zur Zeit schwach dosiert Risperdal erhält. Wir würden gerne keine Medikamente verabreichen, da auch wir uns all die Gedanken machen die Euch bewegen. Auch wir sind der Meinung das die Medikamente die Ursache nicht beheben.
    ABER:
    Wir wissen aus eigener Erfahrung wenn wir diesen Schritt nicht gegangen wären Die Auswirkungen der Autistischen- Verhaltensweise unsere Familie zerstören würden. Wie lange Würgemale, Biss male, ein Bruderherz verkraftet.Wie lange verbale Dauerangriffe Eltern ertragen.... ist eine Frage der Zeit.
    Wenn Interventionen die auf das Spektrum ausgerichtet und angepasst sind ins leere greifen, wenn keine Hilfsmöglichkeit greift um dem Kind den nötigen Boden zu verschaffen, ist es wohl das kleinere Übel über eine gewisse Zeit Medikamente zu verabreichen, als die Grundfesten des Kindes zu erschüttern und ein Familien zerfall zu produzieren.


    So Gedanken die vielleicht noch eine andere Sichtweise zulassen.


    Gruss bronti

    KENNTNIS IST KEINE BÜRDE, TOLERANZ KOSTET NICHTS; VIELFALT IST NICHT GEFÄHRLICH.

    Susanne Schäfer