Angst vor Hunden

  • Liebe Forumteilnehmer


    Unser Sohn hat grosse Angst vor Hunden. Dies ohne wirklich schlechte Erfahrungen - wenigstens so wie wir dies definieren würden - gemacht zu haben. Er wurde noch nie gebissen oder von einem Hund angesprungen. Er ist sich sogar in einem gewissen Sinne den Umgang mit Hunden gewohnt, da seine Grosseltern schon immer einen Hund hatten. Er sieht auch, wie zwanglos seine Schwester mit Hunden umgeht, und im Grunde genommen haben wir in der Familie Hunde gerne.


    Für uns klar ersichtlich stören in zwei Dinge:

    • Hundegebell
    • Schnelle, für ihn unkontrollierte Bewegungen, v.a. bei kleinen Hunden

    Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Wir haben uns schon überlegt, ob wir akiv daran arbeiten sollten, ihm diese Angst zu nehmen. Ein Hundefan wird er wohl nie werden. Derzeit ist seine Abneigung aber derart gross, dass er z.B. seinen Schulweg verlässt, wenn ihm ein Hund entgegenkommt. Oder, so könnten wir uns vorstellen, dass er sich im Strassenverkehr nicht mehr richtig verhält.


    Vielen Dank für jeden Input!

  • Falls Ihr Sohn sich darauf einlassen würde, die Nähe eines Hundes zu ertragen - von einem gutwilligen Nachbarn vielleicht, könnte Ihr Sohn eventuell über lange Zeit lernen, Hundeverhalten zu verstehen. Trotzdem wird er wohl distanziert bleiben. Insofern wäre es eine Überlegung wert, ob Ihr Sohn überhaupt der Belastung "Hund" ausgesetzt werden sollte.

  • Liebe Geisslein


    Vielen Dank für Ihre Antwort und die wertvollen Hinweise. Ich denke zwar, dass ich unseren Sohn mitterweilen recht gut verstehe. Allerdings muss ich auch zugeben, dass mich die eine oder andere Ihrer Fragen auch zum Nachdenken anregt. Mit grosser Sicherheit stört es ihn, wenn ein Hund bellt. Unser Sohn hört sehr gut und ist auch recht geräuschempfindlich. Körperkontakt ist eigentlich kein grosses Problem, allerdings sucht er diesen natürlich nicht, wenn es um Hinde geht. Auf jeden Fall stören ihn jedoch schnelle Bewegung - wahrscheinlich weil diese für ihn als sehr unberechenbar erscheinen (was sie ja auch sind). Ich denke, dass er vor grossen Hunden weniger Angst hat als vor kleinen, allerdings bin ich mir da nicht wirklich sicher. Sehr interessant ist Ihr Hinweis mit den Formen und den Gerüchen. Darüber kann ich wirklich nicht viel sagen und ich werde einmal etwas besser darauf achten.


    Auf jeden Fall sind seine Reaktionen auf Hunde panikartig und absolut ungeordnet.


    Nochmals vielen Dank für die Hinweise - wir werden uns weiter überlegen, wie wir mit dieser Sache umgehen wollen.


    Thomas Ulrich

  • Hallo Herr Ulrich



    Wir hatten bis vor einem halben Jahr dasselbe Problem mit unserem knapp 9jährigen Sohn. So haben wir gedacht, wir schreiben Ihnen unsere Geschichte auf, obwohl wir bis heute nicht wissen, wo die Lösung gelegen hat, geschweige denn, wo das Problem überhaupt lag.



    Der Schulweg führt bei uns einer stark befahrenen Hauptstrasse entlang. Wir haben während eines Jahres für jeden Meter des Weges mit dem Jungen angeschaut, wohin er ausweichen kann, wenn ein Hund kommen sollte. Zum Glück sind ihm mit der Zeit die Hundehalter im Dorf auch aus dem Weg gegangen, weil sie Angst hatten, er würde auf die Strasse springen.



    Die Ausgangslage bei uns ist so, dass ich selber nach zwei Hundeattacken sehr verunsichert auf diese Tiere reagiere und wir das Verhalten des Buben einfach darauf zurückgeführt haben. Dann haben wir aber festgestellt, dass die Geschwister absolut normal auf Hunde reagieren. So haben wir genauer hingeschaut und gemerkt, dass der Bub beispielsweise auch auf Katzen sehr unberechenbar reagierte. Und da wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts über Autismus, seine möglichen Sensibilitäten etc. gewusst haben, haben wir schon bald eine Katze angeschafft (mit Katzentor, damit sie "davonlaufen" kann...). Das artete dann fest in Arbeit aus. Der Junge wollte jegliche Regung der Katze erklärt haben, was doch bei einer jungen, verspielten Katze sehr anstrengend ist; sprich, am Abend keine Stimme mehr und den ganzen Tag nichts anderes erledigt! Dann wurde das Tier überfahren und das ganze ging mit einer weiteren Katze wieder von vorne los. Mittlerweile haben wir die dritte Katze und alles geht nun viel besser. Der Bub hat sich daran gewöhnt, dass die Katze ihr eigenes Leben führt, dass er ihr Verhalten nur bedingt voraussehen und schon gar nicht bestimmen kann.



    Zurück zu den Hunden: Wir in unserem Umfeld eine Familie mit Hund, die sich immer sehr viel Zeit für den Jungen genommen hat. Beim "alten" Hund war aber die Mühe ziemlich vergebens. Erst als sie vor ca. 1 Jahr einen jungen Hund erhalten haben, hat sich die Situation verbessert. Sie war zwar zu Beginn anstrengend wie bei der jungen Katze, mittlerweile haben sich Kind und Hund aber aneinander gewöhnt.



    Ich habe den Buben gerade vorher noch schnell gefragt, weshalb er denn Angst vor Hunden gehabt habe. Er gab seine Standardantwort "weiss nicht". Dann habe ich ihn gefragt, ob er einem Kind in der gleichen Situation einen Tipp geben könnte. Da hat er gemeint "einfach ganz fest auf die andere Seite schauen, dann nehmen die Leute den Hund nämlich zu sich. Und wenn sie es nicht tun, einfach immer fest auf die andere Seite schauen und weiterlaufen". Diesen Tipp habe er übrigens von einem Mädchen im Dorf erhalten. Ich werde es morgen gleich selber mal ausprobieren.... :) !



    So viel zu unserer Hundegeschichte. Ich wünsche Ihnen mit Ihrer ebenso viel Glück!

  • Unser Sohn Joachim (18 J.) hat die Krankheit Tuberöse Sklerose Complex. Diese Menschen haben sehr oft viele autistische Symptome. Bei einer befreundeten Familie mit einer Tochter mit der selben Krankheit (auch Autismus) haben wir bei Ausflügen und in gemeinsamen Ferien diese Angst vor Hundegebell und hastigen Bewegungen hautnah erlebt. Sie war derart überfordert, dass sie sich selber biss, schwerste, grosse Blumentöpfe kaputt schlug, uns angriff, laut schrie... einfach völlig ausrastete. Sie kann ruhige Hunde sogar streicheln! Aber wie gesagt keine hastigen Bewegungen und bellen, dies erträgt sie nicht! Das kam plötzlich anfangs Pupertät ganz heftig. Sie hat gelernt, durch ruhiges, immer gleiches zureden der Begleitpersonen sich zu schützen, die Ohren zu zu halten, weg zu schauen und weiter zu gehen, und dass ihr so nichts geschieht!


    Diese Entwicklung begleiten zu dürfen war beeindruckend!


    Ich hoffe sehr, dass Ihr mit Eurem Sohn auch einen Weg findet damit umzugehen!


    Herzlich, Monika

  • Liebe Monika


    Vielen Dank für Ihre Antwort, die mir sehr weitergeholfen hat. Quasi "den Feind ins Haus zu holen" - diese Massnahmen haben wir uns auch schon oft überlegt (das letzte Mal vor zwei Tagen, als wir zwei Junge Kätzchen im Schopf hinter unserem Haus entdeckt haben.... :whistling: ). Interessanterweise ist unser Sohn nämlich auch Katzen gegenüber eher skeptisch eingestellt. Die bellen allerdings nicht und scheinen auch sonst etwas weniger bedrohlich zu sein. Bis anhin haben wir aus verschiedenen Gründen von dieser Strategie abgesehen. Wir überlegen uns aber ernsthaft, ihn in der durch Sie umschriebenen Art an Hunde heranzuführen, ohne dass wir uns einen Hund in die Familie holen. Ein Spezialist hat uns diesbezüglich den Hinweis gegeben, dass man sogar eine ganz klassische Angsttherapie mit ihm machen könnte.


    Sehr interessant ist, wie Sie Ihrem Sohn das Verhalten, die Aktivitäten und Bewegungen des Tieres erklären. Ich würde dies als geradezu typisch bezeichnen - auch unser Sohn möchte in vielen (Lebens)bereichen jedes kleine Detail erklärt haben. Dabei interessieren ihn Dinge, die für uns nicht vordergründig wichtig sind. Ihm hilft die Kenntnis dieser - für uns unwesentlichen Details - jedoch enorm, die Welt und was darin vorgeht, zu verstehen. Und verstehen bedeutet ja oft auch, sich nicht mehr zu fürchten. Wir werden deshalb versuchen, noch genauer zu erklären, warum ein Hund nun was tut, weshalb er bellt, winselt oder mit dem Schwanz wedelt. Gegen die Geräusche, die ihm ganz offensichtlich effektiv körperliche Schmerzen zu bereiten scheinen, hilft wohl weiterhin nur Ohren zuhalten.


    Liebe Monika Suntheim


    Auch Ihnen danke ich sehr für den interessanten Beitrag. Vieles, was Sie schreiben, kommt mir sehr bekannt vor. Auch wir versuchen, unserem Sohn Strategien zu zeigen, wie er mit seiner Angst umgehen kann. Auch ihn stören das Bellen sowie schnelle Bewegungen sehr stark. Unser Sohn ist sehr geräuschempfindlich, und da er weiss, dass Hunde ganz grundsätzlich bellen können (und winseln, jaulen......), macht er automatisch einen riesengrossen Bogen um alle Hunde. Zum Glück sind seine "Abwehreaktionen" nicht so heftig, wie die von Ihnen beschriebenen. Auch scheint er sich so langsam mit den gefürchteten Vierbeinern zu arrangieren. So scheint ein Hund an der Leine eine weit weniger grosse Bedrohung zu sein. Ich vermute er weiss, dass der Hund in einem solchen Fall eher "unter Kontrolle" ist.


    Ich freue mich sehr über die vielen interessanten Beiträge in Sachen "Hundeangst". Ganz offensichtlich sind wir nicht alleine davon betroffen. Besonders aufschlussreich sind für mich die vielen Parallelen, was ich so nicht erwartet hätte!


    Herzliche Grüsse,


    Thomas Ulrich

  • Hallo alle zusammen



    Ich bin sehr überrascht, welch grosse Rolle bei vielen Kindern die Hunde spielen. Bei unserem Sohn ist es ebenfalls das Gebell des Hundes, das bei ihm eine Abneigung - ich möchte nicht sagen Angst - gegen dieses Tier hervorruft.


    Momentan ist "Hund" sogar Thema in der Schule. Wir konnten uns so arrangieren, dass unser Kind im Unterricht bei allem mitmacht, jedoch beim Besuch des "echten" Hundes mit Begleitperson unser Sohn sich von der Klasse ausklinken darf und separat etwas anderes erledigt.


    Nebenbei: noch viel schlimmer als Hundegebell ist Babygeschrei, da fängt unser Sohnemann an, sich die Ohren zuzuhalten und laut zu schreien!



    Beste Grüsse an alle


    kilian02

  • Guten Tag!


    Auch unser Sohn (7 Jahre, atypischer Autismus) fürchtet sich vor Hunden. Wir führen dies einerseits aufs seine Geräuschempfindlichkeit zurück - Hundegebell muss für ihn sehr laut sein - und anderseits auf die allgemein unberechenbaren Bewegungen von Tieren. Auch vor anderen Tieren, z. B. Katzen, hat er ziemlichen Respekt. Es ist für ihn schwer einzuschätzen, wie ein Tier reagieren wird.


    Um das Problem "Hunde auf dem Schulweg" zu meistern, halten wir uns an eine Publikation vom Bundesamt für Veterinärwesen (BVET), "Tapsi, komm...". Mein Sohn erhielt diese Broschüre in der Schule anlässlich eines Besuches einer Hundehalterin mit Hund. Sie enthält einfache Illustrationen und Erklärungen - die übrigens für die ganze Familie hilfreich sind.
    Wir haben die Erklärungen weiter vereinfacht. So gilt bei uns: Wenn du Angst hast vor einem Hund, bleibe stehen (ja nicht rennen), sei still (nicht schreien), Arme auf der Seite runterhängen lassen, wegschauen.


    Die Broschüre finden Sie unter folgendem Link als PDF-Datei:
    http://www.krax.ch/schulprojekt/documents/Tapsi.pdf


    Die Hundeangst unseres Sohnes hat sich in letzter Zeit etwas verringert - weshalb genau, wissen wir nicht. Aber vielleicht haben ihm die klaren Regeln auch etwas geholfen, sich bei Begegnungen mit Hunden zurechtzufinden.


    Alles Gute und beste Grüsse
    Kiaora

  • guten Tag


    Mit Interesse habe ich alle Beiträge über Hund gelesen, und habe mich gerade gefragt wie ist es bei unserem Sohn? (7 jh. AspergerSyndrom)


    und gemerkt, stimmt, er hat gar nicht gerne Hunde. er hat nicht panische Angst vor Hunden , aber seit ganz klein eine Abneigung vor Hunden. Sonst ist er sehr fasziniert von Tieren , das war lange Zeit sein Spezial-Gebiet. Er küsste einen Dachs im Zoo auf die Nase...die Grosseltern konnten ihn noch gerade wegziehen bevor der Dachs zubiss...aber Hunde...? Im Kindergarten hatten sie auch das Thema "Hund" und eine Frau kam mit ihrem Therapie-Hund in den Kg und die Kinder konnten ihn streicheln...ganz viel Verhalten der Hunde beobachten und lernen, das hat ihm viel geholfen. Doch dann hat er über längere Zeit, wenn er von Weitem einen Hund sah, sich auf den Boden gelegt und zu einem Päckli gerollt und den Kopf mit den Händen geschützt...so wie sie es doch gelernt hatten , wenn ein Hund angreifen würde und man nicht davon rennen soll..es dauerte paar Wochen bis wir wieder neben einem Hund aufrecht vorbeispazieren konnten....


    wie soll man wissen, ob dieser Hund nun angreift oder nicht? Es gibt immer wieder soo viel zum Lernen. Jetzt wenn ich es schreibe muss ich etwas schmunzeln über unser Erlebnis mit den Hunden...aber immer wieder staune ich, wie kompliziert die Welt sich zeigt für unsere Kinder, und ich habe eine riesige Hochachtung vor ihnen, sie sind immer wieder ganz neu herausgefordert und müssen so viel erlernen..kein Wunder wird es ihnen schnell mal zuviel....ich nehme da auch viel mit für mich...immer wieder neu geduldig zu sein...versuchen von ihrer Sicht aus die Welt zu sehen.Genau hinzuspüren ,was beschäftigt sie, was macht ihnen so Angst, was wirkt so bedrohlich...


    uns allen immer wieder viel Geduld wünsche ich,


    beatrice kaltenrieder

  • Kann dazu nur sagen, adss auch unsere Tochter Angst vor Hunden hat. Sie hat auch keien schlechetn Erfahrungen gemacht und hat teilweise auch Angst vor anderen tieren, aber nicht so strak. Denke zumindest zum Teil liegt es daran, dass man Ihre Zähne meist sieht und ihr das Angst macht. Je grösser der Hund desto grösser die Angst.


    Ein Hund anschaffen ist sicherlich eine gute Lösung, wenn man die Zeit dafür hat. Zur Zeit gibt es aber wichtigeres das wir angehen wollen und dehalb lassen wir das Problem (noch) ruhen



    LG


    Johann

  • Hallo zusammen


    Wir besitzen einen Hund und dies bereits bevor wir unsere Kinder bekamen. So wuchs unser Sohn mit einem Hund als Familien Mitglied auf. Er hat als Kleinkind mal etwas ausprobiert inwieweit man das "Ding" gebrauchen kann und dann war die Sache erledigt. Eine Beziehung wie andere Kinder zu den eigenen Haustieren aufbauen kam nicht zu Stande. Im Gegenteil mussten wir zum teil sogar aufpassen das er den Hund nicht plagte. Auch das Berühren bereitet ihm keinen Spass. Selten streichelt er unseren Hund und wenn, mit einer ganz komischen überspannten Hand so als wäre es leicht schmerzhaft. Auch ist die Sequenz ganz kurz eher so als wollte er kurz eine Verbundenheit mitteilen aber mehr oder länger nicht zulassen kann. So mit etwa 7 Jahren begann er immer wieder zu fragen was der Hund jetzt fühlt. Alles wollte er erklärt haben. Das schönen an der Sache ist das ein Hund einem so klar zu erkennen gibt was er fühlt. So weis unser Junge nun genau was es bedeutet wenn der Schwanz zwischen den Beinen, unten ,gerade, oder oben ist.Wenn die Ohren Stellung sich verändert dies auch eine Bedeutung hat und das Bellen verschiedenes aussagen kann. Trotz allem kommen auch heute noch des öfteren Fragen dazu, da manchmal dies Wissen einfach nicht reicht und vieles zusammen erst eine Lösung ergibt.
    Was auffällig ist das er allgemein bei Tieren (Geissen, Katzen,Pony...) eher zurückhaltend ist. Die Berührungen kurz und verkrampft ausfallen. Und immer wieder viele Fragen über das Befinden der Tiere kommen.


    bronti

    KENNTNIS IST KEINE BÜRDE, TOLERANZ KOSTET NICHTS; VIELFALT IST NICHT GEFÄHRLICH.

    Susanne Schäfer

  • Ich habe mal einen Film gesehen, der hiess "Mein Freund auf 4 Pfoten". Da geht es um eine Familie mit einem schwer autistischen Kind, zu dem die Eltern fast gar keinen Zugang finden. Dann legen sie sich einen Hund zu, und plötzlich wird alles besser. Durch den Hund bekommen die Eltern Zugang zu dem Kind, sie können z.B. sagen: "Der Hund möchte, dass du dies oder jenes tust..." und das Kind tut es. Durch das "Vorbild" des Hundes konnte das Kind sich sogar die Windeln abgewöhnen.
    Ich fand den Film interessant, er soll auf wahre Begebenheiten zurückgehen. Wir selber haben kein Haustier, aber ich habe schon öfters gehört, dass Autisten zu Tieren eine bessere Bezeihung entwickeln können als zu Menschen. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Nischi

  • Bei uns ist es andersrum. Unsere Tochter (ASS) liebt Hunde v.a. Bulldoggen und Möpse. (Aktuelles SI). Wir hatten eher das Problem, dass sie auf fremde Hunde zu schnell und zu dirkt zugeht.


    Kiaora: Vielen Dank für den Link mit der Broschüre "Tapsi der Hund"!
    Sie gefällt auch unserer Tochter gut. (Sie liebt Comic-Zeichnungen und eben Hunde).


    Liebe Grüsse


    Data

  • Als Kind konnte ich besser mit Tieren umgehen als mit Menschen,
    Die Hündin meiner ersten Partnerin hatte spontan beschlossen, sie sei mein Hund (und nicht die Hündin meiner Partnerin).
    Tasächlich war ich der Mensch, der am Besten mit der schwierigen Hündin klar kam (starker Jagdtrieb).
    Nun hatte ich zwanzig Jahre lang Hündinnen, aber nur wenige Beziehungen.
    Als Aspie (die Diagnose habe ich erst seit zwei Jahren) bin ich gewohnt, mein Eigenes und das Verhalten in meinem Umfeld zu beobachten - dies erleichtert das Erkennen von Fehlkommunikationen zwischen Mensch und Hund bzw. umgekehrt.
    Auch wenn ich es nicht nachfühlen kann, so ist für mich sehr einleuchtend, warum Hunde (vor allem grosse schwarze) bedrohlich auf Kinder wirken.


    Stellt Euch vor ein Tier von der Grösse eines Pferdes wuselt um Euch herum, hat grosse Zähne, schnüffelt überall herum und gibt merkwürdige Geräusche von sich?
    Natürlich ist für den Hund der kleine Mensch viel interessanter als der der grosse Mensch (der je nach Hundegrösse aus dem zehnten Stockwerk etwas runter schreit).
    Deie Spannung steigt, die Verunsicherung auf allen Seiten auch - und wenn der kleine Mensch nun etwas tut, das der Hund als spielerische Rauferei unter seinesgleichen interpretiert, nimmt das Drama seinen Lauf...


    Mein neun Monate alter Flatcoated Retriever ist natürlich viel zu jung, um als Therapiehund zu arbeiten (auch wenn er für mich schon gewisse Funktionen auf diesem Gebiet wahr nimmt).
    Doch es tut ihm und Menschen mit Hunde-Angst gut, wenn er während einem Kaffee nur neben dem Tisch liegt (und somit keine Bedrohung ausstrahlt), beim nächsten Spaziergang einfach mit läuft (ohne aktiv zu sein und Chaos zu verbreiten) und erst viel später von der ängstlichen Person untersucht werden darf (wenn das Vertrauen beiderseits wachsen konnte).


    Das schönste Erlebnis für mich war ein kleines Mädchen, dem ich zufällig mit meiner Riesenschnauzerin im Inselspital begegnete und das znächst von Cora fasziniert aber auch verängstigt war.
    Später entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden, Cora begeleitete sie ab und zu zur Chemotherapie - und war dabei als sie achtjährig an Krebs starb: Das Mädchen hatte alle Menschen weg geschickt und nur die Hündin im Zimmer geduldet...


    Für mich ist mein Hund (der erste Rüde nach einigen Hüdinnen, er ist komischweise an meinem Geburtstag geboren, was ich zunächst nicht wusste) eine Art "Blindenhund": Er zeigt mir die Stimmung der Menschen (Trauer, Ausgelassenheit, Aggression, Angst) deutlicher an, als ich einzuschätzen kann (deshalb war ich nach dem Tod meier Riesenschnauzerin eine Zeit lang regelrecht hilflos, auch wenn ich Mühe hatte dies einzugestehen).
    Oft nerven mich gewisse Verhaltensweisen meines Hundes - bis mir klar wird, dass ich oft falsche bzw. ungenaue Signale aussende.
    So hilft er mir meine Kommunkation nach aussen zu verbessern.
    Ich würde kaum jemand im Wald oder auf der Strasse ansprechen - mit dem Hund werde ich angesprochen, was mich oft aus meinem Einsiedlertum heraus holt.
    Die Bedürfnisse meines Hundes bilden die Tagesstruktur, die ich praktisch immer (auch in Ferien, bei Krankheit oder in Krisen) einhalte.
    Menschen ertrage ich nur einige Stunden um mich; mit dem Hund bin ich nie ganz allein.
    Bei der Wohnungssuche hatte ich für mich keine besesonderen Asnprüche; erst später realisierte ich, dass die Asnsprüche, die ich für meine Hündin an die Wohnung stellte, sehr entgegegen kamen. Nun profitiere ich auch von ruhiger Lage, Waldnähe, grosser Terrasse und pflegeleichten Böden.
    Aus solchen Gründen könnte es für erwachsene Aspies praktisch sein, einen Hund zu halten (bzw. Aspie-Kinder mit Hunden vertraut machen).



    Gruss


    Chistopher


    & Miro
    [Blockierte Grafik: http://www.fotos-hochladen.net/uploads/miro7b20w4l3.jpg]

  • Hallo
    :)


    Ach,ist Miro süss!
    Kommentar meines Sohnes: kaufen wir den? ;)


    Wir leben hier mit lauter Tieren aber Keines ist wirklich uns. Draussen stehen viele Pferde, Hunde und Katzen gehören auch zum Hof. Jedoch haben wir häufig mit ihnen zu tun. Ich helfe oft im Stall und hüte die Tiere. Die Katzen gehen eh aus und ein wie sie wollen..


    Mein Sohn liebt seine Mäuse (Gerbils) Er schaut gut zu ihnen und lacht sich schief beim zugucken. Rausnehmen würde er sie aber nicht (*froh bin*) Er hat Angst dass sie abhauen und dass sie ihn beissen könnten.


    Die Katzen sind riesig (Mooncain-Anteil) und ziemlich langhaarig. Auch sind sie sehr aufdringlich. Er kann sie nicht leiden. Wenn sie sich anschmiegen wollen schreit er : Mama Mama nimm sie weg! ich glaube er kann das weiche Fell nicht ertragen und er findet dass sie stinken.
    Auch hat er natürlich Angst, dass sie seine Mäuse fressen..obwohl er immer seine Türe schliesst.


    Die Pferde findet er kaum interessant. Mittlerweile kommt es aber selten schon mal vor, dass er das "Rüebli" einem Pferd geben will (nur dem Einen) und das auch schon geschafft hat 8o Danach will er auch ein "Rüebli" :P
    Wenn er das Pferd einmal anfasst, dann zaghaft an der weichen Nase.
    Oben sitzen ist aber kein Problem. Da will er immer traben und durchgeschüttelt werden :D


    Und nun zu den Hunden.
    Vor "unseren" Hunden hat er kaum mehr Angst. Ausser sie spielen zusammen. Ich kann dann x-mal erklären, dass sie spielen und es lustig haben zusammen. Die Geräusche und die hastigen Bewegungen beunruhigen ihn.
    Wenn die Hunde (zwei Jack Russel-Terrier und ein Mittelschnauzer) Draussen angerannt kommen um ihm "hoi" zu sagen, wird er auch verunsichert und schreit sie manchmal an. Wir sagen ihm jedes Mal wir er reagieren soll und was der Hund "sagt".
    Aber er erkennt ihr immergleiches Verhalten auch beim hundertsten Mal nicht ?(
    Trotzdem finden wir es super, wie er es schafft damit umzugehen!
    Letztens war der Baby Jack-Russel-Terrier im Stall und unser Sohn musste durch. Der Welpe rennt immer wie ein "Irrer" hin und her. Mein Sohn kam zu mir und konnte super erklären, dass er sehr unsicher ist wegen dem Hund. Er konnte nicht erkennen, dass es der "neue" kleine Hund war. Er dachte es sei der "Alte", der bis zu seinem Tod sehr ruhig war.Trotzdem schien ihm das stereotype Spiel des Welpen irgendwie zu gefallen. Nach langen Erklärungen ging er wieder und amüsierte sich sogar 8o
    Vor fremden Hunden weicht er auch aus, jedoch nicht völlig panisch. Er macht aber auch noch keine Wege selbstständig-
    ausser in den 100m nahe gelegenen Volg- und wir haben auch keine Trottoirs. Er wird also nie eingeengt.
    Allgemein kann ich auch sagen, dass er die schnellen Bewegungen und den Geruch der Hunde nicht mag. Er kann sie auch absolut nicht lesen und hat Angst vor dem Maul (dass sie beissen werden) Tatsächlich geschnappt oder gar gebissen wurde er auch noch nie.
    Allerdings gibt's auch Situationen in denen er dem Hund mal ein Spielzeug wirft und sich freut mit ihm zu spielen. Diese Situationen sind einfach köstlich anzusehen und ich bin sicher, dass er das nur kann, weil er das Glück hat mit so vielen Tieren aufwachsen zu können!


    lg
    dani

  • Salü Dani


    Deine Beschreibungen sind eindrücklich, und auch aus meiner Sicht seid Ihr auf dem richtigen Weg.


    Aspies versuchen häufig Dinge logisch einzuordnen und zu erklären - nur handeln Tiere nicht immer logisch! ;)
    Und dann brauchen Aspies eben noch mehr Zeit, bis sich langsam Vertrauen aufbauen kann.


    Im Umgang mit Tieren wurde ich mit etwas konfrontiert, was mich zunächst völlig verwirrte und mit dem ich kaum umgehen konnte: Intuition.
    Wer gut französisch oder italienisch sprechen will, muss französisch bzw. italienisch denken und fühlen.
    Dasselbe gilt für den Umgang mit Tieren:
    Mein Stief-Grossvater lehrte mich, wie ein Hund zu denken und zu fühlen - und so konnte ich besser mit seinem Hund umgehen.
    Und später mit allen Hunden, Katzen und Pferden.


    Erst Jahrzente später wurde mir klar, warum mir Schafe so vertraut sind: Bei der Lektüre von Temple Grandins Büchern merkte ich, dass meine Wahrnehmung und Fluchtverhalten ähnlich ist wie das von Schafen... :)
    Vielleicht habe ich deshalb nach Jahrzehnten des Zusammenlebens immer noch sehr gossen Respekt vor Hunden?


    Empfehlenswerte Links in diesem Zusammenhang:
    INTERVIEW von Tony Attwood mit Temple Grandin
    Empfindlichkeit im Hören und Sehen


    Gruss


    Christopher