Wettbewerb: Was macht Menschen mit Autismus glücklich? Alle Beiträge!

  • Es ist von grosser Bedeutung, dass Menschen mit Autismus nicht nur am 2. April, dem Welt-Autismus-Tag, sondern jeden Tag einen Grund zur Freude haben und glücklich sein dürfen. Gerade weil sie oft für ihre Bedürfnisse und ihr Wohlbefinden selbst nicht genug einstehen können, ist es wichtig, auch im Umfeld zu erkennen, was gut tut und wo ein Beitrag zu einem freudigen Moment geleistet werden kann.


    Deshalb fragen wir dieses Jahr in unserem Wettbewerb zum 2. April: «Was macht Menschen mit Autismus glücklich?» Wir laden Menschen mit Autismus, ihre Angehörigen, Fachleute – ja einfach alle, die zu diesem Thema etwas schreiben möchten – ein, glückliche Momente und wie sie entstehen zu beschreiben.


    Wir freuen uns auf ganz viele Beiträge aus unterschiedlichen Perspektiven. Und natürlich verlosen wir wieder einen Büchergutschein: Dieses Mal dürft Ihr beim autismusverlag.ch in St. Gallen bestellen. Sämtliche Bücher und Produkte werden von Mitarbeitern mit Autismus produziert und vertrieben. An dieser Stelle übermitteln wir ein grosses Kompliment an alle Mitwirkenden dieser tollen Organisation mit Modellcharakter.

    Wer seinen Beitrag zwischen dem 1. und dem 6. April im Forum veröffentlicht oder per E-Mail an kontakt@autismusforumschweiz.ch sendet, nimmt an der Verlosung des Autismusverlag-Gutscheins im Wert von 100 Franken teil. Die Gewinnerin oder der Gewinner wird am 12. April bekannt gegeben. Wir freuen uns bereits sehr darauf, von Euch zu lesen und sind gespannt, wie viele glückliche Momente und Erlebnisse wir gemeinsam zusammentragen!


  • Per Email von A.C. eingereicht:


    Guten Tag


    Ich bin 45, Asperger-Diagnose seit 2 Jahren.


    Ich bin seit ca. 3 Jahren sehr glücklich, endlich der richtige Partner, eine passende Arbeitsstelle – was will man mehr? Mich macht es glücklich, wenn ich viel Zeit für mich habe, ausgiebig lesen und gamen kann und mich von Zeit zu Zeit mit Freunden austauschen kann. Ausserdem bin ich der Meinung, dass es jedem seine eigene Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass er so glücklich wie möglich ist.


    Am Wichtigsten jedoch finde ich Akzeptanz des Anders-Seins – nicht im Sinne von „Hey ich bin was besonderes und stehe auf einem Sockel“ sondern „Ich bin wie ich kann und würde in manchen Situationen auch lieber nicht auffallen“.


    Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Thema getroffen oder richtig interpretiert habe und versuche einfach mal mein Glück – ha, da ist es wieder.


    Freundliche Grüsse
    A.C.

  • Per Email von S.H. eingereicht:


    Ich arbeite seit nun fast elf Jahren auch für und mit diesen besonderen und tollen Menschen und ich denke, dass das was sie wirklich glücklich macht Verständnis, ganz individuelle Selbstverwirklichung und Akzeptanz ist.


    Verstanden und ggf. bei der Verwirklichung unterstützt werden, egal wie sonderbar die Bedürfnisse und Interessen erstmal aussehen mögen, nicht gezwungen werden sich an gesellschaftlich standardisierte soziale Regeln zu halten, sondern Raum für dieses besondere "Ich-Sein" zu bekommen, das Maß an gesellschaftlicher Teilhabe in Anspruch nehmen zu können, das persönlich erwünscht und nicht vorgegeben oder erwartet wird und eine offene und ehrliche Haltung der Mitmenschen, gegenüber dieser besonderen Wahrnehmungswelt mit allen möglichen Erscheinungsformen.


    Ich möchte nie wieder in einem anderen Berufsfeld arbeiten, denn durch diese Menschen und entsprechende Aus-und Weiterbildungen habe ich nicht nur sehr viel über Menschlichkeit, bewusstere Wahrnehmung , Unterstützungsmöglichkeiten, Verständnis und Akzeptanz gelernt sondern auch sehr, sehr viel über mich selber :)


    Wunderbar, dass es diese besondere und beeindruckenden Menschen gibt, denn sie eröffnen den gewöhnlichen Menschen, die dafür offen sind den Zutritt in eine ganz andere und faszinierende Welt von der man noch jede Menge lernen kann .

  • Mich macht das Gleiche glücklich wie nicht Autisten.
    Unser Sohn war krank und musste einige Zeit zu Hause bleiben. Als er wieder in den Kindergarten durfte, war er sehr nervös. Die anderen Kinder hätten ihn sicher vergessen und gar nicht an ihn gedacht. Vermutlich ahnte seine Kindergärtnerin so etwas. Sie übergab ihm ein Buch von allen Kinder, jedes Kind hat ihm ein Bild gemalt. Diese war freiwilig und bis auf ein Kind, malten ihm alle ein Bild. Er war richtig glücklich und das macht mich glücklich. Es macht mich glücklich zu sehen, dass mein Kind akzeptiert wird, so wie er ist. Nach einem schwierigen ersten Kindergartenjahr, hat er jetzt ein zweites sehr schönes. Seit seine Diagnose offiziell ist, wird er besser verstanden und integriert.
    Dies wiederum macht mich glücklich. Eine Asperger Mutter mit Asperger Kind.

  • Guten Abend an alle


    Ich habe meinen 12 jährigen Sohn gefragt, was ihn glücklich macht.
    Seine Antwort: Wenn er so akzeptiert wird, wie er ist. Wenn sich die anderen ein bisschen ihm anpassen. Damit will er sagen, wenn sich die Neurotypischen mit im abgeben, auf ihn zukommen und ihm in bestimmten Situationen unter die Arme greifen und ihm helfen.
    Für mich als Mutter sind die glücklichen Momente, wenn es meinem Sohn gut geht und er sich so geben kann, wie er ist. Ein feiner junger Mensch am Anfang seines Lebens.


    Mit freundlichen Grüssen
    Jris

  • Wenn meine Tochter den Druck der Schule hinter sich lassen kann und sich mit dem beschäftigen kann, was ihr Freude macht. Sich mit dem Vogel unterhalten, zeichnen, Tiere beobachten, gamen. Wenn sie glücklich ist teilt sie es mit und schwatzt pausenlos und erzählt. Ihre Augen strahlen vor Freude.

  • Per Email von C.K. eingereicht:


    Wir haben zwei betroffene Kinder im Alter von 10 und fast 13 Jahren. Die beiden benötigen zum Glücklich sein folgendes:


    R. bald 13 Jahre:
    Ich benötige zum Glücklichsein: Ein Platz in der vordersten Reihe in einem Stadttheater oder Musical entweder eine Oper, Operette oder Musical hören und den Sängern und Darsteller zusehen und hören können. Oder ein schönes Konzert hören, die Musik darf von klassisch bis modern sein. Wichtig ist dass ich ein übersichtlicher Platz habe. Die Ambience macht mich zufrieden und erfüllt mich. Oder ich liebe es zu Hause am Boden zu liegen, mich mit schöner Musik zu Entspannen.


    M. 10 Jahre:
    Ich benötige zum Glücklichsein viel Papier und Farben damit ich zeichnen kann, oder verschiedene Opern- und Musicalstücke dargestellt in Opern- oder Musicalhäusern mit meiner Familie. Am besten geht es mir, wenn ich zuvorderst sein kann. So habe ich am wenigsten fremde Leute um mich rum und ich kann das Dargestellte gut miterleben und beobachten.


    Wir wünschen Ihnen allen einen schönen Tag und eine glückliche Osterzeit.


    Herzliche Grüsse


    Familie K.

  • Ob Autist oder sogenannt Neurotypisch bei der Wahrnehmung von Glück sind wir uns glaube ich ziemlich ähnlich.
    Unser Jüngster ist glücklich darf er heute, nach seiner Operation, wieder nach Hause. Er sehnt sich wieder seinen Spezialinteressen nachzugehen. Die Beschäftigung mit ihnen macht ihn zufrieden, ausgeglichen und glücklich.
    Überaus glücklich fühlt er sich, wenn er seine Spezialinteressen mit jemanden teilen kann, also gemeinsames Gamen oder Spielen mit seinen Lieblingskarten findet er in Gemeinschaft noch schöner als alleine.
    Beide Söhne haben die Begabung, dass sie sich in Gedanken in eine Fantasiewelt zurückziehen können und sich viele Geschichten ausdenken. Bei diesen Träumereien fühlen sie sich sehr entspannt und zufrieden. Für sie sind diese Momente denke ich, ihre Definition von Glück. Der Ältere ist glücklich im Kreise seiner Parteifreunde, wenn sie politische Themen diskutieren können und er sich von ihnen mit seinem Autismus akzeptiert fühlt. Er von ihnen im Ausgang keine Ausgrenzung erfährt, sondern sich als Gleichberechtigt wahrgenommen fühlt. Beide Söhne sind glücklich, wenn sie sich mit einem Buch zurückziehen können.
    Wenn man als Autist über ein Spezialgebiet verfügt hat man gegenüber neurotypisch wahrnehmenden Menschen den Vorteil, dass jede Beschäftigung mit diesem Thema ein Hochgefühl auslöst und man sich damit sehr gut fühlt. Diese Spezialthemen sind ein reiches Geschenk. Sie machen zufrieden, sind motivierend und können sogar tröstend wirken, wenn man zuvor unter starkem Stress gestanden ist.
    Wir Eltern sind glücklich, wenn wir beobachten dürfen, dass es unseren Kindern gut geht. Wenn wir sehen, dass sie wieder eine Hürde hinter sich gelassen haben. Dass sie sich etwas erkämpft haben, wofür sie lange gearbeitet haben.
    Unsere Söhne sind schon älter, heute macht mich auch ein gemeinsamer, gemütlicher Abend oder Ausflug mit meinem Mann glücklich. Wenn ich Zeit finde ein gutes Buch zu lesen, ist dies für mich sehr entspannend und schön.
    Ich wünsche euch allen möglichst viele kleine und grosse "Glücksmomente".
    Liebe Grüsse, Monica und Familie

  • Per Email von T.N. eingereicht:


    Hallo ich bin Asperger Autistin und habe drei Kinder.


    Meine Eltern starben 1998 und 2004 davor starben alle Großeltern und danach zwei Onkel für den Rest meiner Familie bin ich Luft.


    Was mich glücklich macht? Meine Kinder!


    Zwei sind im Spektrum diagnostiziert die kleinste ist noch zu klein für eine Diagnose.


    Meine Kinder sind mein Glück mein Leben. Meine Familie meine Freunde.
    Meine Komiker die die so denken und fühlen wie ich.


    Ich habe meine Seelenverwandten geboren sie heissen S. mein Sohn neun J. meine Tochter sieben E. meine Tochter ein Jahr.


    Sie sind alle drei erstaunlich wundervoll ein Geschenk.


    Sie machen mich glücklich.


    Mit Ihnen jeden Tag und jede Nacht zuhause zu sein die im Wald das ist das Glück dieser Erde.


    Glück. Meine Kinder ❤️


    Liebe Grüsse,


    T. N.


    Grüsse Homoaspiens (Oder Homoautiens) oder die im Spektrum ohne Speck drum...

  • Per Email von Alessia Schinardi eingereicht:


    Was macht Menschen mit Autismus glücklich?


    Was macht Menschen mit Autismus glücklich?
    Ganz einfach: Das, was auch neurotypische Menschen glücklich macht.
    Nämlich: So wie es bei Neurotypischen unterschiedlich ist, was sie glücklich macht, so ist dies auch bei Menschen mit Autismus.


    Alle wollen sich auf den Weg des eigenen Glücks machen, ohne dass dieser von vornherein versperrt ist!


    Nun, die Welt ist (noch) für die Neurotypischen, für die Heterosexuellen, für die (scheinbar) Normalintelligenten und nicht für die Homosexuellen, für die Rollstuhlfahrer, für die Dementen oder geistig Behinderten geschaffen.


    In einer anspruchsvollen Gesellschaft, in der alle sehr sozial kompetent sein sollten, werden Minderheiten laufend diskriminiert und ausgeschlossen. So wie für Neuroatypische fast alle Wege für einen Job offen sind, sollte auch für Menschen mit Autismus kein Weg zum Glück versperrt sein.


    Das ideale Umfeld für Autismus-Betroffene: Ein überschaubares und tragendes Milieu der vielfältigen Einheit, der Inklusion. Eine Bühne, auf der die Einzigartigkeit und Originalität des Handicaps, der Unterschied respektiert, unterstützt und getragen wird. Das Resultat ist ein buntes Szenario, bei dem verschiedenes sich gleichzeitig be­gegnet und ergänzt. Daraus sollte eine flexible Gesellschaft entstehen, die der Vielfältigkeit der Realität die Stirn bieten kann.


    Inklusion ist die Musik der nächsten Jahre. Bisher galt das Konzept der Integration bzw. der Normalisierung, bei der einzig «die besten Behinderten» in der Welt der "normalen Menschen" integriert wurden.


    Die heutige Gesellschaft ist aber bereit für die kopernikanische Revolution, nämlich vom bisherigen Konzept der Integration hin zum Konzept der Inklusion.


    Die Metapher der Torta Pasqualina stellt das Konzept der Inklusion dar. La Torta Pasqualina ist eine typische Wähe Liguriens, die aus verschiedenen Zutaten wie Mehl, Olivenöl, Gewürze, Spinat, Parmesan und Quark, besteht. Vor dem Backen werden mehrere rohe Eier «inkludiert». Nach dem Backen sind die Eier hart gekocht und fallen mit ihrer weiss- gelben Farbe in der Wähen-Mischung rauf. Die Eier werden von einer gemischten Umgebung getragen. Sie fluktuieren im Endeffekt in der Mitte der Torte. Es versteht sich von selbst, dass alle Speisenden sich ein Stück mit Ei wünschen.


    Unsere Gesellschaft ist zum Inklusionskonzept bereit. Die Mehrheit muss die Minderheiten jeweils inkludieren, sie tragen ohne sie „normalisieren“ zu wollen. Ein Mensch mit einer Autismusspektrumstörung in die neurotypischen Strukturen zwingen zu wollen, ist genauso sinnvoll, wie von einem Rollstuhlfahrer zu verlangen, dass er läuft.


    Dr. med. Alessia Schinardi, aaa autismus approach

  • Früchte und Gemüse zu essen...das macht mein Sohn glücklich. Jeden Tag...mit einem Genuss...das könnt Ihr Euch nicht vorstellen...das ist eine Freude...da geht mein Herz auf.

    Posted by Cinzia Paradiso-Barone on Donnerstag, 2. April 2015
  • Glück pur für mein Mädchen...ein paar Buntstifte und Papier...sie bringt ihre Kreativität und Fantasie zu Blatt und erzä...

    Posted by Fränzi Hertig-Hofstetter on Donnerstag, 2. April 2015
  • Per Email von C.L. eingereicht:


    Ich habe meinen Sohn (7 Jahre) gefragt, was ihn glücklich macht. Er sagte: "Ich bin glücklich, wenn du mir Vulkane und Geysire erklärst und wie eine Sonnenfinsternis entsteht. Wenn wir das Spielen können, wie ein Vulkan ausbricht und ein Wirbelsturm durch das Land fegt."
    Also macht es ihn glücklich, wenn wir versuchen, die Faszination für seine Interessen zu teilen. Und wenn er glücklich ist, bin ich es erst recht :)

  • Per Email von M.J. eingereicht:


    D. überwindet die Angst im Gedränge:


    Mit 7 Jahren wurde nach langem Kampf die Diagnose atypischer frühkindlicher Autismus diagnostiziert. Eine Erleichterung, aber nicht weniger anstrengend. Nach reichlicher Überlegung entschlossen wir uns einer der ersten Autismusbegleithunde für unsere D. anzuschaffen. Im Januar 2013 war es so weit , unser Uno kehrt bei uns ein. Die erste Zeit war anstrengend, denn es muss viel gelernt werden, dass das Dreiergespann funktioniert. Nach nur einem halben Jahr fuhr unser geplanter Zug nicht. Ich wechselte bis zur Schule drei mal den beabsichtigten Weg. Am Schluss mussten wir in einen "vollgestopften" Zug und am Morgen um 7.00 Uhr durch den Basler Bahnhof (bis zu diesem Augenblick ein Horror!!!) Bei jeder Änderung sagte ich D. immer wieder : "Uno kann das." Dieser Tag vergesse ich nie mehr. Das war und ist für D. bis heute unser Glückstag. Sie stieg mir in den vollen Zug und marschierte ohne Schreianfälle durch den Basler Bahnhof. Ich konnte es fast nicht fassen, dass wir ohne Probleme, bösen Blick und bösen Worte bei der Tramstadion angekommmen waren. Als ich immer noch staunte, ertönte D.'s Stimme neben mir: "Mama wir sind beim Tram!" Ich realisierte das erste mal was D. für Angstzustände bei grossen Menschenmengen hatte. Ich war immer so mit mir beschäftigt von A nach B zu kommen um nicht aufzufallen und realisierte D.'s Angst nicht. Seit dem Ereignis geht D. problemlos in grössere Menschenmengen. Aber natürlich immer mit ihrem treuen Freund Uno. Das Glück ist für uns alle unser Uno!!


    Grüsse M. und D.J.