Schwierige Verhaltensweisen

  • Eltern haben zahlreiche Herausforderungen genannt, welche im Zusammenhang mit Verhalten stehen, welches ihr Kind in bestimmten Situationen zeigt. Die Eltern berichteten von vielen Wutanfällen, Verzweiflungsanfällen sowie Panik- und Angstanfällen ihrer Kinder, welche den Alltag enorm belasten. Eltern haben vor allem Verhalten genannt wie: Das Kind schreit, wirft sich auf den Boden, verharrt in Stereotypien, zeigt Autoaggressionen (sich schlagen, Kopf auf den Boden oder gegen die Wand schlagen), das Kind zeigt Aggressionen gegenüber anderen Menschen oder es flucht und benutzt Schimpfwörter.
    Berichtet wurde vor allem von drei Situationen, in welchen solche Verhaltensweisen auftreten:


    1. Situationen in denen eine Veränderung, ein Wechsel oder eine Unterbrechung eintritt:
    Kinder haben oftmals mit Veränderungen und neuen Situationen grosse Mühe. Ein Mutter dazu:


    "Ich bin jetzt immer mit ihm mit dem Auto zum Coiffeur und jetzt hat es so schlimme Baustellen […]und dann habe ich beschlossen, wir gehen mit dem Zug, das ist schwierig für ihn. Und wenn die Coiffeuse jetzt mal findet, man könnte noch die Haare waschen obwohl man vorher nur nass gespritzt hat, dann ist es nochmals schwierig."


    Veränderungen im gewohnten Tagesablauf, die einen Übergang bedingen, können zu Konfliktsituationen führen. Wie zum Beispiel der alltägliche Gang von zu Hause in den Kindergarten oder in die Schule:


    „[…] er möchte weiterspielen und das wird dann ein bisschen schwierig, da haben wir immer..., das ist ein bisschen eine heikle Phase, bis er dann draussen ist.“


    2. Situationen in denen sich das Kind nach Regeln und Normen verhalten soll:
    Genauso schwierig scheint für die Kinder das Befolgen von gewissen Regeln und Normen, welche für sie oft auch nicht verständlich oder logisch sind. So schilderten Eltern Situationen wie, dass ihr Kind anderen zur Begrüssung an den Haaren zieht anstatt die Hand zu geben, sich nicht an soziale Regeln hält oder grosse Schwierigkeiten hat, irgendwo zu warten.


    Eine Mutter über eine soziale Situation:


    „Er hat dann alle Kinder angespritzt, auch diejenigen, die es nicht so gerne gehabt haben und er hört dann nicht mehr auf, also auch wenn die Kinder Stopp rufen oder anfangen zu weinen. Er kann dann, er ist dann wirklich eingespannt, er hört dann nicht mehr auf.“


    Eine Mutter zum Thema „Warten“:


    „Er musste in einer Reihe warten, Ticket kaufen egal, vor dem Zoo, oder auch bei der roten Ampel. War eine rote Ampel und wenn wir ein bisschen warten mussten, hat er begonnen zu schreien, bis die rote Ampel wieder weg war. Jedes Mal wenn wir mit dem Auto irgendwohin gefahren sind, bei jeder roten Ampel. Und eben auch in der Reihe Ticket kaufen, also da auch.“


    3. Situationen in welchen das Kind mit spezifischen Ängsten oder lauten Geräuschen konfrontiert wird: Spezifische Ängste sind oftmals der Grund warum Kinder in Panik geraten, schreien oder davon laufen. Die Eltern berichteten von Angst vor uniformierten Menschen, Frauen in Trachten, Frauen mit Kopftüchern, vor Puppen mit menschenähnlichen Gesichtszügen, vor Dunkelheit, Zwergen, Wasser, dem WC, lauten Geräuschen oder vor Hunden.


    Ruhe und Geduld bewahren...
    Der Umgang mit den Verhaltensweisen und Reaktionen auf gewissen Situation, welche die Kinder zeigen, wurde von allen Eltern als sehr belastend beschrieben und erfordern viel Ruhe und Geduld. Dies gelingt nicht immer gleich gut. Eine Mutter erzählte von besonders belastenden Situationen durch schwierige Verhaltensweisen ihrer Tochter:


    Und dann muss man die Ruhe bewahren, dass man weiter vorwärts kommt. Man muss die Ruhe gegenüber dem Kind bewahren, dass man nicht ungeduldig oder wütend ...oder explodiert oder sonst etwas wird. […] Man bleibt nicht immer ruhig, man hat manchmal Angst, dass man das Kind totschlägt.Ja. Also ich kann nicht abstreiten, dass ich nicht schon im Affekt ihr fast eine runtergehauen habe, weil _ich_ nicht mehr konnte. Genauso wenig mein Mann. Obwohl wir beide...das sind nicht wir, aber sie kommen so an Grenzen und es ist wirklich kein dummes Geschwätz, je nach dem was passiert merkt man in sich Panik, dass man die Kontrolle verlieren könnte. Und das ist... also grauenhaft.Und das passiert. Regelmässig und immer wieder. Nicht dass ich die Kontrolle verliere, aber dass ich innerlich merke, was mach ich jetzt.“


    Schwieriges Verhalten in der Öffentlichkeit
    Als typisch belastende Situation wurde von den Eltern auch der Wutanfall in der Öffentlichkeit genannt. Stellvertretend dafür eine Mutter:


    Und eben diese Situationen, wo er dann diese Wutanfälle bekommt... alle schauen, alle. Ohne Ausnahme [...] Diese Mutter, die ist doch furchtbar, die furchtbarste Mutter dieser Welt, wie kann man so ein Kind erziehen, dass sich dann so auf den Boden schmeisst und dann schreit wie verrückt und sich schlägt, also was für eine Mutter ist das. Also solche Kommentare kommen einfach[…] tut das weh, weil man weiss, dass diese Leute sich über die Fähigkeiten der Mutter Gedanken machen und auch über das Kind. Sie denken es ist ein schlimmes, freches Kind obwohl das nicht stimmt und das tut auch weh. Und dann eben diese unglaublichen Gesichtsausdrücke und die unglaublichen Variationen, wie die schauen können und sich nicht zurückhalten können, oder möchten. Sondern die möchten wirklich, dass man das mitbekommt, dass man das schlecht macht.“


    Umgang mit schwierigem Verhalten
    „Und die Kunst ist es herauszufinden, was eine solche Reaktion auslösen könnte und sie dann zu verhindern. Oder wie kann man die Tochter darauf vorbereiten, dass es nicht passiert. Also wie kann ich die Rahmenbedingungen schaffen, dass es nicht passiert.“


    Gut strukturierte Tagesabläufe, Rituale und akribische Vorbereitungen auf bestimmte Situationen werden von den Eltern als wirksame Rezepte gegen schwierige Verhaltensweisen beschrieben.



    Teilen sie ähnliche Erfahrungen und welche Rezepte haben sie?

  • Für uns sind solch schwierige Verhaltensweisen in der Öffentlichkeit auch eine der grössten Herausforderungen überhaupt. Wir kennen allerdings auch Eltern, die genügend Selbstbewusstsein haben, um sagen zu können: "Das lässt uns doch kalt, wie andere Leute auf das Verhalten unseres autistischen Kindes reagieren." Wir gehören leider nicht dazu.
    Aufgrund des Wunsches anderer Behinderten-Gruppen habe ich den Versuch unternommen, eine Armbinde mit der Aufschrift "Handicap" zu schaffen, ähnlich wie die der Blinden. Ein Hersteller wäre da, die Kosten kämen auf weniger als zehn Franken pro Armbinde. Aber ich habe keine Organisation gefunden, die mir geholfen hätte, dieses "Kennzeichen für Menschen mit nicht-sichtbaren Behinderungen" bekannt zu machen und zu verbreiten.
    Als Gegenargument wurde der "Judenstern" erwähnt. Aber diese Armbinde würde selbstverständlich nur freiwillig und nur dann getragen, wenn ein Kind - oder oder dessen Eltern, oder evtl. auch ein erwachsener Behinderter - den Schutz des Kennzeichens braucht, z.B. auf Reisen oder an Tagen, an denen es dem Betroffenen nicht gut geht.
    Wer mag Energie investieren, um diese Armbinde zu lancieren?

  • hallo zusammen



    Wir sind vor kurzem von einem Zoobesuch nach hause gekommen. Mami und Sohn mit Bus, Zug und Tram in den Basler Zoo....Nun bin ich müde und ausgelaugt, habe den PC gestartet und habe den Eintrag von Taryn gelesen.



    Eigentlich wäre ein Ausflug ja ganz nett, wären da nicht die ständigen, mühseligen Ermahnungen an meinen Sohn. Kurz ein paar Situationen:


    Im Bus sitzt ein Mädchen vor uns mit ganz vielen Pearcings im Ohr, im Zug sitzt uns gegenüber eine dunkelhäutige Frau, auf dem Perron läuft an uns eine etwas fülligere Frau vorbei....das heisst für meinen Sohn in deutlicher und lauter Sprache: oh, die hat ja viele Percings, grusig!, ich will nicht neben dem Neger sitzen (wohlgemerkt haben wir schon oft erklärt, dass man die Menschen "dunkelhäutig" nennt), das ist aber eine fette Frau....etc. Etliche solcher Situationen hat es heute gegeben. Kindergeschrei im Zoo, das war fast nicht zu ertragen für Junior.



    Ich wiederhole täglich das selbe, erkläre, ermahne, wechsle die Strassenseite. Es wird nicht besser. Ich finde keine Strategie oder eine Möglichkeit, dies einzudämmen. Wie Taryn schreibt aus einem Zitat einer Mutter "die furchtbarste Mutter der Welt mit ihrem schlecht oder gar nicht erzogenen Kind"!



    Ich habe zwar gelernt, die Blicke und Kommentare nicht an mich rankommen zu lassen, und doch hat man irgendwie das Bedürfnis, zu erklären, wieso und warum sich das Kind so verhält. Aber dafür fehlt meinerseits die Kraft und andererseits das Verständnis des Gegenübers.



    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder hat vielleicht Tipps, die genützt haben? In einigen Tagen steht nämlich die Schulreise an; die nächste grosse Herausforderung.



    Lieben Dank und Grüsse


    kilian02

  • Hallo kilian02


    'Aehnlich' ist gelinde gesagt untertrieben...wie findest du das:


    An einem Samstag machen wir uns daran, unsere Wochenendeinkäufe zu erledigen. Unser Sohn, damals wohl etwa 6 Jahre jung, stellte sich freundlicherweise zur Verfügung und schob den Einkaufswagen. Da steht plötzlich eine ältere Frau an einer ziemlich engen Stelle im Weg. Wir alle kennen diese Situation. Meist wartet man eben, bis der Weg frei ist. Das höchste der Gefühle ist ein schüchternes 'Entschuldigung bitte'. Nicht so, wenn ein wortgewaltiges Kind mit Autismus den Wagen schiebt, das gerade in einer intensiven Chasperli-Kassetten-Phase steckt. Da tönt es dann eben so: 'Hau ab uf d'Site, du alti Häx' :whistling: ...Ehrlich gesagt, die Frau war wirklich (ziemlich) alt und ihr Aussehen, na ja......


    Die mit grosser Bestimmheit vorgetragene Forderung, den Weg freizugeben, wurde dann natürlich prompt mit einer ebenso klaren Abdisqualifizierung des Erziehungsgrades unseres Sohnes inklusive entsprechender Bemerkung hinsichtlich Erziehungs-Kompetenzen der Eltern erwidert. Bei mir als Vater setzte da mit einem Schlag gleichzeitig alles bis auf das Reptiliengehirn aus. Zum Glück spielte die Episode nicht im Mittelalter, der Griff zum Zweihänder wäre unvermeidbar gewesen mit entsprechenden Folgen, die hier nicht weiter ausgeführt werden dürfen......


    Gut war, dass meine Frau dabei war, die hat dann in aller Ruhe erklären können, was Sache ist. Wir Männer haben uns, beide mit hochrotem Kopf und einer immer noch lautstark fluchend, richtig Kasse aus dem Staub gemacht.


    Es dauerte wirklich sehr lange, bis ich wieder an einem Samstagseinkauf teilnahm.......


    Heute können wir darüber herzhaft lachen - nicht nur über unseren Sohn!


    Herzliche Grüsse,


    Thomas Ulrich

  • Hallo zusammen



    Und ob wir das auch kennen ;)


    Nach dem Lesen der Beiträge weiter oben, bin ich fast froh, dass unser Philipp die Sprache noch nicht beherrscht. Das Einzige was er manchmal in überforderten Situationen von sich gibt ist :HILFE, HILFE; HILFE!



    Sonst aber verhält er sich wirklich alles andere als "erzogen" Mit Vorliebe schubst er kleinere Kinder zur Begrüssung, so dass diese nach hinten umfallen und dann natürlich schrecklich weinen. Natürlich wissen wir mittlerweilen um diese Vorlieben und versuchen so weit als möglich, uns dazwischen zu stellen; was leider nicht immer gelingt.



    Ganz schlimm ist für ihn "warten" egal, in welcher Situation, warten, wenn auch nur ein paar Sekunden, überfordert ihn meist sehr.


    Zum Einkaufen nehme ich ihn nur in äussersten Notfällen (Windel...) mit und düse im Eiltempo durch den Laden. Da er nichts anfassen und werfen darf, ist er zusätzlich zu Stress des Lärms. Lichts und er Menschen auch noch eingeegnt, weil ich seine Hände halten muss. Wozu aber gibt es auch noch Füsse?



    Im Winter fahren wir alle sehr gerne Ski und da lässt sich Schlange stehen nicht wirklich verhindern. Dank vielen interessanten Spielzeugen im Rucksack, bekommt er sofort schon etwas in die Hand. Sehr bewährt hat sich der Ipot, wo kleine Filmchen abgespielt werden können. Er bedient das Ding recht zuverlässig und schaut sich so während des Anstehens "Bob der Bouma" " Kleiner roter Traktor" etc an. Mit der Zeit schaffte er es letzten Winter dann sogar, nur mit einem Lolli in der Hand ein paar Minuten anzustehen.


    Wenn es aber sehr viele Leute hat, dürfen wir freundlicherweise den Warenlift benützen und müssen dann nur noch 2-3 Minuten anstehen :) Für Philipp ist es eine prima Lösung, uns anderen ist es jedesmal äusserst peinlich, von den ganzen Mensche beobachtet zu werden, wie wir da aus dem Lift kommen und nicht anstehen müssen. Manchmal bin ich dann ganz froh, wenn er schnell einen Wutanfall hinlegt, damit erkannt wird, dass da doch etwa nicht ganz normal ist.



    Über ein Kennzeichen, gerade eben in solchen Situationen, haben wir auch schon des öftern nachgedacht. Die "Sehbehinderten" tragen jeweils eine Weste. ähnlich der Pannenweste im Auto. Auch die Betreuer tragen diese Weste auf der Skipiste.



    Liebe Grüsse


    Christine

    Berner Familie mit 5 Kindern, 92/95/96/98/01 Nr. 3 Asperger Junge, Nr. 5 frühkindlicher Autist

  • hallo miteinander


    ja wir kenne das sehr gut...musste ja schmunzeln wegen der "alten Hexe" die im weg stand...aber wenn ich in dieser situation bin kann ich meistens auch nicht schmunzeln...


    wir fahren seit einem jahr mit dem postauto in die schule....langsam, langsam geht es immer wie besser...unser sohn hat es nun schon geschafft neben jemanden wildfremden zu sitzen, weil "sein "sitz besetzt war....oder dass er fragte "ist da noch frei? (ich war ganz stolz weil er so höflich fragte...)dann kam aber der 2. satz:" geh du doch an einen andern ort sitzen, hier ist nämlich mein platz"....aber die ersten monate waren sehr anstrengend...wenn" sein sitz besetzt " war (das ist natürlich der vorderste, am fenster) dann stand er vor den andern passagier hin und brüllte fürchterlich.....weil er mir mal dann mitteilte, wenn doch dann die person angst kriegt, geht sie weg von meinem platz...ganz logisch oder? wir haben dann zu hause "geübt" wie man zum beispiel fragen könnte, oder ob das für ihn angenehm ist , wenn er angebrüllt würde, ob er dann seinen platz tauschen möchte? nein möchte er nicht....


    aber es gab auch schon situationen , wo ich am liebsten ausgestiegen wäre, oder ein schild hochgestrekt hätte...unserem sohn wird es oft auch schlecht auf der fahrt....so hatten wir dann herausgefunden , wenn er mit dem mp3 player sein lieblingslied hört, wird es ihm weniger schlecht....aber dann gab es ein missverständnis zwischen mir und ihm , ich wollte , dass er nicht die ganze fahrt musik hört, nur auf der heimfahrt das letzte stück wo es ihm schlecht wird und er meinte die ganze zeit schon auf dem hinweg...also war er verzweifelt un d schrie und schrie....etwa so wie wenn ein messer in seiner brust stecken würde. der chauffeur fuhr fast in den wald hinaus...ich hab meinen sohn in den arm genommen und ganz ruhig mit ihm geredet, ganz nah bei ihm...beim aussteigen kam eine frau auf mich zu....sie alle im postauto hätten ganz genau geschaut ob ich mein kind schlagen würde, weil es so laut schrie, das sei sehr schlimm.......das dürfe man nicht, warum mein kind so schreie....mein sohn wurde nur noch aufgeregter..es war ja auch sein erster schultag, mir rann der schweiss nur so runter...die frau redete immer wie empörter auf uns ein, was eltern da so mit ihren kindern alles anstellen würden...ich versuchte so gelassen wie möglich zu sein....und sagte der frau ganz entschieden , ich schlage mein kind nicht und ich brauche ihre ratschläge nicht...es sei alles in ordnung,und entfernte mich dann so rasch als möglich mit meinem sohn....


    naja, das war der anfang des morgens....und ich hatte schon zitternde knie und war ziemlich ko.


    für mich ist auch so, je ruhiger ich bleiben kann, umso ruhiger wird mein sohn und es geht vorbei....ich habe auch ein bisschen gelernt, die andern rund um uns auszublenden und so viel ruhe und sicherheit wie möglich meinem sohn zu geben....zum beispiel hat er lange panische angst vor feuer gehabt...und einmal in marokko auf dem markt zeigte uns der händler, das seine ware wirklich echt gute qualität ist und zündete mit dem feuerzeug das silberdöschen, das wir kaufen wollten , vor unseren augen an. und unser sohn, er verstand ja die verhandlungen auf französiche nicht, flippte absolut aus, weil er soo angst vor dem feuer hatte, warf den ganzen tisch mit den dargebotenen sachen um und schrie und schrie...ich setzte mich einfach mitten auf den boden umarmte meine sohn, erklärte ihm was da geschah und kümmerte mich nicht ums rundherum...auch wenn es sehr ungewöhnlich war und viele gaffer anzog...der händler hatte dann sehr viel verständnis und schenkte unserem sohn die silberdose....


    oder mitten an einem fest.(in der schweiz..)als er nicht verstand warum die andern kinder ihn nicht mitspielen liessen und er ausflippte und schrie und schrie und sich selber schlug ...setzte ich mich mitten auf den platz auf den boden nahm in in den arm...wiegte ihn, beruhigte ihn..ohne auf die andern vielen gaffer zu achten, einfach so wie er es jetzt gerade brauchte..immer wieder darauf achten was braucht er nun...und nicht zu sehr auf die andern schauen. aber das kann ich auch nur, wenn es mir gut geht und ich in meiner ruhe bin...dann wäge ich auch immer wieder gut ab , ob ich es aushalte eine ausflug zu machen oder nicht...


    so eigentlich wollte ich nur kurz schreiben , nun sind es ganz viele zeilen geworden...


    beatrice kaltenrieder

  • Ich denke, am besten ist es sicher, wenn die Leute merken, dass es sich um ein "spezielles" Kind handelt, dann können sie vielleicht auch eher Verständnis aufbringen für sein seltsames Verhalten. In schwierigen Situationen würde ich den Leuten am liebsten ins Gesicht sagen, dass mein Sohn Autist ist und sein Verhalten nichts mit schlechter Erziehung zu tun hat. Die Frage ist, ob die betroffenen Kinder das selber wollen. Ich denke z.B. eine Armbinde wäre eine zweischneidige Sache, da die Betroffenen sich vielleicht abgestempelt vorkommen würden. Ausserdem gibt es praktische Probleme: Was ist,wenn das Kind die Jacke auszieht (macht unser Sohn ständig, auch im tiefsten Winter), wenn es ein ärmelloses T-shirt trägt etc? Ich kenne eine Mutter, die in peinlichen Situationen Kärtli verteilt, die es bei Autismus Schweiz zu beziehen gibt, auf denen steht: "Ich heisse.....Ich bin autistisch behindert. Oft habe ich Probleme, mich in meiner Umgebung zurecht zu finden oder mich klar zu verständigen. Viele Dank für Ihr Verständnis!" Auf der Rückseite ist noch kurz erklärt, was Autismus ist. Mir gefällt die Formulierung "autistisch behindert " nicht, darum verwende ich die Kärtli nicht. Aber man könnte auch selber welche machen lassen mit einem eigenen Text (bei http://www.vistaprint.ch kann man sehr günstig Kärtli drucken lassen.)
    Es ist gut, wenn die Leute von selber sehen, dass dies offenbar ein "besonderes" Kind ist. Unser Sohn trägt bei jedem Wetter eine Sonnenbrille. Dies zusammen mit seinen manchmal ungelenken Bewegungen lassen viele Leute wohl erkennen, dass er "anders" ist. Vielleicht hören wir darum wenige Kommentare. Oder wenn man, wie Beatrice Kaltenrieder es tut, mit dem Sohn auf dem Boden sitzt, werden die Leute wohl hoffentlich auch merken, dass dies ein Kind mit "besonderen Bedürfnissen" ist. (Man wird ja leider meistens nicht direkt angesprochen, sonst könnte man es den Leuten erklären. Aber als halbwegs öffentlich bekannte Person in
    einem Dorf möchte ich mir gar nicht ausmalen, was hinter meinem Rücken schon getuschelt wurde).


    Noch eine andere Überlegung:


    Und dann muss man die Ruhe bewahren, dass man weiter vorwärts kommt. Man muss die Ruhe gegenüber dem Kind bewahren, dass man nicht ungeduldig oder wütend ...oder explodiert oder sonst etwas wird. [?] Man bleibt nicht immer ruhig, man hat manchmal Angst, dass man das Kind totschlägt.

    Auch ich kenne solche Gefühle zur Genüge. Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass es nicht nur in der jeweiligen Situation darauf ankommt, richtig zu reagieren, sondern überhaupt auf den gesamten Lebensstil. Wenn ich meinen ganzen Alltag nur vom Kind bestimmen lasse, ist es klar, dass ich mal die Geduld verliere. Es ist daher sehr wichtig, auf sich selber und seine eigenen Bedürfnisse zu achten: Was brauche ich, um zufrieden und gelassen werden zu können? Sich für sich selber Zeit nehmen, sich mal etwas gönnen, Ruhe, Entspannung, Wellness, Meditation, Yoga sind sicher hilfreich, ebenso Sport treiben, sich "austoben", malen oder musizieren je nach Neigung.
    Ich habe ausserdem die Erfahrung gemacht, dass jeden morgen eine Vitamintablette (z.B. Berocca oder Supradyn) mir tatsächlich helfen, etwas stärkere Nerven zu haben, ich merke es vor allem ,wenn ich mal keine genommen habe. Dann gibt es auch eine Bachblüte mit dem Namen "Impatiens", die mir wirklich geholfen hat, gelassener zu sein. Nur leider lassen Bachblüten bei mir mit der Zeit in der Wirkung nach und ich muss wieder eine Pause damit machen.
    Das Wichtigste ist aber wohl, das Kind so anzunehmen wie es ist und sich immer wieder klar machen, dass es nicht aus Sturheit etc. so reagiert, sondern einfach nicht anders kann. Es braucht unsere Hilfe und unseren Beistand, und das können wir am besten leitsten, wenn wir innerlich ruhig bleiben können.
    Ich weiss, das klingt alles sehr einfach und nach Binsenweisheiten, aber es ist manchmal wichtig, sich das immer wieder bewusst zu machen und nach den je eigenen Lösungen zu suchen und immer damit auf dem Weg zu bleiben.


    P.S.: Ich bin weder von Vistaprint noch von der Pharmaindustrie gesponsort. Ich denke einfach, je konkreter ein Tipp ist, desto besser.

  • Auf die Eingangsfrage:


    Die Probleme wurde eingangs gut beschrieben. Mit der Lösung,


    "Gut strukturierte Tagesabläufe, Rituale und akribische Vorbereitungen auf bestimmte Situationen werden von den Eltern als wirksame Rezepte gegen schwierige Verhaltensweisen beschrieben."


    aber nicht ganz. Klar hilft es kurzfristig, aber das Kind sollte lernen flexibel zu werden. Unser Kind schrie schon wenn am Esszimmertisch sein Stuhl unmerklich verschoben wurde. Heute ist sie schon so flexibel, dass sie Spielzeug und sogar von sich aus neue unbekannte Spazierwege wählt.



    Nebstgewissen sogenannten biomedizinischen massnahmen und Neurofeedback hat dabei die ABA Therapie geholfen. Dh gutes Verhalten belohnen und zwar schnell und schlechtes Verhalten "löschen" dh ihn absondern an einen langweiligen Oert. Letzteres ist unterwegs leider oft nicht möglich.



    Nischi hat etwas wichtiges erwähnt: Stress und der erhöhte Energieaufwand beim Umgang mit unseren Kindern ahben einen erhöhten Verbrauch von Vitalstoffen zur Folge. Ein Ersatz und/oder mal eine ärtliche Messung des Standes ist empfehlenswert. Problematisch sind vor allem Magnesium, Eisen, die B-Vitamine vor allem B6 und Zink. Auch Aminosäuren kann es sein und eine Ergänzung mit Omega 3 ist fast immer gut. Ebenso eine allgemeine Vitalstoffmischung. Ob die eher teuren Pharmapräparate oder etwas aus dem internet ist nicht so wesentlich



    LG


    Vater

  • Hallo Geislein


    Es scheint mir, dass Du einige schlechte erfahrungen vileiecht sogar mit ABA gemacht hast. Dabei ist es aber wuichtoig festzuhalten, dass nicht alles ABA ist wo ABA darauf steht und das ABA vor 20 Jahren nicht mehr das ABA von heute ist, so wie der Umgang mit "normalen" Schülern in "normalen" Schulklassen vor 20 Jahren nicht mehr derselbe ist wie heute.
    Deshalb gehe ich auf Deine folgende extstelle noch ein:




    Mir selbst wurden in der Kindheit die Hände festgehalten, damit ich mit ihnen nichts "autistisches" tat.
    Das ist NICHT ABA. ABA mässig korrekt wäre es im Maximum vielleicht gewesen, eine Verstärkung zu geben, wenn man dies nicht tat, keinesfalls die Hände festzuhalten

    Ich lernte es zu vermeiden, meine Hände zu bewegen. Aus Angst, angefasst zu werden.
    Das ist nicht ABA. ABA wäre es vielicht noch gewesen,. wenn Du freiwillig auf dies verzichtet hättest, weil Du dafür etwas bekommen hättest, das Dir noch wichtiger gewesen wäre. ABA beruht primär auf Verstärkung / Belohnungen, sekundär auf Löschen, aber nicht auf übliches Strafen.


    Hofe damit (heutioges) ABA etwas richtigstellen zu können. Ganz kurz gesagt, jeder mensch wird belohnt wenn er etwas gutes tut, oft ist das tun die elohnung schon selbst (bei Autisten aber oft eben nicht). Jeder mensch muss Konsequenzen tragen, wenn er etwas tut, was er nicht darf.


    Das wird angepasst an das Können bei Autisten mitt ABA angewendet, primär durch Belohung trainiert. So kann er lesen lernen, rechnen lernen und vieles mehr, was er vieleicht sonst kaum lernen würde.



    LG


    Vater

  • Zur Aufklärung auch noch einige Zusammenhänge bezüglich Helen Keller und ABA:


    Helen Keller wurde 1880 geboren


    B.F. Skinner entwickelte durch eigene Experimente im Studium ab 1928 das operante Konditionieren an Tieren (im Prinzip nichts anderes als ABA), nachdem er als Professor tätig war, nahm er seine Verhaltensforschungen erst 1944 wieder auf.


    Ab 1950 widmete er sich der Übertragung seiner verhaltensanalytischen Tiermodelle auf Menschen und 1957 beendete er seine Arbeit an Verbal Behavior. Chomskys Kritik an Skinners Werk wird als Widerlegung betrachtet.


    Ab den 1960er Jahren entwickelte Lovaas ein Konzept für autistische Kinder, das unter anderem Stromstöße beinhaltete und versuchte seine Anwendungen wissenschaftlich bis in die späten 80er Jahre zu belegen.


    In den 80er Jahren widerum erfolgte eine Modifizierung, indem vor allem die Stromstöße entfielen, im Wesentlichen jedoch Skinners Beschreibungen übernommen wurden.


    Helen Keller starb bereits im Jahr 1968. In welcher Form sie von ABA profitiert haben soll, ist mir ein Rätsel.


    Jedoch wurde ihr - als taub-blinder Mensch - ihre Umwelt erklärt, sodass sie in Kommunikation treten konnte.

  • Hallo Geisslein


    Ich verfolge die Beiträge auf dieser Seite seit Beginn mit grossem Interesse. Deine Beiträge als Selbstbetroffene und als Kämpferin für die Rechte des vom Autismus betroffenen Kindes stimmen mich ziemlich nachdenklich! Ich weiss nicht welche Ansätze die besten sind, um ein Kind, insbesondere ein Kind mit Autismus, zu fördern. Ich empfinde beim Lesen deiner Zeilen eine grosse Betroffenheit, ja, du machst mich auch etwas unsicher, ob wir mit unseren Kindern wirklich auf dem richtigen Weg sind!


    Nie, wollte ich in irgendeinerweise, während ich meine Erziehungsaufgabe meinen Kindern gegenüber als Mutter wahrnahm, diese verletzen, noch willenlose Roboter aus ihnen machen. Das einzige, dass ich erreichen wollte war, dass sie mich wahrnehmen, dass sie mich hören können. Dass ich mit ihnen in einen Dialog treten kann. Vorallem beim Jüngeren war dies ein jahrelanger Kampf. Mit 5 Jahren lernte er sprechen, seine Gefühle mitzuteilen fällt ihm noch heute mit 12 Jahren schwer.

    Ich vertrete jedoch die Überzeugung, dass sich unsere zwei Jungen als Erwachsene gleichberechtigt in der Welt der Neurotypischen bewegen sollen. Beide wollen einen Beruf lernen. Um dieses Ziel zu erreichen, sah und sehe ich mich immer wieder gezwungen, erzieherisch auf sie einzuwirken. Verhaltensweisen, die in der neurotypischen Welt nicht tolerierbar sind, sind abzubauen! Ich versuche ihnen dies zu erklären, ich versuche es ihnen aufzuzeigen, wenn sie in einer Situation aneggen, ich erkläre (oder ich versuche es) ihnen, wie sich jetzt ein Kind ohne Autismus verhalten hätte.


    Der jüngere Sohn zeigte sich sehr ressistent gegen Strafen, aber auch gegenüber einem Lob. Ein Lob hatte für ihn praktisch keine Bedeutung. Solange er feststellte, dass er noch nicht besser oder gleich gut im Zeichnen, Lesen, Schreiben etc. war, als sein Bruder oder seine Eltern, ermunterte ein Lob ihn nicht, mit dieser Tätigkeit nun weiterzufahren. Im Gegenteil er verweigerte diese Tätigkeit, bis er sich sicher war, es nun perfekt zu können.


    Wir sind oft an unsere Grenzen gestossen, so konsumierten wir viele Erziehungsratgeber und haben von allem etwas aufgegriffen, vorallem jedoch den gesunden Menschenverstand. Das Strafen haben wir abgesetzt, wir fanden, dass dies unserer Familie nichts bringt, ausserdem hatten wir keine Lust unser Kind dauernd für sein Verhalten zu strafen. Wir stellten uns auf den Standpunkt, dass sein Verhalten auch eine Frage des Charakters (von Autismus hatten wir damals noch keine Ahnung) war, wir vertraten zwar die Meinung, dass man positiv auf den Charakter einwirken kann, aber komplett umkrempeln kann man ein Kind dann doch nicht.
    Ich arbeitete mit dem Jüngeren viele Kinderbücher durch, die Themen, wie Wut, Trotz, schlechtes Benehmen, Freunde, etc. behandelten, anhand dieser kleinen Geschichten versuchte ich ihm zu erklären, dass sein Verhalten auf unbeteiligte Dritte ungefähr so wirkt, wie wir es in den Geschichtenbüchern gelesen haben.


    Klassische Kinderbücher, wie Strubbelpeter, Hans Guck in die Luft, die Träumeliese, Max und Moritz hasste er. Diese riss er mir immer aus den Händen und schmiss sie fort, ich weiss bis heute nicht, warum er auf diese Bücher so schlecht reagiert hatte!


    Heute führen wir ein sehr harmonisches Familienleben. Strafen kennen wir nach wie vor kaum, als einzige Massnahme und diese ist mit der Schule abgemacht, erhält der Jüngere ein Game-Verbot, wenn er wieder zu spät in die Schule gekommen ist. Er hatte keinen Begriff von der Zeit, alles Zureden half nichts, es war für ihn ohne Bedeutung. Nun, mit dieser Folge gelingt es auch ihm plötzlich pünktlich zu sein.


    Unser jüngerer Sohn hat eine typisch autistische Eigenheit, die ich ihm gerne abgewöhnen möchte. Dauernd schaukelt er mit dem ganzen Oberkörper, nur im Stehen, sehr stark hin und her. Durch dieses Schauken fällt er natürlich sofort auf - vielleicht täusche ich mich, aber ich könnte mir vorstellen, dass er als Jugendlicher und später als Erwachsener nicht mehr so stark auffallen möchte. Mein Mann findet, ich solle ihn dabei belassen (auch er schaukelt, aber so dass es nicht auffällt) unser älterer Sohn (auch HFA) gibt mir recht, er unterstützt mich in meinem Bemühen, ihm vom Schaukeln wegzubringen (bis heute ohne Erfolg!!!). Nun habe ich dem Jüngeren versprochen, dass, wenn er es eine Weile aushält im Stehen nicht mehr zu Schaukeln, ich mit ihm zusammen gamen (ich hasse gamen!!!!) werde.
    Mich würde interessieren, was du davon hältst, Geisslein, soll man den Autisten seine Tics lassen, weil sie ihn beruhigen oder ist es o.k., wenn wir versuchen ihm diese abzugewöhnen, damit er in der Öffentlichkeit weniger stark auffällt. (Ein Autist fällt ja im Grunde genommen nicht so gerne auf, sagt mir jedenfalls der Ältere?!?)


    Liebe Grüsse, Monica

  • Hallo Monica,


    Hat dir dein Mann schon einmal erklärt, warum er schaukelt?
    Weißt du, warum euer jüngerer Sohn schaukelt?
    Übte dieses auch euer älterer Sohn aus, oder kann er verstehen, warum dieses erfolgt?


    Das Schaukeln hat immer irgendwelche Ursachen - sei es Freude, Anspannung, anderes wegen irgendetwas.
    Wer möchte unter Umständen eine Ausdrucksmöglichkeit von Freude verbieten?
    Welche Alternativen besäße euer jüngerer Sohn im Falle von Anspannung, Stress etc.?
    Man könnte auch verlangen, ein Mensch müsse die Mundwinkel nach unten ziehen, wenn er sich freut und fröhlich singen, wenn er sehr traurig ist. Dies zur Verdeutlichung, was eventuell praktisch von einem autistischen Menschen erwartet wird zwecks Anpassung.


    Wie können Autisten jemals wirklich gesellschaftlich anerkannt werden, wenn dieses nur dann der Fall zu sein scheint, wenn sie sich verstellen (müssen)?
    Immerzu sich selbst zu verleugen - ganz gleich welche Menschengruppe es betrifft - halte ich persönlich für nicht gesund.


    Die natürlichen Verhaltensweisen von Autisten würde ich persönlich nicht als Tics bezeichnen.
    Ist es für "euch" ganz allgemein ein Tic, wenn ihr bei Unsicherheit die Hand zum Nacken führt oder beim Nachdenken einen Finger an die Lippen legt? Zumindest wird dieses Körpersprache genannt und es bestehen sogar zahlreiche Bücher darüber, in denen sogar detailliert beschrieben wird, wie diese Sprachform verstanden werden und selbst besser angewandt werden kann.
    Bezüglich des Schaukelns teile ich wohl die Meinung Ihres Mannes.



    Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich an dieser Stelle ein sehr sehenswertes Video über autistische Körpersprache empfehle, das nicht von mir stammt:
    http://www.youtube.com/watch?v=8fBt_VoTFrE

  • Hallo Geislein


    Gerne auf Dein Beitrag einhgehe:
    Die Erziehung von Helen habe ich als ähnlich ABA bewertet, schrieb nie, dass es ABA war.
    (Das heutige) ABA ist mehr als Konditionierung. U.a. gehört da eine Einschätzung des Kindes gemäss seinem Können und ein daraus ausgerichteter Unterichts- und Übungsplan.


    ABA ist nicht Verbal Behavior, aber es wird von vielen als Ergänzung zu ABA betrachtet.


    Dein Zitat: "Chomskys Kritik an Skinners Werk wird als Widerlegung betrachtet." Wer darf eine Kritik auf welcher Grundlage als Widerlegung betrachten?
    Theroretisch kann man ach die Erziehung Helens noch so kritisieren, der Erfolg in der Praxis ist aber nicht widerlegbar.


    Zu Deinem: "Jedoch wurde ihr - als taub-blinder Mensch - ihre Umwelt erklärt, sodass sie in Kommunikation treten konnte. Dieses vermisse ich hinsichtlich ABA und Autisten."
    Das stimmt so nicht. Natürlich versucht man mit ABA auch dies zu erklären. Richtig ist, das ABA ein Fahrzeug ist um dem Kind etwas beizubringen. Dieses Fahrzeug kann man missbrauchen indem man dem Kind zB steheln beibringt, oder gewisse Sachen nicht beibringt. Kurz gesagt, strukturiertes Programm aufgrund der spezifischen Fähigkeiten wird mittels externe Belohung (da andere Kinder durch das Resultats ihres tun selber belohnt werden) und Löschung bei ungebührlichen Verhaltens gelernt. Ziel ist es auch, dass das Kind Freude am lernen hat.


    Natürlich hatte ABA zu Beginn als man es "erfand" riesige mängel. Aber schau Dir die damalige Psychiatrie an, was damals üblich war, würde heute empörung auslösen. Oder der damalige Schuluntericht, wirde heute niemand als gut befinden.
    Natürlich hat ABA auch heute noch Schwächen, wie alles, alles kann man noch verbessern. Und durch ABA erreicht man nicht alles und ABA deckt auch nicht alles ab, wie nichts auf der welt alles abdeckt.


    Zu Deinem: "Die "Vorteile", die autistische Menschen mit der Zeit mittels ABA erkennen sollen, sind Pseudo-Vorteile." Wie Du auf eine solche Aussage kommst ist mir schleierhaft. Was bringt Pseudovorteile?
    - Das Belohnen? Das Belohnungen beim Lernen wirkungsvoll sind ist allgemein bekannt.
    - Oder die Strukturierte Methode? Das ein strukturierte Lernmethode wirkungsvoll ist, ist soweit ich weiss auch allgemein bekannt.
    - Oder beziehst du Dich auf Studien? Dazu gibt es wirklich viele Studien die aber belegen, dass die ABA Methode die Kinder weiterbrachte.
    - Oder die Praxis? Na ja mein Kind kann heute lesen und sogar schrieben und es schreibt zB heute sehr gerne. Es hat dank der Methode viel mehr sprechen gelernt und sionst auch viel gelernt. Es hat auch sehr gerne mittels der Kärtchen Gegenstände, Gefühle, Begriffe etc gelernt, obwohl wir auch da Fehler machten, die damals Negatives auslösten das wir korrigieren mussten.


    Zum Käfig: Es ist ein Begriff den ich und andere für eien Zustand brauche, in der viele insbesondere Kannerautisten stecken, wenn sie gegenüber der Umgebung nicht offen sind, sich (in Ihren Käfig) zurückziehen, sich abgrenzen etc. Mit dem Begriff ist mit einem Wort viel gesagt, ob der Begriff treffend ist oder nicht, finde ich persönlich weniger wichtig.


    Zu Deinem: "Ferner fände ich es gut, wenn auch ABA(VB)-Vertreter anerkennen würden, dass Autisten eigene Meinungen und Erfahrungen besitzen." Also ich kenne keinen ABA Vertreter der dies nicht anerkennen würde. Das hat mit ABA auch nichts aber gar nuicht zu tun. ABA ist eine Methode, die man auch für gesunde Kinder anwenden kann und eien Methode kann weder der gemachten aussage zustimmen noch nicht zustimmen. Das ist etwa so, wie wenn jemand sagen würdest, es wäre gut, wenn mathematiklehrer endlich anerkennen würden, dass Kinder eingene Meinungen und erfahrungen besitzen.


    Zu Deinem: "Es ist ermüdend, autistisches Erleben in Frage zu stellen oder zu "erklären" mit einem Zeitenwandel oder gar "richtiger Anwendung von ABA". " Verstehe nicht, was Du damit sagen willst, aber eine Lernmethode kann per definition ein Erleben doch nicht in Frage stellen.


    Zu Deinem: "Es kann genannt werden wie gewollt, doch empfinden es Autisten oder Kinder als Bestrafung, wenn sie sich nicht gut genug aus Fremdsicht verhalten haben und dadurch nicht an ihr eigentliches Interesse gelangen oder nicht die in Aussicht gestellte Belohnung/Verstärkung erhalten." Natürlich ist das so. Wenn ein gesundes Kind sein Zimmer nicht aufgeräumt hat und deshalb kein Glace bekommt, kann das eintreten. Wenn ein Kind die Hausaufgaben nicht gemacht hat, kriegt es wahrscheinlich auch nicht das was es gerne möchte und kann dies als Bestrafung ansehen. Vieleicht seihtb es auch nicht ein, warum es das Zimmer aufräumen muss, ist das ein grund das Zuimmer nicht aufzuräumen bzw die klace zu bekommen? Wenn wir Eltern der Meinung sind, für Autisten gälte dies nicht was für andere Kinder Ihrer Entwicklung angepastt gilt, dann diskrinmminieren und separieren wir unsere Kinder selber und leisten den Ansichten Vorschub, dass man zB unsere Kinder nicht in eine normale Schule integrieren könne.


    Zu Deinem: "Wie würden "normale" Erwachsene reagieren, wenn deren persönliche Interessen zu Manipulationswerkzeugen umgewandelt würden und sie sich nur noch dann mit ihren Interessen oder Hobbies beschäftigen dürften, wenn sie sich nach undefinierten Maßstäben anderer "korrekt" verhalten würden? " Es ghet hier nicht um Manipulation! Die Massstäbe sind bzw sollten auch klar definiert werden, sonst hat man was falsch gemacht. Dein Beispiel erleben auch wir als Erwachsene doch immer wieder. Oder darfst Du mit den Wanderschuhen in eine Turnhalle um Deinem Hobby zu fröhnen? Wir alle haben uns an Regeln zu halten, dh dürfen zB erst wenn wir Turnschuhe mit heller Sohle angezogen haben in die Turhalle. Wir müssen uns auch an Regeln halten, wenn wir sie nicht verstehen, oder wenn wir anderer Meinung sind. Oder darf ich 120 auserorts fahren, nur weil ich nicht einsehe, weiso man hier nur 80 fahren darf, oder weil ich der Meinung bin, dass ich ein besonders guter Autofahrer bin? Auc hier gilt dasselbe wie oben, wenn wir für unsere Kinder grundsätzlich anderes beanspruchen, kapseln wir sie selber ab und leisten der Diskriminierung Vorschub.


    Zu Deinem: "Wer definiert, was "unangebrachtes" Verhalten ist? " sehr gute philosophisceh Frage, die aber absolut nichts mit Autismus zu tun hat. Wenn ich bei Dir oder Du bei mir eingeladen wärst (wäre noch eine Idee.. smile) und jemand von uns sich mehrfach völlig neben den üblichen Konditionen (Knigge) benehmen würde, zB wie bei den Chinesen üblich direkt mit entsprechendem Geräusch in einen Spucknapf auf den tisch zu spucken, würde das der andere sicher nicht gutheissen, obwohl dies bei Chinesen eben anders ist, Wollen wir unseren Kindern im gegensatz zu anderen Kindern generell "unangebrachtes" Verhalten (bis zu welchem grad und warum bis dort?) zugestehen, dann würden wir wieder der Diskriminierung Vorschub leisen.


    Dein: "Es wäre mitnichten eine positive Diskriminierung, wenn mit autistischen Menschen anders verfahren würde als mit "normalen" Menschen. Die Entwicklungsschritte erfolgen lediglich in anderen Zeitrahmen."
    Das sehe ich genau so! wie und mit welchen Schritten das man es macht, ist verschieden. Es ist immer so, mit einem zweijährigen wird anders verfahren als mit einem Volljährigen, eben spezifisch seiner Entwicklung in den unterschiedlichen Bereichen. Aber wenn man generell der meinung ist, dass Autisten nur das machen müssen und sich an das halten müssen was sie verstehen, dann wäre es eine Diskriminierung!

  • Liebes Geisslein


    Deine Beiträge helfen mir sehr viel weiter beim Verständnis meines AS-Sohnes (12).


    Aber sie machen mich auch ratlos - noch ratloser.


    Ich fühle mich zerrieben zwischen allen Fronten.


    Das ist nicht Deine Schuld, aber ich muss es hier loswerden.


    Typisch "Eltern"?

  • Dein Beispiel mit dem Keks und dem Schreien am Tisch ist ein gutes konkretes Beispiel. Es gibt dann keinen Keks, das ist richtig. Genau so wurde eben bei Helen Keller auch vorgegangen, das meinte ich mit Ähnlichkeit zu ABA. Der Erfolg bei Helen Keller wird wohl nieman bestrieten können.
    Du meinst dazu: "Das sind in der Anfangsphase ausgrenzende Maßnahmen. innerhalb der Familie. Das wird selbstverständlich nicht als "dann gibt es eben keine Belohnung" verstanden werden können."
    Man kann alles verschieden sehen. Auch hier gilt aber: Ein gesundes Kind würde man nach so schlechten Benhemen auch keine Belohnung/Keks noch geben, egal wie es die Situation betrachtet. Aber wie mehrfach erwähnt, soll die für Autisten wieder nicht gelten?
    Das es selbstverständlixch nicht als dann gibt es keine Belohung verstanden wird, muss ich entschuieden widersprechen! Ich ahlte unsere Kinder nicht als so blöde. Der Beweis das sie es verstehen ist auch, dass sie eben mit der Zeit ihr Verhalten verbessern. Wenn sie sden zusammenhang nicht sehen würden, würden sie das auch nicht tun. Aber wie erwähnt im Film Helen Keller ssieht man dutzende von solchen Sachen und wie es Helen schlieslich geholfen hat.


    Zu Deinem: "Durch Anwendung von ABA sehe ich (und auch andere nicht nur autistische Menschen) grundlegende Menschenrechte, insbesondere die für Autisten, verletzt. Vor allem die Würde sowie die geistige und seelische Gesundheit." Konkret, habe ich die Menschenwürde meiner Tochter verletzt, indem ich sie dahin geführt habe Freude zu haben am schreiben und vieles zu lernen, statt tagein tagaus ins nichts zu starren und nur bällen nachzusehen und zwischendurch zu weinen? Wenn das menschewürdenverletzung ist, dann habe ich es gerne getan und werde es wieder tun.
    Ist es eine Verletzung der menschenwürde wenn Du nur mit Turnschuhen mit heller Sohle in der Turnhalle Deinem Hobby fröhnen darfst? Wenn Du die Kosequenten für ein Rotlich überfahren mittels Busse tragen musst? Wenn ein gesundes Kind Strafaufgaben erhält, wenn es etwas schlechtes gemacht hat? Wenn ein Kind belohnt wird (Belohung ist das wesentlichste bei ABA) wenn es etwas gut macht?
    Wenn man Aufgaben auf den individuellen Kenntnisstand des Kindes anpasst? Wenn man das lernen Strukturiert und in kleinen individuellen Einheiten anpasst?
    Wenn nein, dann ist es die Anwendung von ABA es auch nicht!


    Dein: ""Normale" Menschen und Autisten können vor dem Hintergrund ABA nicht miteinander verglichen werden, denn erstgenannte besitzen laut Definition keine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die sich vor allem auf der sozialen Ebene äußert."
    ABA kann man auch für normale WMenschen anwenden und es wird teilwesie auch unbewusst angewendet. Bekanntlich müssen Menschen wenn sie in einem Bereich Defizite haben, umso mehr lernen und umso effizienter lernen, damit sie diese möglkichts ausgleichen können. Und durch ABA kann man das eben.


    Dein: "Es wäre mitnichten eine positive Diskriminierung, wenn mit autistischen Menschen anders verfahren würde als mit "normalen" Menschen. Die Entwicklungsschritte erfolgen lediglich in anderen Zeitrahmen."
    Das sehe ich genau so! wie und mit welchen Schritten das man es macht, ist verschieden. Es ist immer so, mit einem zweijährigen wird anders verfahren als mit einem Volljährigen, eben spezifisch seiner Entwicklung in den unterschiedlichen Bereichen. Aber wenn man generell der meinung ist, dass Autisten nur das machen müssen und sich an das halten müssen was sie verstehen, dann wäre es eine Diskriminierung!


    Zu Deinem guten Beispiel betreffend Körperwahrnehmung: Das ist so. Bedenke, ABA definiert nicht, was ungebührliches Verhalten ist und ABA "weiss" auch nicht wie die Körperwahrnehmung ist. So kann man mit ABA eben auch schlechtes lernen, wie man mit einem Küchenmesser auch schlechtes anstellen kann. Und das wurde gemacht und wird teilweise immer noch gemacht. Daran ist aber nicht das ücghenmesser und auch nicht ABA schuld. ABA ist nur die Methode etwas zu verändern, wünschenswert wäre es positiv zu verändern, man kann es aber auch negativ machen. Kurz gesagt, je besser die Erkenntnisse sind, desto besser kann ABA richtig angewandt werden.


    Zu Deinem: "Bezüglich Autisten wird nicht darauf geschaut, warum diese eventuell ein Problem am Tisch besitzen" Auch da stimme ich Dir zu, ist ein generelles kein ABA Problem. Siehe oben.


    Zu Deinem: "In der Pädagogik gilt es eigentlich als Tabu einem Kind den Willen eines Erwachsenen aufzuzwingen." Diese Pädagogik kommt noch vom kindzentrierten antiautoritären Erziehungstil. Ein Tabu ist sher hart und absolut formuliert, weshalb ich es leicht widerlegen kann. Wenn ein Kleinkind trotz Erklärung auf die Autobahn krabbeln, rennen oder weiss ich was will, dann würde jeder dieser Pädagoge seinen Willen nicht auf die Autobahn zu gehen durchsetzen, mit allen Mitteln die nötig sind. Also ist dieser Satz schlicht kein Tabu!


    Dein Beispiel bezüglich 3D ist sehr gut und Du begrüsst damit ob bewusst oder unbewusst zumindest teilweise ABA. Zu ABA gehört, die individuelle Entwicklung in den verschiedenen Bereichen zu bestimmen und darauf eben ein Lernprogranmm in recht kleinen Schritten zu entwickeln. Das ist quasi die eine Hälfte von ABA, die andere ist das Verstärken (Belohnen) beim Lernen.


    Zu Deinem: "Ich würde es allgemein begrüßen, wenn andere Menschen den Dialog mit Autisten suchen würden, "
    Soweit dies möglich ist, tun dies wohl die meisten Eltern. Nur ein Dialog mit Kanneraustisten ist oft äusserst schweirig. Dank ABA können sie aber lernen, besser zu kommunizieren, das ist doch super.


    Zu Deinem: "Es ist die Frage: Lernt ein Autist aus Angst vor einem Verlust auf persönliche Verhaltensweisen zu verzichten, die ihm Entspannung und Wohlbefinden boten, damit ihm nicht auch noch die zweitwichtigsten Dinge in seinem Leben genommen werden?"
    Oh nein, das ist schlicht nicht die Frage. ABA beruht nebst dem strukturiertem Vorgehen auf Belohung und das ist etwas ganz anderes als Verzicht, das ist mehr, zusätzlich. Wenn die Belohung stärker ist als das unangemessene Verhalten, dann wird er sich für die Belohung entscheiden und ist zufrieden mit dem. Wenn nicht, dann bleibt er beim unangemessenen Verhalten, weil es für ihn eben wichtiger ist! Er entscheidet in der Regel selber!! und abertausende Praxisbeispeiel belegen deren Erfolg wie übrigens auch Studien.


    Zu Deinem:"Vor allem betrifft das eine direkt die Persönlichkeit, die andere Menschen scheinbar nicht anerkennen wollen" Durch seine Wahl bestimmt er wie oben erwähnt selber. Das Eltern die ABA machen autisten keine Persönlichkeit zugestehen sollen, finde ich seeeeehr gelinde gesagt eine sehr harte und gewagte Aussage.


    LG
    Vater

  • Hallo Monica


    Würde ihn keinesfalls bestrafen wegen des Schaukelns.


    Am besten wäre es, dass Schaukeln, möglichts ursächlich anzugehen, so dass er es von sich aus gar nicht mehr machen möchte. Möglicherwesie würden da biomedizinuische Interventionen nützen, dh sein Stoffwechsel zu normalisieren (nicht Medikamentös!). Ich vermute, dass da auch Neuropfeedback (nach Othmers) helfen würde. Mein Kind hatte diese Auffälligkeiten kaum, weshalb ich da nicht von Erfahrung sprechen kann. Vorteil dieser Therapien sind die "Nebenwirkungen", dass er, seine Nerven, Stoffwechsel etc normalisiert würde und dadurch auch andere vielleicht untergründige Sachen gleich auch noch normalisierter würden, er ausgeglichener wird, sich besser wahrnehmen könnte, vieleicht sogar in der Schule besser wäre und ähnliches. Diese Erfahrung habe ich und viele anderen gemacht


    Wenn das nicht geht oder nicht gewolllt wird, dann finde ich Deine Idee gut. Das Schaukeln hat für Ihn aus Irgendeinem Grunde einen Wert. Der kann sehr hoch / sehr wichtig sein für ihn. Aber wenn es etwas gibt, dass ihm noch wichtiger ist, noch mehr wert hat für ihn, (nicht für Dich), dann wird er freiwillig einen Tausch eingehen und es wird für ihn stimmen, da die Tauschsache ja wichtiger für ihn ist.


    LG
    Vater

  • Liebe Elisabeth,


    für typisch "Eltern" halte ich das nicht, sondern für typische Informationsweitergabe, die Autisten an sich ausklammert (auch wenn sie Gesprächsgegenstand sind).

  • Bitte nicht einen taubblinden Menschen mit einem autistischen Menschen vergleichen. Und bitte auch nicht die Maßnahmen mit einem autistischen Menschen vergleichen, durch die ein taubblinder Mensch seine Umwelt begrifflich erklärt bekommt.


    Ein blinder Mensch sieht nicht, sondern fühlt, dass es alle möglichen Formen gibt. Damals sollten sich Menschen ebenfalls angepasst verhalten. Dazu zählte auch, dass blinde Menschen nicht ständig überall "herumfummeln" sollten, was sie notwendigerweise jedoch tun müssen.


    Gehörlose Menschen können Lautsprache nicht erkennen. Trotzdem können sie selbst Geräusche produzieren, die sie selbst erkennen lernen können, wenn sie auf Vibrationen achten - um sie zu vermeiden, damit andere Menschen zufrieden sind.


    Selbst in der heutigen Zeit noch gibt es Gehörlosenschulen, in denen NICHT mittels Gebärdensprache unterrichtet wird, sondern das Lautieren geübt wird. Nicht hörende Menschen äußern sich negativ darüber.


    In Kombination bedeutet blind plus gehörlos, dass er Mensch nicht sehen kann, was sich in seiner Umwelt befindet und nicht weiß, was sich dort befindet - kann sehr viele Funktionen nicht kennen. Wenn in der damaligen Zeit ein Mädchen nur nett herumsitzen durfte - wie sollte es lernen, sich zurechtfinden zu können?


    Diese beiden grundsätzlichen Probleme (blind und gehörlos) besitzen Autisten allgemein nicht (obwohl aufgrund von Verhaltensweisen vermutet wird, dass in seltenen Fällen dieses auch bei einem Autisten bestehen kann).


    Helen Keller lernte ihre Umwelt durch Heranführen kennen und benennen durch Buchstabenzeichen auf der Handfläche, wie es heute auch noch praktiziert wird bei taubblinden Menschen - und das nennt sich nicht ABA und ist auch nicht ABA-ähnlich. Es mag zwar anerkennenswert sein, dass grandiose Beispiele gesucht werden, die fast wie ein Wunder wirken weil es eventuell die menschliche Vorstellungskraft übersteigt um dadurch eine Verbindung zum Autismusthema herzustellen. Das hinkt. Das hinkt genauso wie wenn Leute behaupten, Michelangelo, Mozart und Einstein wären autistisch gewesen. Diese Menschen sind tot, sie wurden nicht diagnostiziert bzw. hätten nicht diagnostiziert werden können. Sie können nicht äußern, wie oder was sie erlebt/wahrgenommen haben. Es ist Spekulation, die keinen wirklichen Nutzen birgt.


    Es geht nicht um den "Erfolg". Autistische Menschen können nicht mit "altersgerecht entwickelt und neurotypischen" Menschen verglichen werden. Das ist ein häufiger Fehler, den nicht nur Eltern machen, sondern auch Fachleute. Sie sehen, dass autistische Menschen optisch nicht "behindert" wirken, also müssten sie irgendwie auch dazu gebracht werden, sich "entsprechend" zu verhalten. Das tun sie. Sie sind nämlich autistisch. Eltern sehen ein anderes vierjähriges Kind. Das kann sprechen. "Wann kann mein autistisches Kind sprechen? Er ist schon fünf!" Und dann wird alles getan, was alle möglichen Maßnahmen zu bieten haben. Irgendetwas "müsse" schließlich funktionieren. Dann taucht hier und da ABA als das Wundermittel auf. Hauptargument ist auch oft, ohne ABA könnten sich die Kinder gar nicht zu Fähigkeit X entwickeln/entwickelt haben. Was haben all die Menschen ohne ABA gemacht in den vergangenen Jahrzehnten? Auf diese Frage wird gerne geantwortet, dass diese Autisten dann nur ganz leicht betroffen sein könnten. Man kann nämlich nicht das Konzept in Frage stellen, weil es demnach unlogisch wäre, dass sich autistische Menschen auch ohne ABA entwickeln können.



    Bitte nenne Beispiele für "so schlechtes Benehmen".
    Ist es schlechtes Benehmen, wenn ein nichtsprechender Autist im Ernstfall schreit um sein Unbehagen auszudrücken? Oder wenn andere ihn nicht in seinem Verhalten/seinen Bedürfnissen zuvor verstanden?
    Ist es schlechtes Benehmen, wenn ein Autist vielleicht nicht auf diesem Platz oder diesem Stuhl sitzen kann, weil der Stuhl oder der Platz oder die Situation Unbehagen in ihm auslösen können?


    Ein "gesundes" Kind wird in der Regel keine (hyper)sensibel ausgeprägten Sinne besitzen und demzufolge vieles gar nicht wahrnehmen können, was autistische gesunde Kinder wahrzunehmen in der Lage sind. Für was also werden Autisten "gestraft"?


    Eine Frage: Glaubst du, dass ich Autisten für blöd halte?


    Du schreibst "Der Beweis das sie es verstehen ist auch, dass sie eben mit der Zeit ihr Verhalten verbessern." Unter ABA. Es ist operantes Konditionieren. Eine Taube lernt auch irgendwann, dass sie nur Futter erhält, wenn sie beispielsweise auf das X hackt und nicht auf das O. In Erwartung einer Belohnung, wird sie das "richtige" Verhalten natürlich immer häufiger zeigen, bis die Situation wieder verändert wird. Das ist bei Kindern nichts anderes. Gib einem Kind fünf Euro, wenn es den Müll hinausbringt, gebe ihm immer fünf Euro, wenn es den Müll hinausbringt - und irgendwann wird es für alle Tätigkeiten, die für Erwachsene erledigt werden könnten fünf Euro erhalten wollen.
    Im Wesentlichen ist solches das Grundprinzip. Entscheidend kommt hinzu, dass Eltern vorausschauend planen sollen und die "Übungen" modifizieren, wenn zwar ein "positives" Verhalten erfolgt, dieses jedoch negative Auswirkungen erlangen könnte hinsichtlich "Kontrolle" der Eltern über das autistische Kind.


    Du vergleichst ständig Äpfel mit Birnen oder Pferde mit Ochsen. Eine sinnvolle Diskussionsgrundlage kann ich dem nicht entnehmen.
    Es geht um autistische Kinder, auch schon um Kleinkinder, die sich autistisch verhalten, welches nicht von anderen Menschen geduldet werden will oder gar verstanden wird - und du fragst mich, ob es eine Verletzung der Würde wäre, wenn ein Mensch ein rotes Ampelsignal überfährt und Konsequenzen tragen soll? Den Zusammenhang erkenne ich nicht und finde es äußert verwerflich, eine etwaige Antwort als Bestätigung für die Anwendung von ABA zu werten. Aber so funktioniert ABA und mich wundert das nicht wirklich. Es wird keine echte Wahl gelassen und das was scheinbar "frei" gewählt wird, wird auch noch als Erfolg gewertet.


    An dieser Stelle breche ich die Kommunikation mit dir ab.
    Lese nicht in meinen Zeilen etwas, das ich nicht geschrieben habe und wende nicht meine Äußerungen so, wie es gerade zu pro ABA passen würde. Das ist nach meinem Empfinden subtil und ekelhaft.

  • ich habe all die letzten mails da gelesen und musste ganz fest weinen. und ich bitte euch alle, lasst euch berühren , liebe monica, und alle andern...lasst euch verunsichern, lasst euch in frage stellen.....


    beim lesen der zeilen habe ich ganz viel "durchlebt". ja um was geht es letztlich im begleiten von unseren kindern...das sie sich entwickeln können , dass sie sich entfalten können. in ihrer art und weise, in ihrem tempo, in ihrer kraft und ausdruck. nicht das sie so werden wie wir es haben möchten , wie wir die welt sehen und als "richtig " empfinden.wir müssen nicht mit belohnen und strafen unsere kinder abrichten , zurechtbiegen, "normalisieren"...


    ich erlebe es immer wieder als besonderes geschenk und herausforderung mit meinem jungen zu leben.er weist mich immer wieder auf themen hin , mit diesen ich mich auseinandersetzten will. für mich geht es darum, was bewegt mein kind, was braucht es, dass es sich sicher fühlt, das es sich ohne angst bewegen und wachsen kann.


    er zeigt mir immer wieder themen auf, die es sich lohnt hinzuschauen, ganz genau, was passiert da nun , was läuft da bei mir ab, bei ihm ab.


    warum kommt er in so grossen stress, warum muss er so schreien ...höre ich vorher seine hilferufe nicht? es geht nicht um schuld oder wenn ich mehr gemacht hätte.....für mich geht es darum jeden tag wieder neu mein kind als ganzes wertvolles wesen zu sehen.zu achten wer er ist.und wie er ist. sicher , auch ich komme immer wieder an meine grenzen, wo ich nicht weiter weiss...situationen , die ich einfach nicht verstehe....aber wir können nicht unsere kinder verbiegen , wir können die umgebung verändern , uns verändern.für mich ist respekt vor dem kind, achtsames begleiten sehr wichtig.klare regeln und grenzen und schutz. seit über einem jahr begleite ich nun meinen sohn in eine schule. eine freie schule nach montessori und rebecca wild. dort steht das kind im mittelpunk. kinder in ihrer entwicklung begleiten ohne aktiv in ihr tun einzugreifen. es hat ganz klare regeln und grenzen und schutz. unser sohn ist der einzige mit einem apserger-syndrom.


    ich darf erleben wie er aufblüht, sich entwickelt und wächst. riesige schritte macht, gerade auch im sozialen bereich. endlich darf er selber sein , dazugehören so wie er ist.für uns als familie hat sich sehr viel entspannt und verändert. wir sind immer wieder aktiv am hinschauen und uns reflektieren, was hat es mit mir zu tun? was ist mein thema darin , wie kann ich da in eine ruhe kommen? wie kann ich diese thema angehen , das mein sohn mir spiegelt?


    ich möchte allen mut machen , auf ihre kinder zu hören! sie haben uns sehr viel zu sagen. dir geisslein ganz herzlichen dank für all dein teilen von deinen gedanken! freue mich auf weitere beiträge.


    beatrice

  • Ich finde es sehr spannend, einmal eine "Innensicht" von ABA durch eine Betroffene (Geisslein) zu bekommen. Meine eigenen Erfahrungen mit ABA (als Mutter) sind zwiespältig. Ich fand es sehr interessant, endlich mal eine Methode kennenzulernen, mit autistischen Kindern umzugehen, um nicht zu sagen, sie zu erziehen. Wir waren da vorher ziemlich ratlos. Doch mit der Zeit habe ich immer mehr Zweifel an der Methode bekommen. Wenn sie "stur" angewendet wird, grenzt es - entschuldigt das ketzterische Wort - an "Dressur" (was durch die Erfahrungen von Geisslein auch bestätigt wird). Wir kamen auch an unsere Grenzen bei der praktischen Ausführung im Alltag. Ich kann nicht ständig mit einem Punkteblatt mein Kind auf Schritt und Tritt verfolgen, es dauernd beobachten und bei jedem erwünschten Verhalten Punkte machen - besonders schwierig ist das in der Öffentlichkeit. Ausserdem habe ich auch noch anderes zu tun, als ständig zu beobachten, womit mein Kind sich beschäftigt und ihm alles zu entziehen, was es gerne hat, damit ich es später als Belohnung einsetzen kann. Es ist sicher gut, wenn man nur mit Belohnung arbeitet und nicht mit Bestrafung - aber das Entziehen von Belohnung bedeutet ja auch eine Art Strafe.
    Der Schwachpunkt bei ABA - wie gesagt, wenn es stur angewendet wird - ist, dass es davon ausgeht wie das Kind funktionieren soll, anstatt davon, was das Kind braucht. Man müsste beides kombinieren können. Natürlich soll ein Kind lernen, sich "richtig" zu verhalten, um in der Gesellschaft bestehen zu können. Aber wo sind die Grenzen? Man muss auch akzeptieren, dass ein Autist anders tickt als ein NT und den Menschen nicht um jeden Preis an seine Umwelt anpassen wollen. Es braucht auchVerständnis und Anpassung der Umwelt an den Menschen. Ich denke, jede Familie muss da ihren eigenen Weg finden.
    Ich kann die Verwirrung von Elisabeth gut verstehen. Ich dachte eine zeitlang, ABA sei die am besten wirksame Therapie, das sei wissenschaftlich belegt (so steht es z.B. in der Fachdokumentation von Autismus Schweiz 2009. S.9), also hatte ich den Eindruck, das sei DIE Therapie für Autisten. Inzwischen musste ich aber erstaunt feststellen, dass viele Fachleute dieser Methode sehr skeptisch gegenüberstehen oder sie sogar ganz ablehnen. Wenn ich die emotional geladene Diskussion auch hier im Forum mitverfolge, verstärkt sich mein Eindruck , dass um ABA eine Art ideologischer Kampf ausgetragen wird. Aber ich denke, es gibt wie in vielen anderen Dingen nicht einfach richtig oder falsch. Viele Wege führen nach Rom. ABA hat uns wertvolle Anstösse geliefert, aber es bleibt jedem selber überlassen, die Methode in den Alltag mit dem Kind zu integrieren. Es gibt verschiedene Therapiemethoden, aber es gibt kein Allheilmittel. Die Erfahrungen von Geisslein sollten wir respektieren, wir können sie ihr nicht absprechen. Wir können aber davon lernen.