Eltern haben zahlreiche Herausforderungen genannt, welche im Zusammenhang mit Verhalten stehen, welches ihr Kind in bestimmten Situationen zeigt. Die Eltern berichteten von vielen Wutanfällen, Verzweiflungsanfällen sowie Panik- und Angstanfällen ihrer Kinder, welche den Alltag enorm belasten. Eltern haben vor allem Verhalten genannt wie: Das Kind schreit, wirft sich auf den Boden, verharrt in Stereotypien, zeigt Autoaggressionen (sich schlagen, Kopf auf den Boden oder gegen die Wand schlagen), das Kind zeigt Aggressionen gegenüber anderen Menschen oder es flucht und benutzt Schimpfwörter.
Berichtet wurde vor allem von drei Situationen, in welchen solche Verhaltensweisen auftreten:
1. Situationen in denen eine Veränderung, ein Wechsel oder eine Unterbrechung eintritt:
Kinder haben oftmals mit Veränderungen und neuen Situationen grosse Mühe. Ein Mutter dazu:
"Ich bin jetzt immer mit ihm mit dem Auto zum Coiffeur und jetzt hat es so schlimme Baustellen […]und dann habe ich beschlossen, wir gehen mit dem Zug, das ist schwierig für ihn. Und wenn die Coiffeuse jetzt mal findet, man könnte noch die Haare waschen obwohl man vorher nur nass gespritzt hat, dann ist es nochmals schwierig."
Veränderungen im gewohnten Tagesablauf, die einen Übergang bedingen, können zu Konfliktsituationen führen. Wie zum Beispiel der alltägliche Gang von zu Hause in den Kindergarten oder in die Schule:
„[…] er möchte weiterspielen und das wird dann ein bisschen schwierig, da haben wir immer..., das ist ein bisschen eine heikle Phase, bis er dann draussen ist.“
2. Situationen in denen sich das Kind nach Regeln und Normen verhalten soll:
Genauso schwierig scheint für die Kinder das Befolgen von gewissen Regeln und Normen, welche für sie oft auch nicht verständlich oder logisch sind. So schilderten Eltern Situationen wie, dass ihr Kind anderen zur Begrüssung an den Haaren zieht anstatt die Hand zu geben, sich nicht an soziale Regeln hält oder grosse Schwierigkeiten hat, irgendwo zu warten.
Eine Mutter über eine soziale Situation:
„Er hat dann alle Kinder angespritzt, auch diejenigen, die es nicht so gerne gehabt haben und er hört dann nicht mehr auf, also auch wenn die Kinder Stopp rufen oder anfangen zu weinen. Er kann dann, er ist dann wirklich eingespannt, er hört dann nicht mehr auf.“
Eine Mutter zum Thema „Warten“:
„Er musste in einer Reihe warten, Ticket kaufen egal, vor dem Zoo, oder auch bei der roten Ampel. War eine rote Ampel und wenn wir ein bisschen warten mussten, hat er begonnen zu schreien, bis die rote Ampel wieder weg war. Jedes Mal wenn wir mit dem Auto irgendwohin gefahren sind, bei jeder roten Ampel. Und eben auch in der Reihe Ticket kaufen, also da auch.“
3. Situationen in welchen das Kind mit spezifischen Ängsten oder lauten Geräuschen konfrontiert wird: Spezifische Ängste sind oftmals der Grund warum Kinder in Panik geraten, schreien oder davon laufen. Die Eltern berichteten von Angst vor uniformierten Menschen, Frauen in Trachten, Frauen mit Kopftüchern, vor Puppen mit menschenähnlichen Gesichtszügen, vor Dunkelheit, Zwergen, Wasser, dem WC, lauten Geräuschen oder vor Hunden.
Ruhe und Geduld bewahren...
Der Umgang mit den Verhaltensweisen und Reaktionen auf gewissen Situation, welche die Kinder zeigen, wurde von allen Eltern als sehr belastend beschrieben und erfordern viel Ruhe und Geduld. Dies gelingt nicht immer gleich gut. Eine Mutter erzählte von besonders belastenden Situationen durch schwierige Verhaltensweisen ihrer Tochter:
„Und dann muss man die Ruhe bewahren, dass man weiter vorwärts kommt. Man muss die Ruhe gegenüber dem Kind bewahren, dass man nicht ungeduldig oder wütend ...oder explodiert oder sonst etwas wird. […] Man bleibt nicht immer ruhig, man hat manchmal Angst, dass man das Kind totschlägt.Ja. Also ich kann nicht abstreiten, dass ich nicht schon im Affekt ihr fast eine runtergehauen habe, weil _ich_ nicht mehr konnte. Genauso wenig mein Mann. Obwohl wir beide...das sind nicht wir, aber sie kommen so an Grenzen und es ist wirklich kein dummes Geschwätz, je nach dem was passiert merkt man in sich Panik, dass man die Kontrolle verlieren könnte. Und das ist... also grauenhaft.Und das passiert. Regelmässig und immer wieder. Nicht dass ich die Kontrolle verliere, aber dass ich innerlich merke, was mach ich jetzt.“
Schwieriges Verhalten in der Öffentlichkeit
Als typisch belastende Situation wurde von den Eltern auch der Wutanfall in der Öffentlichkeit genannt. Stellvertretend dafür eine Mutter:
„Und eben diese Situationen, wo er dann diese Wutanfälle bekommt... alle schauen, alle. Ohne Ausnahme [...] Diese Mutter, die ist doch furchtbar, die furchtbarste Mutter dieser Welt, wie kann man so ein Kind erziehen, dass sich dann so auf den Boden schmeisst und dann schreit wie verrückt und sich schlägt, also was für eine Mutter ist das. Also solche Kommentare kommen einfach[…] tut das weh, weil man weiss, dass diese Leute sich über die Fähigkeiten der Mutter Gedanken machen und auch über das Kind. Sie denken es ist ein schlimmes, freches Kind obwohl das nicht stimmt und das tut auch weh. Und dann eben diese unglaublichen Gesichtsausdrücke und die unglaublichen Variationen, wie die schauen können und sich nicht zurückhalten können, oder möchten. Sondern die möchten wirklich, dass man das mitbekommt, dass man das schlecht macht.“
Umgang mit schwierigem Verhalten
„Und die Kunst ist es herauszufinden, was eine solche Reaktion auslösen könnte und sie dann zu verhindern. Oder wie kann man die Tochter darauf vorbereiten, dass es nicht passiert. Also wie kann ich die Rahmenbedingungen schaffen, dass es nicht passiert.“
Gut strukturierte Tagesabläufe, Rituale und akribische Vorbereitungen auf bestimmte Situationen werden von den Eltern als wirksame Rezepte gegen schwierige Verhaltensweisen beschrieben.
Teilen sie ähnliche Erfahrungen und welche Rezepte haben sie?